# taz.de -- Demo in Berlin zum Angriff in Dresden: Nicht einschüchtern lassen
       
       > Berlin versammelt sich zu einer Solidaritätskundgebung für den
       > angegriffenen SPD-Abgeordneten Ecke. Auch NRW-Ministerpräsident Wüst
       > spricht.
       
 (IMG) Bild: Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst spricht während einer Demonstration für Demokratie und gegen Gewalt
       
       BERLIN taz | Es ist eine sehr emotionale Kundgebung. An die zweitausend
       Menschen versammelten sich am Sonntagabend vor dem Brandenburger Tor.
       Zeitgleich fanden in Potsdam und dem Tatort Dresden Kundgebungen statt.
       [1][Der Angriff auf den SPD-Europaabgeordneten Matthias Ecke] wühlt die
       Menschen auf. Auch den Politikerinnen und Politikern, die bei der
       Kundgebung in Berlin sprechen, ist anzumerken, wie sehr ihnen dieser
       Angriff unter die Haut gegangen ist.
       
       Matthias Ecke war am Freitagabend in Dresden beim Kleben von
       EU-Wahlplakaten von vier Tätern angegriffen und so massiv
       zusammengeschlagen worden, dass er operiert werden musste. Kurz zuvor waren
       Angriffe auf zwei Grünen-Politiker im nordrhein-westfälischen Essen bekannt
       geworden. Die Liste der zunehmenden Attacken ist lang.
       
       „Haltung zeigen gegen Hass und Gewalt: Unsere Demokratie lässt sich nicht
       einschüchtern!“, ist das Motto am Sonntag am Brandenburger Tor.
       [2][SPD-Chef Lars Klingbeil], Luisa Neubauer von Fridays for Future, die
       Grünen-Chefin Ricarda Lang, der Juso Vorsitzende Philipp Türmer, die
       stellvertretende Bundesvorsitzende der Linken Katina Schubert und viele
       andere sind gekommen. Man kann ihre Reden als flammend bezeichnen.
       
       Nicht einschüchtern lasse man sich von rechtsradikalen Schlägertrupps, so
       der einhellige Tenor. Die Enthemmung sei von den Verantwortlichen der AfD
       klar provoziert: Von Höcke, Gauland und Co. Von Gauland stammt der
       Ausspruch: „Wir werden sie jagen“. Lars Kingbeil ist nicht der Einzige, der
       am Sonntag das Bild von den geistigen Brandstiftern verwendet. „Sie haben
       nicht selbst zugeschlagen, aber sie haben das Klima provoziert“.
       
       ## Wüst und Kretschmer auch am Brandenburger Tor
       
       Große Sorge wird bei den Ansprachen um die vielen ehrenamtlichen
       EU-Wahlhelfer und die Lokalpolitiker in den Kommunen geäußert. Noch viel
       schutzloser als Bundes – und Landespolitiker seien die vor Ort engagierten
       Menschen. „Lasst eure Freunde in Halle, Erfurt und Dresden nicht im Stich“,
       appelliert Türmer. In jedem Dorf, in jeder Stadt müsse dagegen gehalten
       werden.
       
       Aber da ist noch einer, der Worte in einer Klarheit findet, die man in
       dieser Form nicht erwartet hat. Hendrik Wüst, CDU-Ministerpräsident von
       Nordrhein-Westfalen. Zusammen mit Michael Kretschmer, dem
       CDU-Ministerpräsidenten von Sachsen ist er zum Brandenburger Tor gekommen.
       Juso-Chef Türmer hatte sich zuvor verwundert gezeigt, dass [3][Friedrich
       Merz, Bundeschef der Union], nicht gekommen ist. Immerhin sei der doch auch
       schon wegen des am Montag stattfindenden CDU Parteitags in der Hauptstadt.
       
       Mit seiner Körpergröße überragt Wüst die Menge. Bevor er auf die Bühne
       geht, zieht er das Sakko aus. Mit Kretschmer habe er verabredet, dass er zu
       den Versammelten spreche. „Wir sind hergekommen, um Flagge zu zeigen“, ruft
       Wüst. Vor dem Anschlag auf „Matthias“ (Ecke) „wurden zwei Grüne vorher bei
       uns“ (in NRW) angegriffen.
       
       Natürlich seien die demokratischen Parteien nicht immer einer Meinung, sagt
       Wüst. „Aber wir müssen zusammenstehen“. Die Angriffe [4][erinnerten an „das
       dunkelste Kapitel unserer Geschichte“.] Nicht über Nacht sei das so
       gekommen. Erst seien es Gedanken gewesen, dann Worte, dann Hass und Hetze,
       „deswegen wehret den Anfängen“, steigert sich Wüst. „Wer denkt wie ein
       Nazi, wer redet wie ein Nazi – ist ein Nazi!“ Laut rufend bringt es Wüst
       auf den Punkt: „Die AfD ist eine Nazi-Partei“!
       
       Michael Kretschmer dankt seinem Parteikollegen mit einem Schulterklopfen,
       die Versammelten tun es mit Applaus.
       
       6 May 2024
       
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