# taz.de -- Viktor Orbán in Kyjiw: Selenskyjs Balanceakt
       
       > Ungarns Regierungschef und Putin-Freund Orbán stattet der Ukraine einen
       > Besuch ab. Das verwundert. Und für Selenskyj könnte es schwierig werden.
       
 (IMG) Bild: Der ukrainische Präsident Volodymyr Zelenskyy (r) begrüßt den ungarischen Premierminister Viktor Orban in Kiew, am 2. Juli 2024
       
       Immerhin: Knapp zweieinhalb Jahre nach dem Beginn von Russlands
       Angriffskrieg gegen die Ukraine hat endlich auch [1][Ungarns Regierungschef
       Viktor Orbán den Weg nach Kyjiw gefunden.] Der ukrainische Präsident
       Wolodymyr Selenskyj dürfte diesem seit Monaten vorbereiteten Treffen eher
       gänsehäutig entgegengeblickt haben – wie auch dem Umstand, dass Budapest
       [2][am 1. Juli für ein halbes Jahr die EU-Ratspräsidentschaft] übernommen
       hat. Schließlich [3][gilt Orbán im Brüsseler Klub als kremlfreundlichster
       Ministerpräsident]. Bislang hat er keine Gelegenheit ausgelassen, um gegen
       die Ukraine vorzugehen.
       
       Kurz nach seinem Sieg bei der Parlamentswahl im April 2022 verbreitete
       Orbán das Verschwörungsnarrativ, Selenskyj habe die ungarische Opposition
       unterstützt. Mehrfach [4][verzögerte oder blockierte Budapest Finanz- und
       Militärhilfen für die Ukraine] und versuchte, Sanktionen gegen Moskau zu
       verhindern. Die Zahlung von 1,4 Milliarden Euro an Kyjiw aus stillgelegten
       russischen Vermögenswerten konnte die EU in der vergangenen Woche nur
       genehmigen, indem sie auf einen juristischen Trick zurückgriff, um Ungarns
       Veto zu umgehen.
       
       Auch an Provokationen mangelte es nicht – so geschehen im Herbst 2022 bei
       einem Fußballspiel in Budapest. [5][Orbán zeigte sich mit einem Schal,] auf
       dem die Umrisse Ungarns vor 1920 abgebildet waren – ein Teil der Gebiete
       gehört heute zur Ukraine. Die Botschaft dieser Geste dürfte auch an diesem
       Dienstag die Tagesordnung in Kyjiw bestimmen: Orbán wird versuchen, bei den
       Rechten für die ungarische Minderheit in der Ukraine das Maximum
       herauszuholen. Wie Wladimir Putin geriert auch er sich als Beschützer
       seiner Landsleute, die außerhalb Ungarns leben.
       
       Bliebe das Thema „Frieden“. Ginge es nach Orbán, müsste sich Kyjiw sofort
       an den Verhandlungstisch begeben – zu Moskaus Bedingungen. Wohl wissend,
       dass diese Position durch einen Wahlsieg der Rechten in Frankreich gestärkt
       würde, käme ein Nachgeben für Selenskyj einem politischen Selbstmord
       gleich. Es geht also um einen heiklen Balanceakt. Ob und wie Selenskyj ihn
       meistert, wird sich zeigen.
       
       2 Jul 2024
       
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