# taz.de -- Sozialprotest vor FDP-Zentrale in Berlin: „Lindner Rücktritt – ein Übergewinn“
       
       > Rund 200 Menschen haben vor der FDP-Zentrale für gerechtere Krisenpolitik
       > demonstriert. Aufgerufen hatte das Bündnis „Wer hat, der gibt“.
       
 (IMG) Bild: Rund 200 Leute skandierten vor der Berliner FDP-Zentrale „Ganz Berlin hasst die FDP“
       
       BERLIN taz | Seit Wochen wird über mögliche Proteste wegen hoher Inflation
       und Energiekrise geredet. Haben sie jetzt in Berlin-Mitte begonnen? Am
       Mittwochabend um 18 Uhr trafen sich dort etwa 200 Menschen vor der
       FDP-Zentrale in der Reinhardtstraße. Die Stimmung war ausgelassen. „Heute
       beginnen die Sozialproteste in Deutschland“, rief ein junger Mann durch das
       Mikrophon. Ein vielstimmiges „Ganz Berlin hasst die FDP“ antwortete ihm.
       Die Parole war in der nächsten Stunde noch öfter zu hören.
       
       Auf Pappschilder waren viele Gründe zu lesen, warum gerade diese Partei und
       ihr Vorsitzender Christian Lindner in den Fokus der Proteste geriet.
       „Porsche-Freund ist unser Feind“ war dort zu lesen oder „Lindner Rücktritt
       – ein Übergewinn“. „Finanziert durch Porsche“ war auch auf einen Plakat mit
       Lindners Konterfei zu lesen.
       
       In kurzen Redebeiträgen wurde dem FDP-Vorsitzenden vorgeworfen, für das
       [1][Auslaufen des 9-Euro-Tickets] ebenso verantwortlich zu sein wie für die
       Förderung des [2][Dienstwagenprivilegs] und anderer Vergünstigungen für
       AutobesitzerInnen. „Lindners Ablehnung einer Übergewinnsteuer wie sie in
       vielen EU-Staaten bereits existiert, hat das Fass zum Überlaufen gebracht.
       Da haben wir gedacht, jetzt protestieren wir vor der FDP-Zentrale“,
       berichtete ein junger Aktivist über die recht kurzfristige Mobilisierung zu
       der Kundgebung.
       
       Aufgerufen hat das sozialpolitische Bündnis „Wer hat, der gibt“, das sich
       im [3][Herbst 2020 gegründet] hat. Es forderte während der Corona-Pandemie,
       dass die Reichen zur Kasse gebeten werden sollen. Umverteilungsforderungen
       dominierten auch die zahlreichen kurzen Redebeiträge am Mittwochabend. „Wir
       fangen mit der FDP an, aber auch die anderen Regierungspartei verdienen
       unsere Kritik“, betonte eine Rednerin.
       
       ## „Noch viel zu wenige“
       
       Selbstkritische Töne kamen von einer Vertreterin der anarchistischen Gruppe
       Perspektive Selbstverwaltung. „Wir sind noch viel zu wenige und auch schon
       sehr spät dran mit unseren Protesten“, gab sie zu bedenken. Insgesamt aber
       dominierte Aufbruchstimmung. VertreterInnen verschiedener Antifagruppen
       waren ebenso vertreten wie die globalisierungskritische Organisation Attac.
       
       Auch mehrere [4][Mitglieder der Linkspartei] hatten sich hinter einen
       großen Banner versammelt. Der Linken-Bundestagsabgeordnete Pascal Meiser
       schrieb von einem „kleinem Vorgeschmack“ was auf die Ampel zukomme, „wenn
       sie nicht umgehend für ein echtes Entlastungspaket für kleine und mittlere
       Einkommen sorgt.“
       
       Nach einer knappen Stunde war der Protest vorbei. Einige junge
       AktivistInnen wollten im Anschluss noch eine Spontandemonstration anmelden.
       Doch da hatten sich die meisten schon in den heißen Sommerabend zerstreut.
       „Das war erst der Anfang, wir kommen wieder“, verabschiedete sich ein
       Sprecher am Mikrofon. Man hatte den Eindruck, dass es ernst gemeint ist.
       
       18 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [2] /Die-Zukunft-des-OePNV/!5865587
 (DIR) [3] /Demo-fuer-Umverteilung/!5711203
 (DIR) [4] https://twitter.com/pascalmeiser/status/1559960974882443265
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Nowak
       
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