# taz.de -- Sechs Jahre rechte Demos in Dresden: Pegidas „Geburtstag“ fällt flach
       
       > Am Sonntag wollen die Pegida-Protestler eigentlich feiern, dass sie seit
       > sechs Jahren jede Woche in Dresden demonstrieren. Doch das wird nichts.
       
 (IMG) Bild: Das Bündnis „Herz statt Hetze“ will zu Kundgebungen in Dresden ziehen
       
       DRESDEN taz | Manchmal ist man ganz froh über die Auflagen, die derzeit
       wegen der Coronakrise gelten. Lutz Bachmann, Anführer der islam- und
       ausländerfeindlichen [1][Pegida-Bewegung], stellte sich als Opfer
       restriktiver Corona-Auflagen hin, als er per Videobotschaft die Absage der
       Sechsjahresfeier in Dresden bekannt gab. Ursprünglich wollte Pegida am
       Sonntagnachmittag auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche demonstrieren. Für
       die vom Ordnungsamt geforderten vier Quadratmeter pro Person aber reiche
       kein Platz Dresdens, behauptet Bachmann, als würden Zehntausende erwartet.
       Stattdessen kündigte er ab Montag eine „Geburtstagsfeierwoche“ mit
       dezentralen Aufzügen an.
       
       Wie dünn diese Begründung ist, zeigen die Gegendemonstranten, die an ihrer
       Straßenpräsenz am Sonntag festhalten. Das Bündnis [2][„Herz statt Hetze“]
       will ungeachtet der Pegida-Absage zu zwei Kundgebungen auf dem Neumarkt und
       auf der „Cockerwiese“ ziehen. Die nach dem legendären Rockkonzert von Joe
       Cocker 1988 benannte Wiese im Großen Garten war Pegida von der Stadt als
       Ausweichort angeboten worden, worauf Bachmann aber nicht einging.
       
       Man habe genau deshalb die Wiese als Kundgebungsort gewählt, sagte
       Sprecherin Rita Kunert von „Herz statt Hetze“. Zugleich bezeichnete sie die
       Pegida-Absage als „großen Erfolg“. Sie sei wohl auch unter dem Eindruck des
       Aufrufs zur Gegendemo erfolgt, den 50 Vereine, Institutionen und
       Persönlichkeiten unterzeichnet hatten.
       
       Zu den aktiven Organisatoren zählen beispielsweise der Verein „Tolerave“
       als Veranstalter der im Frühjahr seuchenbedingt abgesagten
       „Tolerade“-Parade, der „Gerede“-Verein gleichgeschlechtlicher Lebensweisen,
       Black Lives Matter Dresden, das Bündnis für Pflege und vor allem die
       hartnäckigen Gegendemonstranten von „Hope – Fight Racism“, die konsequent
       an allen bislang 219 Pegida-Versammlungsmontagen das Patriotenkuscheln
       störten. Aber auch die Sächsische Bibliotheksgesellschaft hat eine
       Kundgebung „Demokratie braucht Rückgrat“ auf dem Altmarkt angekündigt.
       Hinter ihr stehen CDU und FDP.
       
       ## Breiter Gegenprotest geplant
       
       Zeigen wollen sich auch „Fridays for Future“-Aktivisten, Kirchen, die Grüne
       Jugend, Jusos und der Linken-Stadtverband. Der Sächsische Flüchtlingsrat,
       Stadtteilinitiativen und die Verbrauchergemeinschaft haben ebenfalls zur
       Teilnahme aufgerufen. Am Sonntag feiert zugleich die Frauenkirche ihre
       Kirchweihe vor 15 Jahren und will mit einem Friedensgebet ebenfalls ein
       Zeichen setzen.
       
       Seit dem vierten Pegida-Jahrestag 2018 hat die Gegenbewegung deutlich an
       Breite gewonnen und mit teils fünfstelligen Teilnehmerzahlen die
       Rechtsaußen-Bewegung auch quantitativ übertroffen. Dabei geht es nicht nur
       um Protest, sondern um positiv formulierte humanistische Haltungen.
       
       Auf der anderen Seite haben sich die Reste von Pegida [3][immer weiter
       radikalisiert]. Berüchtigt wurden nicht nur „Absaufen!“-Sprechchöre gegen
       Flüchtlinge in Seenot, sondern auch die „Ausschwitzen!“-Rufe, die immer
       wieder zu hören waren.
       
       Dafür, dass solche Szenen am Sontag vermutlich ausbleiben werden, darf man
       den Coronaregeln also durchaus dankbar sein. Mit den Auflagen haben
       allerdings auch die Organisatoren der menschenfreundlichen Demonstrationen
       am Sonntag zu kämpfen. Sie rufen dazu auf, Abstände einzuhalten und Masken
       zu tragen.
       
       23 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Schwerpunkt-Pegida/!t5008701
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Bartsch
       
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