# taz.de -- Bürgerbefragung zu SUV-Parkgebühren: Paris schreckt Monsterkisten ab
       
       > Bürgermeisterin Hidalgo will die SUVs loswerden. Nun sollen
       > Pariser*innen über höhere Parkgebühren für schwere SUV abstimmen.
       
 (IMG) Bild: Großes Tor und große Fahrzeuge, für Fahrer:innen von SUVs soll es in Paris bald teurer werden
       
       PARIS taz | Am liebsten möchte die rot-grüne Stadtregierung von Paris die
       SUV (Sport Utility Vehicles), wie die schweren Geländewagen kurz genannt
       werden, ganz aus dem Zentrum verbannen. Die Riesenkisten gelten als
       [1][besonders umweltbelastend und beanspruchen ganz einfach mehr Platz] als
       kleinere Autos. Im Schnitt produzieren ihre Benzin- oder Dieselmotoren
       [2][auch wegen des größeren Gewichts rund 18 Prozent mehr CO2].
       
       Viele Stadtbewohner fragen sich, wofür man sich für den Verkehr in einem
       relativ kleinen und fast gänzlich flachen Zentrum solche Monsterfahrzeuge
       zulegen soll. Außerdem, warum viele der Autos auch einen Vierradantrieb
       haben, der mehr für das Fahren auf Schnee oder Geröll als für die
       Champs-Elysées entwickelt wurde.
       
       Die Nachfrage ist jedoch groß. Im vergangenen Jahr wurden in Frankreich
       sogar laut dem Fernsehen France-3 erstmals mehr SUV-Fahrzeuge verkauft als
       „normale“ Limousinen. Der Trend geht also in die gegensätzliche Richtung
       der rot-grünen städtischen Verkehrspolitik, die auf weniger Autos und vor
       allem auf weniger Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren setzt und außerdem
       Fahrrad, Roller und Fußgängerzonen fördert. Und dies trotz heftiger
       Polemik. Die [3][sozialistische Bürgermeisterin Anne Hidalgo] ist deswegen
       seit Jahren die Zielscheibe von Verwünschungen der Automobilisten, die sich
       in ihrer „Freiheit“ behindert fühlen.
       
       Am kommenden Sonntag organisiert die Stadtregierung eine Bürgerbefragung
       zum Thema „Mehr oder weniger SUV in Paris?“. Die klimapolitisch orientierte
       Stoßrichtung der Kommunalpolitik konnten die Pariser Bürger*innen
       bereits im April vergangenen Jahres absegnen, als sie sich für ein
       [4][Verbot elektrischer Mietroller] aussprachen. Diese lagen vielerorts in
       den Straßen herum und waren zum öffentlichen Ärgernis geworden. Obschon
       sich nur 7,46 Prozent der Stimmberechtigten an der erstmals organisierten
       Abstimmung beteiligten, war es ein Erfolg für Hidalgo: 89,03 Prozent
       votierten für ein Verbot, das im September effektiv in Kraft trat.
       
       ## Hohe Parkgebühren, aber nur für Auswärtige
       
       Der neue Vorschlag besteht konkret darin, die Parkgebühren für die
       XXL-Fahrzeuge in abschreckender Weise zu erhöhen. Auswärtige Verbrenner mit
       mehr als 1,6 Tonnen Gewicht und E-Fahrzeuge mit mehr als 2 Tonnen Gewicht
       sollen je nach Stadtbezirk bis zu drei Mal so hohe Tarife zahlen.
       Ausgenommen von der Erhöhung wären Quartierbewohner*innen, die in ihrer
       Parkzone ein Abo mit Vorzugstarifen pro Tag oder Woche haben, außerdem
       behinderte SUV-Halter sowie berufliche verwendete Fahrzeuge. Das allerdings
       schränkt die Zahl der betroffenen SUV stark ein.
       
       Ähnliche Maßnahmen gegen die zunehmende Präsenz der SUV hatten bereits die
       Grünen-Bürgermeister in Lyon und Bordeaux angeordnet. Sie hoffen, dass die
       massive Erhöhung der Parkkosten SUV-Lenker*innen davon abhält, bis ins
       Stadtzentrum zu fahren. In Lyon wird eine Parkgebühr nach
       Gewichtskategorien erhoben. Eine Zwischenbilanz gibt es noch nicht.
       
       Für Hidalgo ist diese Abstimmung (ohne politisch bindenden Wert), an der
       sich alle Anfang Januar 2024 auf den Wählerlisten Eingetragenen beteiligen
       können, vor allem ein Kommunikationsmittel, um für ihre umstrittene
       Verkehrspolitik zu werben. Paris beansprucht unter den Metropolen, die sich
       für Klimaziele engagiert haben, eine Avantgarderolle. Der Kampf gegen die
       SUV auf den Parkplätzen ist dabei nur ein Etappe, wenn auch eine mit hohem
       symbolischen Charakter.
       
       2 Feb 2024
       
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