# taz.de -- Hochseeabkommen zum Schutz der Meere: UN einigen sich
       
       > Die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen einigen sich auf ein Abkommen
       > zum Schutz der Meere. Umweltaktivisten loben es als „historisch“.
       
 (IMG) Bild: Mehr Schutz auch für Buckelwale? UN einigt sich auf ein Abkommen zum Schutz der Hohen See
       
       NEW YORK afp | Die UN-Mitgliedstaaten haben sich nach [1][jahrelangen
       Verhandlungen] auf den Text für das erste internationale Hochsee-Abkommen
       zum Schutz der Weltmeere geeinigt. „Das Schiff hat das Ufer erreicht“,
       sagte die Leiterin der UN-Konferenz, Rena Lee, am Samstagabend (Ortszeit)
       am Sitz der Vereinten Nationen in New York unter dem Beifall der
       Delegierten. Umweltaktivisten sprachen von einem „historischen Tag“.
       
       Der Inhalt des Textes wurde zunächst nicht veröffentlicht. Laura Meller von
       der Umweltschutzorganisation Greenpeace sprach jedoch bereits von einem
       „historischen Tag für den Naturschutz“. Die Einigung auf das
       Hochsee-Abkommen sei „ein Zeichen dafür, dass in einer zerstrittenen Welt
       der Schutz der Natur und der Menschen über die Geopolitik triumphieren
       kann“.
       
       UN-Generalsekretär Antonio Guterres lobte die Delegierten nach Angaben
       eines Sprechers und sagte demnach, die Vereinbarung sei ein „Sieg für den
       Multilateralismus und für die globalen Bemühungen, den zerstörerischen
       Trends entgegenzuwirken, die die Gesundheit der Meere bedrohen“.
       
       Die UN-Mitgliedstaaten hatten seit mehr als 15 Jahren vergeblich um ein
       Abkommen zum Schutz der Biodiversität in der Hohen See gerungen, erst im
       August war eine Verhandlungsrunde ohne Ergebnis zu Ende gegangen.
       
       ## Keine Veränderungen mehr möglich
       
       Der Text, auf den sich die Delegierten nach zwei Wochen intensiver
       Gespräche einigten, kann nach Angaben von Konferenzleiterin Lee nun nicht
       mehr wesentlich geändert werden. „Es wird keine Wiederaufnahme oder
       inhaltliche Diskussionen mehr geben“, erklärte Lee den Unterhändlern. Das
       Abkommen solle formell beschlossen werden, sobald es von Juristen geprüft
       und in die sechs Amtssprachen der Vereinten Nationen übersetzt worden sei,
       kündigte Lee an.
       
       Als Hochsee oder Hohe See werden rund 60 Prozent der Weltmeere bezeichnet,
       die nicht unter die ausschließliche Wirtschaftszone eines Staates fallen,
       da sie weiter als 370 Kilometer von der nächsten Küste entfernt sind.
       
       ## Mehr Schutzgebiete nun möglich
       
       Derzeit wird nur etwa ein Prozent der Hochsee durch internationale Abkommen
       geschützt, mit Inkrafttreten des Hochsee-Abkommens wird die Einrichtung von
       Meeresschutzgebieten in internationalen Gewässern ermöglicht.
       
       Das Abkommen soll die Staaten der Welt zudem dazu verpflichten,
       Umweltverträglichkeitsprüfungen für geplante Aktivitäten auf Hoher See
       durchzuführen. Insbesondere die Aufteilung möglicher Gewinne aus neu
       entdeckten [2][maritimen Ressourcen] hatte in der letzten Phase der
       Verhandlungen zu erheblichem Streit geführt. Schließlich überwanden die
       Delegierten jedoch auch diese Hürde.
       
       ## Eigentliche Arbeit beginnt erst
       
       Entwicklungsländer, die sich die kostspielige Erschließung solcher
       Ressourcen nicht leisten können, hatten darauf gepocht, nicht von den zu
       erwartenden Gewinnen aus dem Handel mit Rohstoffen, die in internationalen
       Gewässern entdeckt werden könnten, ausgeschlossen zu werden.
       
       Umweltschutzorganisationen dringen auf einen besseren Schutz der Weltmeere
       angesichts der Gefahren durch Erderwärmung, Verschmutzung und Überfischung.
       Die Ozeane produzieren die Hälfte des Sauerstoffs in der Erdatmosphäre und
       nehmen einen erheblichen Teil des Kohlendioxids auf, das durch menschliche
       Aktivitäten ausgestoßen wird.
       
       Meeresexperte Till Seidensticker von Greenpeace Deutschland erklärte, mit
       Abschluss des Abkommens beginne „jetzt die eigentliche Arbeit“. Die
       Bundesregierung müsse zusammen mit anderen Ländern „zügig die Umsetzung
       echter Schutzgebiete“ vorantreiben, die „frei von industrieller Nutzung“
       und „frei von jedem menschlichen Eingriff“ sein sollten.
       
       5 Mar 2023
       
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