# taz.de -- Wahlwiederholung Berlin: Alles für eine reibungslose Wahl
       
       > Wieder müssen Wahlhelfer:innen eine Schulung für den Wahltag machen.
       > Eine willkommene Auffrischung.
       
 (IMG) Bild: Wahlhelfer und Wahlhelferinnen zählen in einem Wahllokal Stimmzettel für die Bundestagswahl, am 26.09.2021
       
       Das Trauma sitzt tief. „Das war alles nicht koscher“, sagt Hendrika van
       Rooijen und schüttelt den Kopf. Sie sitzt in der zweiten Reihe eines
       Hörsaals auf dem Campus der Freien Universität. Auf dem ausgeklappten Tisch
       vor ihr liegen ihre Notizen und ein Heft für Wahlhelfer:innen. [1][Bei der
       Wahl 2021] hat sie Briefwahlstimmen ausgezählt. In ihrem Wahllokal hätte es
       einen erheblichen Unterschied bei der Stimmzettelauszählung gegeben. „Wo
       sind die Zettel hin?“, fragt sie sich bis heute.
       
       Inzwischen ist van Rooijen stellvertretende Wahlleiterin in einem Wahllokal
       in Steglitz-Zehlendorf. Gemeinsam mit dem Wahlleiter Rolf Mengert nimmt sie
       zum zweiten Mal an einer Schulung für ehrenamtliche Wahlhelfer:innen
       teil. „Wenn zwischen den Wahlen ein zeitlicher Abstand liegt, vergisst man
       die Details“, sagt Mengert.
       
       Hinter dem Rednerpult ertönt eine Stimme. „Ich hoffe, Sie können mich gut
       hören“, sagt Heike Schütte, Leiterin des Wahlamtes Steglitz-Zehlendorf. Das
       Publikum schüttelt gemeinsam den Kopf. Schütte wackelt mit dem Mikrofon und
       versucht es erneut. „Es hilft auch, wenn man es einschaltet“, sagt sie. Den
       Lacher hat sie sicher.
       
       Hoffentlich die einzige Panne, die bei dieser Wiederholungswahl vorkommen
       wird. Überhaupt Pannen zu vermeiden: Deshalb hat das Wahlamt
       Steglitz-Zehlendorf am Montagabend Wahlvorsitzende zu einer Schulung
       eingeladen. Zum zweiten Mal nach der desaströsen Wahl 2021 wird wiederholt,
       diesmal, wenn auch nicht überall, die Bundestagswahl. Zum zweiten Mal
       lernen die meisten der Anwesenden hier die Regeln, Abläufe und Tücken einer
       Wahl.
       
       ## Mittlerweile sollten alle Wahlunterlagen zugestellt worden sein
       
       [2][„Die letzte Wahl ist noch gar nicht so lange her“, sagt Mengert.]
       Deshalb sei alles noch frisch. Trotzdem wolle er sich an alle Routinen
       erinnern. „Es muss am Wahltag sitzen.“ Wann ruft die Wahlzentrale morgens
       an? Um 7.30 Uhr. Wie wird ausgezählt? Jede Stimme muss doppelt gezählt
       werden. Wie viele Wahlhelfer:innen müssen immer gleichzeitig im
       Wahllokal sein? Drei. Was macht er, wenn jemand mit einem Briefwahlschein
       ankommt? Die Wähler:in muss ihn vor seinen Augen zerreißen, damit sie
       nicht zweimal wählen kann.
       
       Dass Letzteres eintritt, ist nicht unwahrscheinlich. Denn die Zustellung
       der Briefwahlunterlagen hatte sich witterungsbedingt verzögert. Die PIN AG
       konnte wegen Schnee, Eis und Kälte Briefe nicht zustellen, bestätigte eine
       Mitarbeiterin des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg der taz.
       Mittlerweile sollten alle Wahlunterlagen zugestellt worden sein. Wer sie
       noch nicht erhalten hat, sollte sich aber „zügig mit ihren
       Bezirkswahlämtern in Verbindung setzen“, heißt es in einer Mitteilung der
       Landeswahlleitung.
       
       Die Schulung dauert zwei Stunden und beginnt mit Aufgaben noch vor dem
       Wahltag: Das Wahllokal aufsuchen und herausfinden, wo es
       Essensmöglichkeiten gibt. „Nicht, dass Sie an dem Wahltag hungern“, sagt
       Wahlamtsleiterin Schütte.
       
       Dann die Fragen, die auftauchen können. Was, wenn jemand wissen will, warum
       die fünfte Kandidatin auf dem Wahlzettel nicht gestrichen wurde? Die
       AfD-Kandidatin Birgit Malsack-Winkemann sitze nur in U-Haft, erklärt
       Wahlamtsleiterin Schütte. „Wer noch nicht verurteilt ist, kann immer noch
       gewählt werden.“ Und was, wenn sich jemand auf den Tisch klebt, wie bei der
       letzten Wahl? Polizei rufen und der Zentrale melden.
       
       ## Das Landeswahlamt hatte für die Wiederholungswahlen 39,2 Millionen Euro
       erhalten
       
       Mengert, van Rooijen und alle anderen Wahlhelfer:innen bekommen für den
       ganzen Aufwand 120 Euro. Weniger noch als im vergangenen Jahr: Das
       sogenannte Erfrischungsgeld für die Berliner Wiederholungswahl betrug noch
       240 Euro. Das Landeswahlamt hatte für die Wiederholungswahlen 39,2
       Millionen Euro erhalten. „Einen Großteil des Geldes haben wir bereits für
       die Wiederholungswahl zum Abgeordnetenhaus verwendet“, sagte
       Landeswahlleiter Stephan Bröchler der taz.
       
       [3][Zum siebten Mal ist Mengert Wahlhelfer. Zum dritten Mal leitet er ein
       Wahllokal.] Und doch will er vor dem Wahltag am 11. Februar noch einmal die
       Beispiele in dem Heft durchgehen. Seine Stellvertreterin gibt widerwillig
       zu, dass auch sie das Heft noch einmal durchgehen wird. „Nichts an dieser
       Schulung reizt mich“, sagt sie, „aber ich möchte einfach verhindern, dass
       so ein Chaos noch mal entsteht.“
       
       31 Jan 2024
       
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 (DIR) Clara Suchy
       
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