# taz.de -- Subventionen für Agrardiesel: Überflüssig und umweltschädlich
       
       > Kaum ein Hof wird aufgeben, weil er mehr für den Agrardiesel bezahlen
       > muss. Auch die subventionierte Landwirtschaft muss ihren Beitrag leisten.
       
 (IMG) Bild: Bauernprotest in Berlin, 18. Dezember 2023
       
       Das Mitleid mit den Bauern wegen der geplanten Streichung des Steuerrabatts
       für Agrardiesel sollte sich in Grenzen halten. Landwirtschaftliche Betriebe
       bekommen seit Jahrzehnten durchschnittlich die Hälfte ihres Einkommens in
       Form staatlicher Agrarsubventionen. [1][Diese Branche mit nur rund 1
       Prozent der Erwerbstätigen kassiert überproportional viel Geld der
       Gemeinschaft]. Da ist es nur folgerichtig, dass auch sie jetzt von den
       Sparmaßnahmen des Bundes betroffen ist.
       
       Die Kürzungen sind der Landwirtschaft zumutbar. Anders als die Agrarlobby
       behauptet, wird es wegen der Diesel-Causa nicht zu massivem Höfesterben
       kommen. Der durchschnittliche Haupterwerbsbetrieb in Deutschland erhält
       laut Landwirtschaftsministerium rund [2][2.900 Euro] Agrardieselvergütung
       pro Jahr. Höfe dieser Kategorie nahmen aber 2022/23 insgesamt 480.000 Euro
       ein und verbuchten [3][115.000 Euro Gewinn]. Die Subventionen fallen bei
       diesen Unternehmen also kaum ins Gewicht.
       
       Es stimmt, dass die deutschen Bauern auch mit Landwirten in anderen
       EU-Staaten konkurrieren, die ebenfalls den Sprit für Traktoren
       subventionieren. Aber Betriebe beispielsweise in den Niederlanden und
       Polen müssen nach Angaben des Agrarministeriums eine höhere Steuerbelastung
       als die deutschen schultern. Und überhaupt: Wegen knapp 2.900 Euro pro Jahr
       und Betrieb weniger für den Agrardiesel wird wohl kaum ein Lebensmittel
       importiert statt hierzulande erzeugt.
       
       Einen fossilen Kraftstoff zu subventionieren ist auch aus Klimaschutzsicht
       falsch. Wenn der Rabatt wegfällt, wachsen die Anreize,
       treibhausgasintensiven Sprit einzusparen. Es gibt erste Elektrotraktoren.
       Solche Alternativen zu entwickeln wird attraktiver, wenn Agrardiesel teurer
       wird. Daran sollte gerade ein grüner Landwirtschaftsminister wie Cem
       Özdemir erinnern. Aus Mangel an Rückgrat redet der jetzt der Agrarlobby
       nach dem Munde – nachdem seine Partei jahrelang [4][gegen den Dieselrabatt]
       argumentiert hatte.
       
       18 Dec 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Oezdemir-auf-Bauerndemo/!5977780
 (DIR) [2] https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/agrarbericht-2023.html
 (DIR) [3] https://www.situationsbericht.de/5/52-buchfuehrungsergebnisse
 (DIR) [4] https://twitter.com/SteffenBilger/status/1736634760586199125/photo/2
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jost Maurin
       
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