# taz.de -- Ungleichheit in der Kita: Gebt der Zukunft einen Platz
       
       > Kinder migrantischer Eltern bekommen viel seltener einen Kita-Platz als
       > solche aus deutschen Familien. Das ist nicht nur unfair, sondern auch
       > unklug.
       
 (IMG) Bild: Alle Kinder brauchen gute Kitas und faire Chancen
       
       Es ist eine Prozentzahl, die auch die sogenannte Mehrheitsgesellschaft
       alarmieren sollte: 40 Prozent aller Familien mit Kindern zwischen ein und
       unter drei Jahren, in denen zu Hause kein Deutsch gesprochen wird und die
       sich einen Kita-Platz wünschen, haben einen solchen Platz nicht. Im
       Durchschnitt aller Familien mit Kleinkindern beträgt diese Unterversorgung
       nur 20 Prozent. Das sind [1][aktuelle Zahlen] vom Bundesinstitut für
       Bevölkerungsforschung (BiB).
       
       Alarmierend sind sie aus zweierlei Gründen: Erstens weiß man aus der
       Forschung, dass in Familien mit Migrationshintergrund die frühe
       Sprachförderung besonders wichtig ist und Kinder, die früh gut Deutsch
       gelernt haben, später in der Grundschule mit ihren deutschsprechenden
       Altersgenoss:innen mithalten können.
       
       Zweitens aber, und das hat sich noch nicht wirklich herumgesprochen, reden
       wir hier von den Berufstätigen und Fachkräften von morgen. Jenen Menschen,
       die auch für die sogenannte Mehrheitsgesellschaft unverzichtbar sind und
       die [2][ihr den Arsch retten], wenn der demografische Wandel die
       Erwerbsbevölkerung in den nächsten Jahrzehnten zusammenschrumpfen lässt.
       
       40 Prozent der Kinder unter fünf Jahren haben derzeit einen sogenannten
       Migrationshintergrund, bei den Neugeborenen in Ballungszentren sind es noch
       mehr. Überproportional häufig sind diese Familien armutsgefährdet.
       
       Der paternalistische, mitleidige Blick der Mittelschichten auf diese
       Bevölkerungsgruppen, verbunden mit [3][der Sorge, kinderreiche Familien
       könnten sogar zu viel Bürgergeld in Anspruch nehmen], ist aber nicht nur
       herablassend, sondern auch kurzsichtig. Wenn es zukünftig noch ausreichend
       Arbeitskräfte, Fachkräfte und Beitragszahler:innen geben soll, muss
       Kindern aus genau diesen Familien auch der Weg dorthin ermöglicht werden.
       
       Deswegen ist es nicht nur aus Gerechtigkeitsgründen richtig, wenn es mehr
       wohnortnähere Kitaplätze gibt, wenn die Suche danach mehrsprachig begleitet
       wird, wenn die Vergabe von Plätzen nicht an der Erwerbstätigkeit der Mütter
       hängt, zum Beispiel.
       
       Wenn es zukünftig noch ausreichend Arbeitskräfte, Fachkräfte und
       Beitragszahler:innen geben soll, muss Kindern aus genau diesen
       Familien auch der Weg dorthin ermöglicht werden.
       
       22 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.bib.bund.de/DE/Aktuelles/2023/2023-11-22-Fruehe-Ungleichheiten-Warum-Kinder-aus-potenziell-benachteiligten-Familien-seltener-eine-Kita-besuchen.html
 (DIR) [2] /SPD-Vorsitzende-Saskia-Esken/!5971317
 (DIR) [3] /Die-AfD-und-die-Sozialpolitik/!5946707
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Barbara Dribbusch
       
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