# taz.de -- Angriffe auf KZ-Gedenkstätten: Im Visier der Neonazis
       
       > Orte der Erinnerung an die Naziverbrechen werden mehr und mehr zur
       > Zielscheibe von Rechtsradikalen. Eine Chronologie der vergangenen vier
       > Jahre.
       
 (IMG) Bild: Immer wieder Ziel von rechtsradikalen Übergriffen: KZ-Gedenkstätte Buchenwald
       
       Für den AfD-Ehrenvorsitzenden Alexander Gauland ist die Kapitulation der
       Hitler-Regierung am 8. Mai 1945 „ein Tag der absoluten Niederlage, ein Tag
       des Verlustes von großen Teilen Deutschlands und des Verlustes von
       Gestaltungsmöglichkeit“, ließ er Anfang Mai wissen. Zum Beispiel der
       Gestaltungsmöglichkeit, Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten, Schwule,
       Roma, „Behinderte“, Zwangsarbeiter zu ermorden. Schon 2017 hatte der
       AfD-Poltiker Björn Höcke eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“
       gefordert.
       
       Mit Übergriffen auf NS-Gedenkstätten machen Rechtsradikale seit Jahren
       deutlich, was sie darunter verstehen: die Verhöhnung der in den Lagern
       Ermordeten. Nur in den seltensten Fällen werden diese Täter gefasst.
       
       Diese Übergriffe haben nach Aussagen von Gedenkstätten-Leitern mit dem
       Aufstieg der AfD deutlich zugenommen. Am Eingang einer KZ-Gedenkstätte wird
       eine Bombe abgelegt, Gedenktafeln werden beschädigt oder mit Hakenkreuzen
       beschmiert, ein Rechtsradikaler verhöhnt in der Gedenkstätte des KZs
       Bergen-Belsen die dort ermordete Anne Frank als verwirrte Teenagerin.
       Gedenkstätten-Führungen werden immer wieder gestört, einzelne Besucher
       bezweifeln den Holocaust. AfD-Politiker beklagen in Parlamenten den
       „Schuldkomplex“, stellen die Arbeit von NS-Gedenkstätten in Frage oder
       überziehen zum Beispiel den Leiter der Gedenkstätte des KZs Bergen-Belsen
       mit einer Klageandrohung und der Forderungen nach einer
       Unterlassungserklärung.
       
       1983, 50 Jahre nach der Wahl Adolf Hitlers zum deutschen Regierungschef,
       hat George Tabori, der Sohn des in Auschwitz ermordeten Journalisten
       Cornelius Tábori, ein Theaterstück über Jungnazis geschrieben, die
       Hakenkreuze auf Grabsteine schmieren, um die Mörder zu ehren. Sein Stück
       heißt „Jubiläum“. Wie es aussieht, wird dieses Jubiläum seit dem Aufstieg
       der AfD flächendeckend und permanent begangen. Unsere vorläufige Chronik
       rechter Übergriffe auf Gedenkstätten für die Ermordeten und
       erinnerungspolitischer Äußerungen von AfD-Funktionären der vergangenen vier
       Jahre ist garantiert unvollständig.
       
       ## Die Liste der Angriffe, Zerstörungen und Verleumdungen
       
       Braunschweig, Mai 2016 
       
       Wände und Infotafeln der KZ-Gedenkstätte Schillstraße werden beschmiert.
       Wenige Tage zuvor hatten Rechtsradikale eine Gedenkveranstaltung gestört.
       Nach der Veranstaltung abgelegte Kränze wurden zertrampelt.
       
       Weimar, Mai 2016 
       
       Die britische National Action veröffentlicht ein Foto, das zeigt, wie zwei
       Rechtsradikale im Keller des Krematoriums der KZ-Gedenkstätte Buchenwald
       den Hitlergruß zeigen.
       
       Lieberose (Brandenburg), Mai 2016 
       
       An der Dokumentationsstätte des KZ-Außenlagers Lieberose werden zwei
       [1][Informationstafeln zerstört]. Es ist die dritte Beschädigung innerhalb
       von zwei Jahren.
       
       Nordhausen, August 2016 
       
       Teilnehmer des Sommercamps der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora werden auf
       dem Altstadtfest in Nordhausen mit [2][rassistischen Sprüchen beschimpft].
       
       Hamburg, November 2016 
       
       Das Denkmal für den antifaschistischen Schriftsteller Wolfgang Borchert
       wird mit dem roten Schriftzug „Identität“ [3][beschmiert].
       
       Eisenach, Januar 2017 
       
       Unbekannte schmieren in einer Nacht ein blaues [4][Hakenkreuz] an die Tafel
       der Synagogen-Gedenkstätte.
       
       Gelsenkirchen, April 2017 
       
       Unbekannte beschädigen eine Tafel, die an den katholischen Priester und
       NS-Gegner Heinrich König erinnert. Heinrich König wurde 1942 im KZ Dachau
       bei medizinischen Experimenten ermordet. Die Tafel wird im Mai 2018 und im
       April 2019 erneut beschädigt.
       
       Braunschweig, Mai 2017 
       
       Unbekannte [5][besprühen dutzende Gedenktafeln] der KZ-Gedenkstätte
       Schillstraße mit silbernem Lack und schreiben mit einer Schablone das Wort
       „Lüge“ darüber.
       
       Boppard (Rheinland-Pfalz), Mai 2017 
       
       Zwei Stolpersteine werden gewaltsam [6][aus dem Gehweg gerissen] und
       entwendet. Sie sind der 1941 in die USA emigrierten Sally Siegler und der
       1942 nach ihrer Deportation ermordeten Lina Mayer gewidmet.
       
       Wolfsburg, Juni 2017 
       
       Anlässlich der Debatte über eine geplante Zwangsarbeiterlager-Gedenkstätte
       [7][erklärt Thomas Schlick], Vorsitzender der AfD-Fraktion im Rat der Stadt
       Wolfsburg: „Wir haben in der letzten Zeit ziemlich oft zu hören bekommen,
       dass die Vergangenheit und die Lehren daraus wichtig sind und dass dies
       nicht vergessen werden darf. […] Als quasi Wiedergutmachung […] wird es
       jetzt also richtig teuer und wir bekommen wohl ein eigenes kleines Museum,
       welches für viele Jahre hohe Folgekosten nach sich ziehen wird. Und das ist
       der Punkt, den die AfD nicht mitgehen wird! […] Wir möchten es eher
       schlichter, kostengünstiger […] Die Einbindung weiterer Opferverbände,
       Experten und Gremien […] könnte dazu führen, dass jetzt immer weitere
       Wünsche obendrauf kommen. Die Angst davor, einem Verband auch mal ein,Nein'
       zu sagen […], darf nicht dazu führen, dass aus reinem Schuldkomplex
       wirtschaftliche Erwägungen keine Rolle mehr spielen!“
       
       Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg (NRW), seit 2017 
       
       Die Hausordnung der Gedenkstätte verbietet das Tragen rechter Symbole. Die
       Folge: Besucher diskutieren diese Regelung mit dem Personal der
       Gedenkstätte. Besucher hinterlassen negative Äußerungen und Schmierereien
       wie Hakenkreuze oder SS-Runen im Besucherbuch. Die Museumsleitung erhält
       ärgerliche Mails. In Führungen werden vermehrt Äußerungen laut, die die
       Verbrechen im Konzentrationslager verharmlosen.
       
       Braunschweig, Juli 2017 
       
       Die AfD-Fraktion der Stadt Braunschweig sammelt Unterschriften gegen die
       geplante Errichtung eines „Gartens der Erinnerung“, der an Kriegsverbrechen
       von Soldaten des 92. Infanterieregiments aus Braunschweig im belgischen
       Roselies während des Ersten Weltkriegs erinnern soll. [8][Die AfD-Fraktion
       beklagt] den „unsinnigen Denkmalskult“ und lehnt den Gedenkort ab: „Bis
       heute gibt es keinen eindeutig bewiesenen Zusammenhang zwischen den
       Ereignissen in Roselies und damaligen Braunschweigern oder unserer Stadt.
       Ein Denkmal ist damit fehl am Platz.“
       
       Dortmund, Oktober 2017 
       
       Vor dem Deutschen Fußballmuseum werden die Darstellungen [9][jüdischer
       Sportler beschädigt].
       
       Berlin, November 2017 
       
       In Berlin-Neukölln werden 16 Stolpersteine, die an NS-Opfer erinnern, aus
       den Gehwegen [10][gebrochen und entwendet]. Gunter Demning, der Künstler,
       der die Stolpersteine verlegt, erklärt, bisher seien bundesweit 630 Steine
       aus dem Boden gerissen und geklaut worden.
       
       Nordhausen (Thüringen), Dezember 2017 
       
       Unbekannte schmieren an ein Hinweisschild zur KZ-Gedenkstätte
       Mittelbau-Dora das Wort „[11][Neueröffnung]“.
       
       Fürth, Dezember 2017 
       
       In eine Gedenktafel für zwei im Holocaust ermordete Fürther Bürger
       jüdischen Glaubens wird ein [12][Hakenkreuz gekratzt]. Die Inschrift war
       erst kurz zuvor wieder angebracht worden, nachdem im Sommer eine erste
       Gedenktafel gestohlen worden war.
       
       Bremen, Dezember 2017 
       
       Unbekannte schmieren die Parole „Stoppt den Schuldkult“ auf eine Betonwand
       in der Nähe des Gedenkorts Bunker Valentin. In der Vergangenheit waren auf
       Bänke am Gedenkort Hakenkreuze geritzt worden. Die Bremer Junge
       Alternative, die Jugendorganisation der AfD, polemisiert auf Facebook gegen
       „Schuldkult“. Während der Bauarbeiten der U-Boot-Werft und des Bunkers
       Valentin starben über 1.600 Zwangsarbeiter an Unterernährung, Krankheiten
       und willkürlichen Tötungen.
       
       Walldorf (Hessen), Februar 2018 
       
       Unbekannte zerstören Glasscheiben der [13][Gedenkstätte
       Margit-Horváth-Zentrum] über den freigelegten Mauerresten der
       KZ-Außenstelle Walldorf.
       
       Kleve, April 2018 
       
       Die jüdische Gedenkstätte wird mit antisemitischen [14][Parolen
       beschmiert].
       
       Weimar, Mai 2018 
       
       In der Gedenkstätte Buchenwald mischt sich der als „Volkslehrer“ bekannt
       gewordene Rechtsradikale Nikolai Nerling unter eine Besuchergruppe.
       [15][Laut Presseberichten] habe er „während einer Führung immer wieder
       antisemitische Parolen geäußert. Unter anderem habe der Mann den Holocaust
       geleugnet, so Rikola-Gunnar Lüttgenau, Sprecher der Stiftung Gedenkstätten
       Buchenwald und Mittelbau-Dora“.
       
       Gelsenkirchen, Mai 2018 
       
       Diebstahl der Gedenktafel im Stadtgarten, die an ermordete Zwangsarbeiter
       erinnert. Die daraufhin neu angebrachte Tafel wird im Juni 2019 [16][erneut
       zerstört]. Zerstörung eines Gedenkschildes an einem Wohnhaus, das an den
       jüdischen Rechtsanwalt Emil Kochmann erinnert, der in Auschwitz-Birkenau
       ermordet wurde.
       
       Oranienburg (Brandenburg), Juli 2018 
       
       Ein Teilnehmer einer von der AfD-Bundestagsabgeordneten Alice Weidel nach
       Berlin eingeladenen Besuchergruppe aus ihrem Wahlkreis stellt in der
       KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen die Massenmorde in Sachsenhausen und die
       Gaskammern infrage. Er wird 2019 vor Gericht in erster Instanz wegen
       Störung der Totenruhe und [17][Volksverhetzung verurteilt]. Er legt
       Berufung gegen das Urteil ein.
       
       Hannover, September 2018 
       
       Die Beleuchtung des Holocaust-Denkmals auf dem Opernplatz wird von
       Unbekannten [18][gewaltsam zerstört]. Im November wird die Tat wiederholt.
       
       Dachau, September 2018 
       
       Ein Bundeswehrsoldat verbreitet Handyfotos von sich, auf denen er zu sehen
       ist, wie er vor Brennöfen in der KZ-Gedenkstätte den Hitlergruß zeigt.
       
       Berlin, September 2018 
       
       Der Gedenkstein für den von den Nazis ermordeten Theologen [19][Werner
       Sylten] wird mit einer zähflüssigen blauen Flüssigkeit beschmiert.
       
       Boizenburg (Mecklenburg), September 2018 
       
       Unbekannte [20][sprühen ein Hakenkreuz] auf die Haupttreppe der
       Gedenkstätte auf dem jüdischen Friedhof.
       
       Oranienburg, September 2018 
       
       Die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen meldet, dass es in den letzten Monaten
       [21][15 Vorfälle mit rechtsradikalem Hintergrund] gegeben habe, darunter
       vier Zwischenfälle mit Besuchergruppen.
       
       Gütersloh, November 2018 
       
       Zahlreiche [22][Kerzen], die von Bürgern bei einem Festakt vor einem
       Gedenkstein für die Opfer der Reichspogromnacht aufgestellt worden waren,
       werden von Unbekannten zertrampelt.
       
       Boldshof (Mecklenburg-Vorpommern), November 2018 
       
       Ein Denkmal für 22 desertierte und im Frühjahr 1945 in Boldshof erschossene
       Wehrmachtssoldaten wird mit roter Farbe übergossen.
       
       München, Januar 2019 
       
       Bei einem Gedenkakt für die Opfer des Nationalsozialismus im Bayerischen
       Landtag [23][verlässt ein Großteil der AfD-Fraktion] den Saal, als
       Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde in
       München und Oberbayern, der Partei in ihrer Rede vorwirft, die
       NS-Verbrechen zu verharmlosen. In den folgenden Tagen wird Knobloch in
       anonymen E-Mails und Telefonanrufen massiv beleidigt und bedroht.
       
       Landkreis Celle (Niedersachsen), Gedenkstätte Bergen-Belsen, Januar 2019 
       
       Der Leiter der Gedenkstätte des KZ Bergen-Belsen berichtet, dass der
       Rechtsradikale Nikolai Nerling bei einem Besuch in der Gedenkstätte die
       Opferzahlen im KZ Bergen-Belsen angezweifelt, eine Schülergruppe beschimpft
       habe, sie würden sich „Schuldkult“ einimpfen lassen, und sich über das
       Tagebuch der Anne Frank als kindliches Fantasieprodukt lustig gemacht habe.
       Anne Frank ist in Bergen-Belsen umgekommen. Nerling filmt seinen Auftritt
       und veröffentlicht ihn auf Youtube. [24][Die Gedenkstätte zwingt] ihn unter
       Androhung einer einstweiligen Verfügung, das Video vom Netz zu nehmen.
       
       Gelsenkirchen, Januar und April 2019 
       
       Vertreter der Partei „Die Rechte“ nutzen den Platz vor der
       Dokumentationsstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ für
       Wahlkampfauftritte zu den Europawahlen. Wahlplakate zeigen die Aufschrift
       „Israel ist unser Unglück“. Die Plakate werden auch vor der Neuen Synagoge
       in Gelsenkirchen angebracht.
       
       Dachau, Februar 2019 
       
       Der Rechtsradikale Nikolai Nerling dreht vor der KZ-Gedenkstätte Dachau ein
       Video, in dem er sagt: „Ich fühle mich nicht schuldig. Geht zu
       Gedenksteinen, geht zu Lagern und sagt, dass ihr euch nicht schuldig fühlt.
       Für ein freies Deutschland und gegen den Schuldkult.“ Laut Presseberichten
       fordert er vor der Gedenkstätte eine Schülerbesuchergruppe auf, sie sollten
       nicht glauben, was ihnen in der Gedenkstätte erzählt werde. Als eine
       Mitarbeiterin der Gedenkstätte ihn auffordert, den Ort zu verlassen, filmt
       er ihr Namensschild und beleidigt sie. Sie sagt, ihr eigener Großvater sei
       in Dachau inhaftiert gewesen und habe nur mit knapper Not überlebt. Antwort
       Nerlings laut Presseberichten: „Da habe es der Opa ja nicht so schlecht
       gehabt, wenn er überlebt habe.“ Im Dezember wird Nerling wegen dieses
       Auftritts in erster Instanz [25][wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe
       verurteilt]. Die Urteilsbegründung konstatiert, Nerlings Äußerungen würden
       „in der Gesamtschau darauf abzielen, den Völkermord nicht nur zu
       verharmlosen, sondern auch zu leugnen“. Nerling legt Rechtsmittel gegen das
       Urteil ein, die Staatsanwaltschaft geht in Berufung.
       
       Türkheim (Bayern), April 2019 
       
       Unbekannte werfen eine [26][Scheibe in der KZ-Gedenkstätte Kaufering VI
       ein]. Die Polizei geht von einem rechtsextremistischen Hintergrund aus.
       Bereits 2014 und 2017 hatten Unbekannte ein Kreuz und einen Davidstern aus
       der Gedenkstätte entwendet.
       
       Augsburg, Mai 2019 
       
       Im Jüdischen Museum bringen Unbekannte auf einer Installation die Parole
       „[27][Arbeit macht frei]“ und ein Hakenkreuz an.
       
       Weimar, Juni 2019 
       
       Unbekannte zerstören fünf [28][Gedenkbäume] eines Projekts zur Erinnerung
       an die Todesmärsche.
       
       Heide (Schleswig-Holstein), Juli 2019 
       
       Unbekannte zerstören eine Gedenktafel auf der Kriegsgräberstätte
       Westermoorweg, die an umgekommene russische Zwangsarbeiter erinnert.
       
       Berlin, Juni–September 2019 
       
       Das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in
       Tiergarten wird wiederholt mit [29][schwarzer Farbe besprüht].
       
       Bad Segeberg, Juli 2019 
       
       [30][Unbekannte beschädigen] die erst wenige Tage zuvor installierte
       Gedenktafel für Josef Tichy, der während eines Todesmarschs von einem
       SS-Mann erschossen wurde.
       
       Fürth, August 2019 
       
       Drei Birken, die an die im KZ Dachau ermordeten Kommunisten Rudolf Benario
       und Ernst Goldmann erinnern, werden [31][gewaltsam beschädigt und müssen
       gefällt] werden. In den Vorjahren wurde der Erinnerungsort wiederholt
       geschändet. 2013 stahlen Rechtsradikale eine Gedenktafel und hinterließen
       eine Schmiererei: „Hans Steinbrenner hier.“ Der KZ-Aufseher Steinbrenner
       folterte in Dachau Häftlinge wie Benario und Goldmann.
       
       Gelsenkirchen, August 2019 
       
       Unbekannte Täter besprühen das Mahnmal für die Opfer des
       Nationalsozialismus im Stadtgarten auf der gesamten Fläche mit
       [32][nationalsozialistischen Symbolen].
       
       Weimar, September 2019 
       
       In der Gedenkstätte Buchenwald werden drei Gedenksteine mit
       [33][Hakenkreuzen beschmiert].
       
       Bohmte (Niedersachen), September 2019 
       
       [34][Unbekannte schmieren] auf eine Friedhofs-Informationstafel das Wort
       „Adolf“. Auf dem Friedhof sind NS-Opfer, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter
       bestattet.
       
       Berlin, Oktober 2019 
       
       Unbekannte beschmieren die Gedenk- und Informationsstätte für die Opfer der
       nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde mit rosa Farbe.
       
       Einbeck (Niedersachsen), November 2019 
       
       Auf einer Facebook-Seite veröffentlicht die rechtsradikale Gruppe
       Nationaler Aufbruch Einbeck ein Foto, das [35][drei Rechtsradikale mit
       erhobenem Daumen] vor der Konzentrationslager-Gedenkstätte Moringen zeigt.
       Sie tragen T-Shirts mit einem durchgestrichenen Davidstern, dem Schriftzug
       „Fuck you Israel“ und einer Hakenkreuz-Anspielung. Ebenfalls im November
       stören Rechtsextreme eine Gedenkstättenführung.
       
       Lieberose (Brandenburg), Dezember 2019 
       
       Eine Gedenktafel für jüdische Holocaustopfer des KZ Lieberose, ein
       Nebenlager des KZ Sachsenhausen, wird [36][abgerissen].
       
       Geilenkirchen (NRW), Dezember 2019 
       
       Auf dem jüdischen Friedhof werden über 40 [37][Grabsteine umgeworfen] und
       mit Farbe besprüht. Die Symbole gleichen Hakenkreuzen.
       
       Nordhausen (Thüringen), Januar 2020 
       
       Am Eingang der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora wird ein Päckchen mit laut
       Polizeibericht „z[38][ündfähigem Sprengkörper] mit ernstzunehmender
       Wirkung“ abgelegt.
       
       Gelsenkirchen, März 2020 
       
       Vor der Gedenkstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ äußern zwei
       Männer lautstark ihr Missfallen und beschimpfen eine Mitarbeiterin.
       
       Berlin, April 2020 
       
       Eine [39][Zoom-Videokonferenz der Israelischen Botschaft] mit dem
       Holocaust-Überlebenden Tswi Herschel zum Gedenken an die in den
       Vernichtungslagern Ermordeten wird von Antisemiten mit Hitlerbildern und
       Pornos gestört.
       
       Berlin, Mai 2020 
       
       Am Gebäude des früheren Berliner Zwangsarbeitsamts für Juden wird eine
       [40][Scheibe eingeworfen]. Vor dem Gebäude befindet sich eine Gedenkstele,
       die das Haus als ehemaliges Berliner Zwangsarbeitsamt für Juden ausweist.
       
       Berlin, Mai 2020 
       
       Ein Denkmal, das im Bayerischen Viertel an eine Synagoge erinnert, die dort
       bis zum Kriegsende stand, wird mit einem Hakenkreuz und mit NS-Symbolen
       beschmiert.
       
       Berlin, Mai 2020 
       
       Das Sowjetische Ehrenmal in Berlin-Buch wird mit rechtsradikalen Parolen
       und Symbolen [41][beschmiert].
       
       Quellen: Presseberichte, Mails von und Interviews mit
       Gedenkstättenmitarbeitern, Protokolle von Stadtratssitzungen. Mitarbeit:
       Klaus Hillenbrand
       
       26 May 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.welt.de/regionales/berlin/article155252696/Informationstafeln-in-der-Gedenkstaette-Lieberose-zerstoert.html
 (DIR) [2] https://www.insuedthueringen.de/region/thueringen/thuefwthuedeu/Internationale-Gaeste-bei-Nordhaeuser-Altstadtfest-beschimpft;art83467,5016377
 (DIR) [3] https://www.mopo.de/hamburg/polizei/am-schwanenwik-rechtsextreme-beschmieren-borchert-denkmal-25047416
 (DIR) [4] https://www.thueringer-allgemeine.de/leben/blaulicht/synagogen-gedenkstaette-in-eisenach-mit-hakenkreuz-beschmiert-id221313639.html
 (DIR) [5] https://regionalheute.de/braunschweig/erneut-gedenkstaette-schillstrasse-beschmiert/
 (DIR) [6] https://www.neues-deutschland.de/artikel/1052365.gestohlenes-gedenken.html
 (DIR) [7] https://www.afd-kreis-wolfsburg.de/archiv/archiv-2017/diskussion-um-eine-gedenkst%C3%A4tte-am-laagberg-22-06-2017/%20https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2018/02/15/die-afd-greift-die-gedenkstaetten-aus-den-parlamenten-heraus-an_25566
 (DIR) [8] https://afd-braunschweig.de/blog/roselies-gedenkstatte-burgerumfrage-durch-afd/
 (DIR) [9] https://www.ksta.de/sport/fussball/deutsches-fussballmuseum-darstellungen-juedischer-sportler-in-dortmund-beschaedigt-28744888
 (DIR) [10] /Gestohlene-Stolpersteine/!5461582/
 (DIR) [11] https://www.thueringer-allgemeine.de/leben/blaulicht/polizisten-entdecken-schriftzug-neueroeffnung-an-gedenkstaette-mittelbau-dora-id223605371.html
 (DIR) [12] https://www.merkur.de/bayern/fuerth-hakenkreuz-in-holocaust-gedenktafel-gekratzt-9485806.html
 (DIR) [13] https://www.fr.de/rhein-main/kreis-gross-gerau/moerfelden-walldorf-ort799239/kz-gedenkstaette-geschaendet-11010137.html
 (DIR) [14] https://rp-online.de/nrw/staedte/kleve/juedische-gedenktafel-mit-nazi-parolen-beschmiert_aid-19390075
 (DIR) [15] https://www.tag24.de/nachrichten/lehrer-nimmt-an-kz-fuehrung-teil-antisemitische-parolen-laeugnet-holocaust-weimar-thueringen-949895
 (DIR) [16] https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/staatsschutz-ermittelt-gedenktafel-in-gelsenkirchen-geraubt-id215597311.html
 (DIR) [17] https://www.tagesspiegel.de/berlin/volksverhetzung-und-stoerung-der-totenruhe-strafbefehl-gegen-afd-anhaenger-nach-sachsenhausen-besuch/25120256.html
 (DIR) [18] https://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Vandalismus-Beleuchtung-des-Holocaust-Mahnmals-auf-Hannovers-Opernplatz-ist-komplett-zerstoert-worden
 (DIR) [19] https://www.erinnerungskultur-ekbo.de/gedenken-an-pfarrer-werner-sylten.html
 (DIR) [20] https://www.welt.de/regionales/mecklenburg-vorpommern/article181514394/Juedischer-Friedhof-in-Boizenburg-geschaendet-Taetersuche.html
 (DIR) [21] https://www.neues-deutschland.de/artikel/1100566.erinnerung-an-die-shoah-immer-wieder-rechte-vorfaelle-in-der-gedenkstaette-sachsenhausen.html
 (DIR) [22] https://www.nw.de/lokal/kreis_guetersloh/guetersloh/22299229_Kerzenmeer-am-Gedenkstein-verwuestet.html
 (DIR) [23] https://www.sueddeutsche.de/bayern/afd-bayern-knobloch-bedrohung-1.4301858
 (DIR) [24] https://www.sueddeutsche.de/kultur/interview-am-morgen-rechtsextremismus-kz-gedenkstaette-1.4790429
 (DIR) [25] https://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/dachau-amtsgericht-volkslehrer-volksverhetzung-urteil-1.4717075
 (DIR) [26] https://allgaeu-rechtsaussen.de/2019/05/24/tuerkheim-scheibe-an-kz-gedenkstaette-eingeworfen/
 (DIR) [27] https://www.juedische-allgemeine.de/politik/wir-sind-zutiefst-erschuettert/
 (DIR) [28] https://www.mdr.de/thueringen/mitte-west-thueringen/weimar/gedenkbaeume-weimar-beschaedigt-100.html
 (DIR) [29] https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2019/09/denkmal-beschmutzt-homosexuelle-tiergarten-staatsschutz-emittelt.html
 (DIR) [30] https://www.kn-online.de/Lokales/Segeberg/Todesmarsch-Gedenktafel-beschmiert-und-zu-Schild-geklaut
 (DIR) [31] https://www.nordbayern.de/region/fuerth/nach-neonazi-attacke-stadt-furth-fallt-benario-birken-1.9063297
 (DIR) [32] https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/stadtgarten-gelsenkirchen-mahnmal-mit-nazisymbolen-besprueht-id226701355.html
 (DIR) [33] https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.kz-gedenkstaette-buchenwald-gedenksteine-mit-hakenkreuzen-beschmiert.3798add3-36db-4967-90ef-6048b14f3ec2.html
 (DIR) [34] /!5623614/
 (DIR) [35] https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2019/12/04/provokation-in-der-provinz_29362
 (DIR) [36] https://www.niederlausitz-aktuell.de/dahme-spreewald/lieberose/80298/kz-nebenlager-gedenktafel-juedischer-holocaustopfer-in-lieberose-abgerissen.html?rCH=2
 (DIR) [37] https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/juedischer-friedhof-geschaendet-geilenkirchen-100.html
 (DIR) [38] https://www.wz.de/panorama/zuendfaehiger-sprengstoff-in-kz-gedenkstaette-gefunden_aid-49091711
 (DIR) [39] /Online-Konferenzen-gestoert/!5678178/
 (DIR) [40] https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2020/05/berlin-kreuzberg-fontanepromenade-pflastersteine-ns-zwangsarbeit.html
 (DIR) [41] https://www.morgenpost.de/bezirke/pankow/article229177392/Hakenkreuze-auf-Sowjet-Ehrenmal-in-Pankow-Buch-geschmiert.html
       
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