# taz.de -- Bericht zur Muslimfeindlichkeit: Mehr als doppelt so viele Übergriffe
       
       > Nach dem 7. Oktober ist auch die Zahl der Übergriffe auf Muslime
       > sprunghaft gestiegen. Die meisten richten sich gegen Frauen.
       
 (IMG) Bild: Angegriffene deutsche Konvertitin mit Kopftuch in Hamburg
       
       BERLIN taz | Die Zahl der antimuslimischen Angriffe und Diskriminierungen
       hat sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Dies geht aus dem zweiten
       Lagebericht [1][der Claim-Allianz] gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit
       hervor.
       
       Demnach wurden 2023 bundesweit 1.926 Übergriffe registriert, während es im
       Vorjahr noch knapp 900 waren. Insbesondere nach dem terroristischen
       Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 kam es
       neben antisemitischen Angriffen auch zu einem sprunghaften Anstieg
       antimuslimischer Übergriffe. So wurden bis zum Jahresende 679 Vorfälle
       dokumentiert. Erfasst wurden dabei auch Diskriminierungsfälle unterhalb der
       Strafbarkeitsgrenze, die sich gegen Muslim*innen, muslimisch gelesene
       Personen und muslimisch geprägte Orte richteten.
       
       In 62 Prozent der Fälle richteten sich die dokumentierten Übergriffe gegen
       muslimische Frauen. Verbale Angriffe machten zwei Drittel der registrierten
       Übergriffe aus. Darunter waren unter anderem Volksverhetzungen,
       Beleidigungen und Bedrohungen. Registriert wurden zudem 178
       Körperverletzungen, vier versuchte Tötungen und fünf Brandstiftungen.
       
       „Menschen werden beleidigt, bedroht und geschlagen, Moscheen angegriffen.
       Diese Vorfälle sind besorgniserregend“, sagte der [2][SPD-Abgeordnete Hakan
       Demir] der taz. „Sie zeigen, dass antimuslimischer Rassismus das Recht auf
       gesellschaftliche Teilhabe verhindert.“
       
       ## Soziologe sieht soziale Netzwerke als mitschuldig an
       
       Claim-Leiterin Rima Hanano sagte bei der Vorstellung des Lageberichts:
       „Antimuslimischer Rassismus kommt aus der Mitte der Gesellschaft.“ Diskurse
       zu Migration, Integration oder Sicherheit mit rassistischer Schlagseite
       würden ein Klima schaffen, das antimuslimischen Hass, Diskriminierungen und
       Gewalt schüre und legitimiere. Sie forderte eine Stärkung von
       Antidiskriminierungsgesetzen sowie die langfristige Finanzierung
       zivilgesellschaftlicher Organisationen, beispielsweise im Rahmen des
       [3][Demokratiefördergesetzes].
       
       Der Politikwissenschaftler und Soziologe Dr. Özgür Özvatan, der am Berliner
       Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) forscht
       und einer der Autoren des Lageberichts ist, verwies auf die Rolle der AfD
       in sozialen Netzwerken. Sie leiste als relevantester parteipolitischer
       Player auf sozialen Netzwerken [4][wie Tiktok] einen zentralen Beitrag zum
       islamfeindlichen Diskurs.
       
       Claim vernetzt nach eigenen Angaben 51 zivilgesellschaftliche muslimische
       und nichtmuslimische Organisationen. Gefördert wird das Bündnis unter
       anderem vom Bundesfamilienministerium.
       
       24 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Bericht-zu-Muslimfeindlichkeit/!5944069
 (DIR) [2] /Hakan-Demir-kaempft-fuer-die-SPD/!5749926
 (DIR) [3] /Demokratiefoerdergesetz-unter-Beschuss/!5998971
 (DIR) [4] /Social-Media-gegen-rechts/!6003033
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sabrina Osmann
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Muslime
 (DIR) Rassismus
 (DIR) Islam
 (DIR) Misogynie
 (DIR) GNS
 (DIR) IG
 (DIR) antimuslimischer Rassismus
 (DIR) Schwerpunkt Rassismus
 (DIR) Saudi-Arabien
 (DIR) Bremen
 (DIR) Schwerpunkt Fußball-EM 2024
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Psychologin über Folgen von Rassismus: „Müssen das Bewusstsein schärfen“
       
       Antimuslimischer Rassismus ist Alltag. Manche Geflüchteten werden durch ihn
       retraumatisiert, sagt die Psychotherapeutin Zahra Rezaie.
       
 (DIR) Beauftragte stellt neue Zahlen vor: Höchststand bei Diskriminierung
       
       Immer mehr Menschen melden sich bei der Antidiskriminierungsstelle des
       Bundes. Die Beauftragte Ferda Ataman vermeldet ein „Rekordhoch“.
       
 (DIR) Hunderte Tote in Mekka: „Klimawandel nicht verantwortlich“
       
       Die Verantwortung für die Toten liege allein bei Saudi-Arabien, sagt
       Regimekritikerin Madawi al-Rasheed. Künftig sollten muslimische Staaten die
       Hadsch organisieren.
       
 (DIR) Solidarität nach rassistischen Attacken: Ein Stadtteil hält zusammen
       
       Die Bremer Gastronomin Şukran Özalp wurde in ihrem Café „Für Elise“
       mehrfach rassistisch angefeindet. Nun zeigen hunderte AnwohnerInnen ihre
       Solidarität.
       
 (DIR) Glaubensfrage um Antonio Rüdiger: Komisches Fingerspitzengefühl
       
       Antonio Rüdiger begeistert unseren Autor. Zu der Sache mit dem Fingerzeig
       hat er dann aber doch noch eine Frage.