# taz.de -- Rechtsextreme Kampfsportler Knockout51: Razzien gegen Neonazi-Schläger
       
       > In Thüringen stehen vier Neonazis der Kampfsporttruppe Knockout 51 vor
       > Gericht. Nun gab es erneut Razzien gegen weitere Unterstützer ihrer
       > Gruppe.
       
 (IMG) Bild: Vor dem Verhandlungssaal während der Anklage gegen Mitglieder der Neonazi-Kampfsportgruppe 51
       
       BERLIN taz | Die deutschen Behörden gehen weiter gegen die
       [1][rechtsextreme Schlägergruppe Knockout 51] vor. Am Mittwoch durchsuchte
       die Polizei mit 200 Einsatzkräften insgesamt 12 Beschuldigte in Thüringen
       und Osthessen, ein 21-Jähriger wurde festgenommen. Schwerpunkt der Razzien
       war erneut [2][Eisenach], wo die Gruppe gegründet wurde.
       
       Die Gruppe um den [3][Kampfsportler und Szenewirt Leon R]. hatte sich
       bereits vor Jahren in der Thüringer Stadt zusammengetan und versucht, dort
       einen „Nazi-Kiez“ durchzusetzen. Immer wieder fiel sie mit schweren
       Gewalttaten auf, gegen vermeintlich Linke oder auch Polizisten. [4][Schon
       im April 2022] war die Bundesanwaltschaft gegen die Gruppe vorgegangen,
       hatte Anführer Leon R. und drei Mitstreiter festnehmen lassen. Seit August
       steht das Quartett nun vor dem [5][Oberlandesgericht Thüringen in Jena].
       Der Vorwurf: Bildung einer kriminellen Vereinigung.
       
       Laut Staatsanwaltschaft Gera und Landeskriminalamt wird den nun
       durchsuchten Rechtsextremen, 16 bis 59 Jahre alt, ebenfalls die
       Mitgliedschaft oder Unterstützung von Knockout 51 vorgeworfen. Sie sollen
       versucht haben, die Gruppe fortzuführen. In einigen Fällen, wie dem nun
       festgenommenen 21-jährigen Eisenacher, geht es auch um Gewaltdelikte und
       Verstöße gegen das Waffengesetz.
       
       Nach taz-Informationen befinden sich unter den Durchsuchten auch die
       Schwester und Mutter von Knockout 51-Anführer Leon R. Bei dem
       festgenommenen 21-Jährigen handelt es sich um den Eisenacher Florian O. Er
       soll zur „Jugend“ von Knockout 51 gehört haben und sich etwa an einem
       Überfall auf eine Silvesterparty Ende 2021 beteiligt haben, bei dem Gäste
       bewusstlos geprügelt wurden. Im März 2022 soll Florian O. zudem mit anderen
       Knockout-Mitgliedern einen Mann nahe einer Turnhalle zusammengeschlagen
       haben, der zuvor eine Frau als Rechtsextremistin bezeichnet hatte.
       
       ## Zunächst sogar Terrorvorwürfe
       
       Ziel der Durchsuchungen ist laut Staatsanwaltschaft auch das Auffinden von
       Beweismitteln, die insbesondere die Beteiligung der Beschuldigten an der
       kriminellen Vereinigung belegten. Nach taz-Informationen hatte gegen einige
       der 12 Durchsuchten bereits die Bundesanwaltschaft ermittelt, diese Fälle
       aber an die Staatsanwaltschaft Gera abgegeben. Gegen andere Betroffene
       hatte originär die Geraer Behörde ermittelt.
       
       Durchsucht wurde auch erneut das „Flieder Volkshaus“ in Eisenach, die
       Landeszentrale der „Heimat“-Partei, einst NPD. In dem Gebäude hatte
       Knockout 51 einst seine Kampfsporttrainings abgehalten. Bis zuletzt hatte
       es dort Rechtsrockkonzerte gegeben, das jüngste erst am Wochenende. Auch
       gegen den Betreiber des Volkshaus und Landeschef von „Die Heimat“, Patrick
       Wieschke, wird im Komplex „Knockout 51“ ermittelt. Er soll aber nicht zu
       den Durchsuchten am Mittwoch gehört haben.
       
       Gegen das Führungsquartett von Knockout 51 um den 25-jährigen Leon R. hatte
       die Bundesanwaltschaft zunächst sogar Terrorvorwürfe erhoben: Sie hätten
       sich stetig radikalisiert und am Ende geplant, im Falle von
       Auseinandersetzungen [6][mit Linken diese auch zu töten]. Das
       Oberlandesgericht Jena ließ aber nur eine Anklage mit dem [7][Vorwurf einer
       kriminellen Vereinigung zu].
       
       Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) sagte der taz, die Maßnahmen
       zielten auf die zweite Generation von Knockout 51 und auf besonders
       gewaltbereite Personen. „Wir erhöhen den Druck auf rechtsextreme Strukturen
       weiter.“
       
       Die Linken-Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss begrüßte die Razzien
       am Mittwoch. Sie seien „folgerichtig, auch wenn es unverständlich bleibt,
       warum ein konsequentes Vorgehen gegen diese Bestrebungen jahrelang
       ausgeblieben ist“. Nun bestätige sich, dass Knockout 51 nicht zerschlagen
       gewesen sei, so König-Preuss. Der Druck auf die Szene müsse jetzt
       „aufrechterhalten bleiben“.
       
       Antifa-Gruppen hatten früh vor der Gewalt von Leon R. und Knockout 51
       gewarnt. Im Oktober und Dezember 2019 hatten Autonome dann versucht, R. in
       Eisenach zu attackieren und dabei mehrere Rechtsextreme verletzt. Für die
       Angriffe wurde die Gruppe um die Leipzigerin Lina E. [8][zu Haftstrafen
       verurteilt].
       
       Erst vor anderthalb Wochen hatten Antifa-Gruppen erneut in Eisenach gegen
       rechtsextreme Gewalt und die fortgesetzten Rechtsrockkonzerte protestieren
       wollen. Die Demonstration wurde aber kurzfristig abgesagt, nachdem die
       Gruppe „Young Struggle“, die der türkischen MLKP nahesteht, ihre Anreise
       angekündigt hatte. Diese hatte zuvor das Hamas-Massaker gegen Israel als
       palästinensischen „Befreiungsschlag“ gefeiert. „Man kämpft nicht mit
       Antisemit*innen gegen den Faschismus“, erklärte das Demo-Bündnis
       darauf. Man werde vor Ort aber weiter „kämpfen“, Antifaschismus in Eisenach
       bleibe notwendig.
       
       Aktualisiert am 29.11.2023 um 18:25 Uhr.
       
       29 Nov 2023
       
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