# taz.de -- Energiekrise und Inflation: Grüne und SPD wollen Entlastungen
       
       > Grüne und SPD wollen zielgerichtete Entlastungen für Einkommensschwache.
       > Die FDP um Finanzminister Lindner drängt auf Steuersenkungen.
       
 (IMG) Bild: Im Zuge der Energiekrise ist der Geldbeutel bei vielen Haushalten leer
       
       BERLIN afp | Im koalitionsinternen Ringen um ein neues Entlastungspaket
       dringen Politikerinnen und Politiker von Grünen und SPD auf gezielte
       Maßnahmen zugunsten von einkommensschwachen Haushalten. „Da sag ich mal:
       Die sind zuerst dran“, sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) dem
       Deutschlandfunk. Auf „gezielte Unterstützungsmaßnahmen“ drängte auch
       Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).
       
       Der Blick müsse auf diejenigen gerichtet werden, die es besonders
       brauchten, „natürlich die Transferempfänger, aber das geht ja auch weit in
       die untere Mittelschicht hinein“, sagte Paus weiter im „Interview der
       Woche“ des DLF. Skeptisch äußerte sie sich zu den [1][Steuersenkungs-Plänen
       von Bundesfinanzminister Christian Lindner] (FDP).
       
       Notwendig seien jetzt „gezielte, direkte Entlastungen für Menschen mit
       wenig Geld, zum Beispiel über eine deutliche Erhöhung der ALG2-Regelsätze,
       des Wohngelds und des Kindergelds“, verlangte im Spiegel auch der
       Grünen-Haushälter Sven-Christian Kindler. Die Grünen-Energieexpertin Lisa
       Badum nannte im Deutschlandfunk als mögliche Maßnahmen die Verlängerung der
       Energiepreispauschale, aber auch erneut eine Nachfolgeregelung für das
       Neun-Euro-Ticket.
       
       Die von der Bundesregierung geplanten weiteren Entlastungen müssten
       denjenigen zugutekommen, „die keinen eigenen finanziellen Puffer haben“,
       sagte auch Weil den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die bereits
       angekündigte Ausweitung des Wohngelds sei hier zwar richtig, dauere aber zu
       lange. Für die Übergangszeit schlug der SPD-Politiker Einmalzahlungen für
       Geringverdienende vor, insbesondere auch für Rentnerinnen und Rentner.
       
       „Das künftige Entlastungspaket muss sich natürlich auch an Rentnerinnen und
       Rentner richten“, verlangte ebenfalls SPD-Parlamentsgeschäftsführerin Katja
       Mast in der Bild-Zeitung. Sie reagierte damit auf Äußerungen Lindners, der
       gezielte Entlastungen für diese Gruppe abgelehnt hat. „Gerade Menschen mit
       kleineren und mittleren Einkommen brauchen weitere zielgerichtete
       Unterstützung“, forderte auch Mast weiter.
       
       ## FDP um Lindner will Steuersenkungen
       
       Generell gegen zusätzliche Entlastungen im laufenden Jahr wandte sich
       FDP-Fraktionschef Christian Dürr. „Die Entlastungen für dieses Jahr haben
       wir bereits alle auf den Weg gebracht“, sagte er der Neuen Osnabrücker
       Zeitung. Für das kommende Jahr plädierte er ebenso wie Lindner vor allem
       für Steuersenkungen. Möglich sei dafür eine automatische Anpassung des
       Steuertarifs an die Inflation, sagte Dürr.
       
       Unterstützung für die FDP-Forderungen nach Steuersenkungen äußerte in der
       Passauer Neuen Presse die CDU-Wirtschaftspolitikerin Julia Klöckner. Zudem
       müsse es weitere Entlastungen für Unternehmen geben, etwa eine Absenkung
       der Stromsteuer. Konkrete Entlastungen für Rentnerinnen und Rentner
       forderte in Bild allerdings auch CSU-Generalsekretär Martin Huber.
       
       Linken-Chefin Janine Wissler forderte im Redaktionsnetzwerk Deutschland
       einen Strom- und Gaspreisdeckel und eine [2][Übergewinnsteuer]. Außerdem
       verlangte sie ein Moratorium für Strom- und Gasabschaltungen sowie eine
       dauerhafte direkte Entlastung für Hartz-IV-Empfänger, für Rentnerinnen und
       Rentner sowie alle Menschen mit niedrigen Einkommen.
       
       Kritik aus den Reihen der Grünen kam an der bereits von der Regierung
       beschlossenen Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas. „Ein Gaspreisdeckel für
       den Grundbedarf, eine Fortsetzung des Neun-Euro-Tickets und ein Energiegeld
       für alle wären eine bessere Option gewesen“, sagte der
       Grünen-Europapolitiker Rasmus Andresen dem Spiegel. Auch Wissler nannte die
       Senkung der Mehrwertsteuer „nutzlos“.
       
       20 Aug 2022
       
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