# taz.de -- Jugendliche in Ostdeutschland: Wir waren wie Brüder
       
       > Unser Autor ist vor Neonazis weggelaufen und er war mit Rechten
       > befreundet. In den Neunzigern in Ostdeutschland ging das zusammen. Und
       > heute?
       
 (IMG) Bild: Dänemark, 1999, Besäufnis
       
       Die eigene Hässlichkeit kann ein Rausch sein. Wenn man sie umarmt und das
       Grauen in den Gesichtern derer sieht, die einen beobachten und verachten,
       aber sich nicht an einen herantrauen, dann strömt Macht durch die Adern wie
       elektrischer Strom.
       
       Als ich bei über hundert Kilometern pro Stunde einem BMW hinter uns auf die
       Motorhaube pisse, spüre ich diese Macht. Als ich da im Dachfenster stehe,
       die Hose bis zu den Oberschenkeln heruntergelassen, sehe ich das große
       weiße Gesicht des Fahrers: Die Augen geweitet, vor Schreck, Entsetzen,
       Empörung, bläht es sich auf wie ein Ballon, ich würde gern mit einer Nadel
       hineinstechen.
       
       Ich bin neunzehn, ich bin zehn Meter groß und acht Meter breit, ich bin
       unverwundbar.
       
       Als am 27. August 2018 Männer meiner Generation, so um die vierzig, in
       Chemnitz einen „Trauermarsch“ veranstalten und einige ihre nackten Hintern
       in die Kameras halten, wie man es bei YouTube sehen kann, denke ich an
       meine Autobahnfahrt. Als schwere Männer Hitlergrüße zeigen und Menschen
       angreifen, deren Hautfarbe ihnen nicht passt, als die Polizisten nicht
       einschreiten, bin ich paralysiert, als würde etwas Dunkles hochkommen, von
       dem ich dachte, ich hätte es hinter mir gelassen. Aber ich erinnere mich
       auch an diesen Machtrausch, den Kick, wenn du jemandem klarmachst: Regeln?
       Und was, wenn ich auf deine Regeln scheiße, mein Freund? Was dann?
       
       Ich sehe Chemnitz und frage mich: Was habt ihr mit mir zu tun? Was ich mit
       euch?
       
       ## Die Sieger der Neunziger
       
       Zum Tag der Deutschen Einheit wird es wieder die geben, die erzählen, warum
       die Wiedervereinigung eine Erfolgsgeschichte ist. Schon das Wort
       „Wiedervereinigung“ ist eine Lüge, werden die anderen sagen, die vor allem
       sehen, was verloren ging: Betriebe, Selbstachtung, ganze Leben. Gerade sind
       die besonders gut zu hören, die sagen: Erkennt endlich die Leistungen
       derjenigen an, die sich eine neue Welt aufbauen mussten. Die auch oft
       sagen: Lasst mich in Ruhe mit den Opfergeschichten, wir sind stolz auf das,
       was wir geschafft haben, selbst wenn wir gescheitert sind.
       
       Gerade, fast dreißig Jahre nach der Wende, erzählt die Generation meiner
       Eltern und Großeltern ihre Geschichten. Nicht das erste Mal, aber es
       scheint die richtige Zeit zu sein. Die sächsische Staatsministerin für
       Integration, Petra Köpping, hat einige dieser Geschichten aufgeschrieben in
       ihrem Buch „Integriert doch erst mal uns!“ und sie füllt in Ostdeutschland
       zur Zeit jedes Haus.
       
       Es geht viel um verlorene Arbeitsplätze und ja, das klingt hübsch
       technisch, wie ein leicht lösbares Problem. Aber in diesem preußischen
       Vollbeschäftigungsstaat namens DDR, in dem Arbeit gleich Lebenssinn war und
       die wenigen, die keine Jobs hatten, „Assis“ gerufen wurden, bedeutete das
       eben auch: Kollegen, Brüder, Ehemänner, die sich erhängten, Geschwister und
       Cousins, die sich langsam zu Tode soffen, Familien, in denen es erst heiß
       aufwallte wie in einem Vulkan, weil einer jetzt mehr hatte als die anderen
       und dann erstarrte alles zu einer toten Landschaft kalter Schlacke. Frauen,
       die so sehr anpackten, um sich, ihre Männer und ihre Kinder durchzubringen,
       bis nichts mehr von ihnen übrig blieb als der Wille „es zu schaffen“.
       
       Ist da noch Platz für die Erzählungen der neunziger Jahre aus der Sicht
       derjenigen, die beim Fall der Mauer zu alt waren, um nichts von der
       Vergangenheit mitbekommen zu haben, aber zu jung um mitzureden, wie die
       Zukunft aussehen sollte? Über das Jahrzehnt, in dem auch die Menschen
       aufgewachsen sind, die heute Hitlergrüße zeigen und brüllen?
       
       „Mit den neunziger Jahren verbinde ich persönliche Erlebnisse, die derzeit
       wieder hochkommen“, sagt Manja Präkels, „und wenn ich im Land unterwegs
       bin, sehe ich jetzt oft genau die Leute bei der AfD wieder, die sich als
       Sieger der Kämpfe der neunziger Jahre begreifen.“
       
       Präkels hat das Buch „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ geschrieben,
       über die letzten Tage der DDR und das barbarische Jahrzehnt, das
       Ostdeutschland danach erlebte. Präkels ist 1974 geboren und in Zehdenick
       aufgewachsen, einer Stadt nördlich von Berlin. Ihr Buch ist neben „Oder
       Florida“ von Christian Bangel der zweite Roman mit autobiografischen Zügen,
       der im vergangenen Jahr erschienen ist und vom Ostdeutschland der neunziger
       Jahre handelt.
       
       Ich habe sie angerufen, um sie zu fragen, ob auch sie sich an damals
       erinnert fühlt, wenn sie die Bilder aus Chemnitz und Köthen sieht. Sie
       sagt, wenn sie auf Lesereisen unterwegs sei oder bei Tagungen, dann treffe
       sie auf Rechtsextreme, die angetrieben sind von dem, was sie damals
       erreicht haben in Rostock-Lichtenhagen und bei den vielen kleineren Feuern,
       die kaum jemand sah. „Sie begreifen sich als Sieger dieser Kämpfe“, sagt
       Präkels, „weil nichtweiße Menschen damals aus Ostdeutschland
       abtransportiert worden sind. Das hat die Gewalt jener Jahre in ihren Augen
       nachträglich legitimiert.“
       
       Wann fängt man also eine Geschichte über damals an? Für mich begann es
       nicht 1989. Für mich begann es in der DDR.
       
       ## Ein Hakenkreuz auf der Schulbank
       
       In der zweiten Klasse malt Ricardo mit dem Bleistift ein Hakenkreuz auf die
       Schulbank. An sich nichts Besonderes, auch ich habe das schon gemacht,
       einmal an einem Junitag 1987, während ich in mein Diktatheft krakele:
       „Heute kommt unsere Mutter spät nach Hause. Wir wollen helfen.“ Hakenkreuze
       malen ist das Verbotenste, was ich mir vorstellen kann. Jedes Mal brüllt
       ein kleines Tier in meinem Brustkasten seine Freude darüber hinaus, nicht
       erwischt worden zu sein. Die Kunst ist, aus dem Hakenkreuz gleich wieder
       ein kleines Fenster zu machen, bevor einen jemand sieht.
       
       Aber Ricardo ist zu langsam gewesen oder vielleicht hat er vergessen, die
       Striche weiter zu ziehen, ich sehe es, zwei Freunde sehen es, wir nehmen
       ihn uns vor, als die Lehrerin nicht im Klassenzimmer ist. Es ihr zu sagen,
       geht nicht. Eine Petze zu sein, war schlimmer als alles andere. Wir müssen
       das unter uns regeln.
       
       „Du weißt, dass das falsch war?“, frage ich.
       
       Er heult. Er ist schwerer als ich und größer, aber er versucht nichts, zwei
       andere Jungs aus der Klasse stehen neben ihm. „Nimm die Brille ab“, sage
       ich. Ricardo heult noch ein bisschen mehr, er fleht mit großen Augen und
       ja, na klar, wohnen wir im gleichen Block und ja, wir wollen uns am
       Nachmittag wieder beim Sandkasten vor dem Haus treffen, aber erst einmal
       muss das hier erledigt werden.
       
       Der im sozialistischen Jugoslawien geborene Schriftsteller Tijan Sila hat
       dieses Verhalten von Jungen in seinem Buch „Tierchen Unlimited“ so
       beschrieben: „Die Erziehung von Grundschülern sollte das Ethos der Partei
       spiegeln, und das erschloss sich mir damals nur in Gegensätzen: oben ein
       kaltes, appolinisches Gesicht, das Keuschheit, Nüchternheit und
       Leidensfähigkeit forderte, und darunter ein triebhafter, dämonischer Torso,
       der Härte, Kampf, Rivalität oder Opfer gut fand.“ Vielleicht blieb dieser
       Torso übrig, als der Kopf mitsamt der DDR verging.
       
       ## Rechte Gewalt ist „Rowdytum“
       
       Ums Kämpfen ging es in der DDR oft, die größten Kämpfer waren die, die
       nicht mehr lebten: die kommunistischen Antifaschisten, die in den Lagern
       gestorben waren, damit wir es besser hatten. Von Wandbildern und aus
       unseren Schulbüchern blickten uns muskulöse weiße Männer an. Von den Juden
       erzählten unsere Lehrerinnen nur, dass die Nationalsozialisten sie
       umgebracht hatten. Gekämpft hatten sie jedenfalls nicht.
       
       Auf dem Nachhauseweg von der Schule erzählen wir Jungs uns Judenwitze. Zu
       viert oder zu fünft laufen wir über Kopfsteinpflaster und schwarzen Sand
       nach Hause, am Friedhof und an der Kneipe vorbei hin zu den vier
       Neubaublöcken am Rande des Dorfes.
       
       Einer fragt: „Was ist der Hauptgewinn in der KZ-Lotterie?“
       
       Ich sage: „Kenn ich doch schon. Eine Platzkarte in der Gaskammer.“
       
       Später habe ich unsere Witze in dem Buch „Das hat’s bei uns nicht gegeben!“
       wiedergefunden. Veröffentlicht hat es vor einigen Jahren die Amadeu Antonio
       Stiftung, benannt nach einem angolanischen Vertragsarbeiter, den junge
       Männer 1990 in Eberswalde so lange schlugen, bis er ins Koma fiel und
       später starb.
       
       Woher wir unser Witze hatten, weiß ich nicht mehr. Es hätte sie gar nicht
       geben dürfen. In der Verfassung der DDR stand, der Faschismus sei besiegt.
       Und weil er nun einmal besiegt war, durfte er nicht existieren. Die
       Staatssicherheit, das lässt sich in dem Buch der Stiftung ebenso nachlesen
       wie in den Berichten des Geheimdienstes selbst, nannte Hakenkreuze auf
       jüdischen Friedhöfen und Neonazis, die andere Menschen zusammenschlugen,
       „Rowdytum“ und tat so, als gäbe es keinen politischen Hintergrund. Punks
       und alle, die anders aussahen als sich die sozialistische Elite ihre Bürger
       vorstellte, verfolgten Geheimdienst und Polizei dagegen hart als Auswüchse
       einer Dekadenz, die nur aus dem Westen kommen konnte.
       
       Daran knüpft die AfD heute an. Die Partei setzt wie keine andere darauf,
       eine ostdeutsche Identität zu feiern und zu fördern. In Wahlkämpfen und
       Reden umwerben ihre Politiker die Menschen damit, wie fein deutsch und
       wenig verfremdet es in Ostdeutschland so zugehe. Und die Erzählung vom
       unpolitischen Rowdytum scheint bei vielen Polizisten ebenfalls heute noch
       zu funktionieren.
       
       ## Eine verstörende Untersuchung
       
       War das in der Bundesrepublik denn besser? Klassische Frage, die immer
       kommt, wenn man etwas über die DDR schreibt. Vielleicht ließe sich sagen,
       es gab in Westdeutschland wenigstens die Chance auf ein öffentliches
       Gespräch. In der DDR lief so eine Serie wie „Holocaust“ nicht im Fernsehen,
       die Leute konnten danach nicht darüber reden, sich aufregen oder weinen –
       zu Hause, in der Kneipe, im Bus. Und bei allem Verständnis für den Willen,
       sich von Westdeutschen nicht mehr das eigene Leben ausdeuten zu lassen: Ist
       es wichtiger, das Andenken an die DDR zu retten oder sich Gedanken darüber
       zu machen, warum die eigenen Kinder von Nazis gejagt werden oder selbst
       andere jagen?
       
       Nach dem Überfall von Neonazis auf ein Punk-Konzert in der Ostberliner
       Zionskirche 1987 wollte das Zentralkomitee der SED dann doch einmal die
       neonazistischen Umtriebe untersuchen. Die Forscher registrierten 1988 bis
       zu 500 Taten aus dem rechtsextremen Milieu pro Monat. Die Ergebnisse
       verschreckten die Machthaber so sehr, dass sie sie gleich wieder
       wegschlossen. Der Oberstleutnant der Kriminalpolizei, der das Team geleitet
       hatte, wurde ab da von der Stasi beobachtet.
       
       Wir lesen „Pawel“ in der vierten Klasse. Wir haben das grüne Schulbuch vor
       uns auf dem Tisch liegen, wir lesen abwechselnd ein paar Sätze vor. Ein
       Leutnant der Wehrmacht sitzt am Rande eines brennenden sowjetischen Dorfes
       und sieht einen spielenden Jungen. Er denkt: „Worin besteht der Unterschied
       zwischen diesem und einem deutschen Kind?“ Er rettet den Jungen vor dem
       heranrasenden Auto eines Feldwebels, sie fliehen zusammen zu sowjetischen
       Soldaten und der Leutnant kehrt an der Seite der Roten Armee nach
       Deutschland zurück. Fünfeinhalb Seiten dauert die Transformation des
       Nazi-Offiziers zum Kommunisten und sie beschreibt in ihrer kindgerechten
       Kürze recht gut den antifaschistischen Mythos der DDR. Der Staat musste ein
       paar Verführer bestrafen, den großen Teil seiner Bürger konnte er dann,
       ohne groß über die Vergangenheit zu reden, zum Aufbau des neuen Staates
       einsetzen.
       
       Zugleich wussten wir wenig vom Fremden. Selbst unsere angeblichen Brüder
       kannten wir nicht. „Wir zeigen unsere freundschaftliche Verbundenheit mit
       dem Sowjetvolk“, schreibe ich am 8. Mai in meinen Heimatkundehefter. Aber
       wir sehen sie kaum, obwohl viele Kasernen gar nicht so weit weg sind.
       Manchmal marschiert ein Trupp mit Kalaschnikows auf dem Rücken an unserem
       Kindergarten vorbei und wir drücken uns an den Zaun und sehen ihnen nach.
       „Scheißrussen“, sagt ein Junge neben mir, und als ich ihn frage warum, sagt
       er: „Wenn der blöde Hitler unsere Wehrmacht nicht kaputt gemacht hätte,
       wären die jetzt nicht hier.“ Das hatte ihm jedenfalls sein Vater erzählt.
       
       Wir wussten nicht, wer die Juden waren. Wir wussten nicht, wer die Russen
       waren. Wer die Nazis waren, wussten wir. Der Nazi war einer, der aus dem
       Westen kam. Der Kapitalismus galt als Vorstufe des Faschismus, und
       tatsächlich saßen ja noch alte Nazi-Eliten auf genügend Machtpositionen, um
       die als Beweis zu präsentieren. Als die Staatssicherheit 1960 im Bezirk
       Rostock eine „Aufstellung über Hakenkreuzschmierereien“ mit über fünfzig
       Delikten erstellte, sagte der Leiter der Bezirksverwaltung, diese seien
       „Teil der Provokation aus Westdeutschland“. In „Käuzchenkuhle“, einem der
       bekanntesten Jugendbücher der DDR, löst ein Junge zusammen mit seinen
       Freunden einen Kriminalfall, bei dem „der Fremde“, ein ehemaliger SS-Mann
       aus Westdeutschland, zurückkehrt, um alte Nazi-Raubkunst zu bergen. Noch
       2006 erklärte mir der SPD-Innenminister eines ostdeutschen Bundeslandes vor
       einem Interview, das Naziproblem käme aus dem Westen und, nein, in der DDR
       habe es das nicht gegeben.
       
       Der Fall der Mauer brach mir das Herz. Ich hatte Angst vor dem Westen, vor
       den Faschisten, einfach davor, dass alles, was ich kannte, kaputt gehen
       könnte.
       
       ## Ich wollte Krieg
       
       Die Erwachsenen rührten keinen Finger. Sie saßen vor dem Fernseher und
       sahen sich Demonstrationen an. Sie unterrichteten uns weiter in der Schule,
       als sei alles völlig normal. Dass wir wirtschaftlich keine Chance hatten,
       war mir ja klar, jeder Junge, der wusste, wo die Matchboxautos herkamen,
       begriff das. Aber mein Vater war Oberstleutnant der verdammten Nationalen
       Volksarmee, er hatte mal dreißig Panzer kommandiert, wo waren die denn
       jetzt?
       
       Ich wollte eine chinesische Lösung, ich wollte Tiananmen-Platz in Berlin
       und Leipzig. Als mein Vater, der Feigling, nicht loszog, um die Irren da
       draußen zu stoppen, überlegte ich, wie ich ihm seine Makarow-Dienstpistole
       klauen könnte. Mein Plan war, in Westberlin ein paar Leute zu erschießen
       und einen Krieg zu provozieren. Denn den, da war ich mir sicher, den würden
       wir gewinnen.
       
       Wir fuhren mit dem Begrüßungsgeld nach Berlin-Spandau. Bei Karstadt kaufte
       ich mir ein Telespiel, einen kleinen blauen Computer, mit dem ich Eishockey
       zocken konnte.
       
       Mit jedem neuen Level wurde der Puck schneller und schwieriger zu
       erreichen. Es fing mit Piep – piep – piep an und steigerte sich pieppiep
       pieppiep pieppiep bis zu pipipipipipip. Wie hypnotisiert starrte ich auf
       die kleine blinkende Scheibe, bis die Welt um mich herum nur noch gedämpft
       zu hören war, wie hinter Watte. Die Erwachsenen hatten mich verraten, ich
       hatte mich für ein Computerspiel verkauft. Ich war wütend, aber ich hatte
       keine Ahnung auf wen.
       
       „Du warst im HJ-Modus“, hat zwei Jahrzehnte später ein Freund zu mir
       gesagt, „wie die Hitlerjungen beim Volkssturm“. Da wohnte ich schon lange
       in Berlin. Er hatte in den Jugoslawien-Kriegen genügend Jungen gesehen, die
       für Wut, Angst und Ohnmacht ähnlich der meinen gestorben waren.
       
       ## Eine Rakete mit Freund-Feind-Zielsystem
       
       In der zweiten Klasse sangen wir: „Soldaten sind vorbeimarschiert, die
       ganze Kompanie. Und wenn wir groß sind, wollen wir Soldat sein so wie sie.“
       In unserem Musikbuch standen Lieder über den Frieden auf der Welt und „Ein
       Männlein steht im Walde ganz still und stumm.“ Aber eben auch: „Mein Bruder
       ist Soldat im großen Panzerwagen, und stolz darf ich es sagen: Mein Bruder
       schützt den Staat.“
       
       Vor wem der große Bruder uns schützte, war klar: Vor dem Westen. Aber
       niemand schützte mich jetzt. Kämpfen wollte ich, aber gegen wen? Wohin
       fliegt eine Rakete mit einem Freund-Feind-Zielsystem, wenn die eigenen
       Eltern zum Gegner übergelaufen sind?
       
       War ich der einzige, dem es so ging? Ich weiß es nicht, ich habe mich mit
       Freunden nie darüber unterhalten.
       
       Der Zerfall beginnt im Fernsehen. Ich sehe weinende Menschen, starre
       Menschen, graue Menschen, meistens vor irgendwelchen Schornsteinen oder
       Werktoren und immer macht irgendetwas zu. Dann zerfallen die Männer auf dem
       Dorf. Wenn ich von der Schule komme, sitzen sie an den Garagen. Sie haben
       früher Kräne gefahren, große russische Traktoren und Mähdrescher. Jetzt
       erzählen sie sich Witze über ihre Frauen, die mit irgendwelchen Putzjobs
       oder Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen versuchen, die Familien über Wasser zu
       halten. Sie sagen: „Die Alte nervt“. Dann trinken sie noch einen Schnaps.
       Oft reden sie gar nicht.
       
       In den Zeitungen, im Radio, im Fernsehen lesen, sehen und hören wir die
       passenden Botschaften dazu. Ostdeutsche sind zu doof, sich in der neuen
       Welt zurecht zu finden. Ostdeutsche sind faul. Ostdeutsche sind betrunken.
       Erst schäme ich mich noch, dann schaue ich der geworfenen Scheiße belustigt
       beim Fliegen zu und noch später bin ich stolz darauf, dass „wir“ härter
       sind als die so leicht zu schockierenden Wessis, die ihr ganzes Leben als
       Kausalzusammenhang erzählen können, in dem es für alles einen guten Grund
       und keine dunklen Flecken gibt. Es kann auf eine dämonische Art befreiend
       sein, wenn von dir und den Leuten um dich herum nur noch das Schlechteste
       erwartet wird. Als Zwölf- oder Dreizehnjähriger sehe ich das noch nicht,
       ich sehe nur die Männer in ihren Garagen und ich sehe meine Zukunft.
       
       ## Die Polizei weicht zurück
       
       Mein Vater trinkt dort nicht. Die Bundeswehr hat ihn übernommen. Im
       Frühjahr 1992 werden sie bei der Kontrolle eines sowjetischen Stützpunkts
       beschossen. Mein Vater verlässt die Armee und verkauft später
       Versicherungen. So wie viele andere Männer aus der Polizei, dem Ministerium
       für Staatssicherheit und der Nationalen Volksarmee. Ein Abstieg war es,
       aber er war nicht so hart.
       
       Im Fernsehen sieht man Häuser brennen, in denen vietnamesische
       Vertragsarbeiter leben. Man sieht Männer, die mit Gehwegplatten auf
       Menschen werfen. Ich sehe, wie die Polizisten verloren vor der Meute
       stehen. Ich sehe, wie sie zurückweichen.
       
       „Offenbar ist vielen im Westen nicht klar, dass in Ostdeutschland zwei
       Generationenkohorten existieren, deren kollektive politische Erfahrung sich
       daraus speist, ein politisches System gestürzt und anschließend den neuen
       Staat in Hoyerswerda und Rostock gezwungen zu haben, vor ihrem rassistisch
       motivierten Willen zurückzuweichen.“ Das schreibt der
       Rechtsextremismus-Experte David Begrich nach den Märschen von Chemnitz in
       einem Text, den viele auf Facebook teilen. Begrich war damals in
       Rostock-Lichtenhagen, er war einer derjenigen, auf den die grölenden Männer
       Gehwegplatten warfen.
       
       Bis Ende der neunziger Jahre weicht dieser neue Staat zurück – in den
       Kleinstädten und Dörfern. Viele Menschen, die so alt sind wie ich, rechnen
       nicht mehr mit ihm. Wir sehen alle dasselbe: Es kommen keine Polizisten,
       wenn dreißig Kahlrasierte vor einem Jugendklub auftauchen und Leute
       vermöbeln oder sie kommen nur zu zweit und bleiben dann in ihren Autos
       sitzen. Was sollen sie machen? Selbst verdroschen werden? Das passiert
       manchmal auch.
       
       Die große Macht der Volkspolizisten ist ebenso gebrochen wie die unserer
       Lehrerinnen. In der DDR konnten diese Autoritäten noch im Alleingang ganze
       Biografien versauen – du darfst studieren und du nicht – und jetzt lachen
       wir sie aus, wenn sie vor uns stehen. Wir lachen, bis sie heulen. Sie haben
       Angst vor der neuen freien deutschen Jugend.
       
       ## Du kannst sterben, ganz leicht
       
       Heute bin ich öfter in osteuropäischen Staaten unterwegs, die früher
       ebenfalls sozialistisch waren. Wenn ich dort mit Leuten meines Alters über
       die Brüche der Neunziger rede, die Barbarei, die Entgrenzungen, die sie oft
       härter und krasser beschreiben, weil es dort härter und krasser war als in
       Deutschland, dann finde ich bei ihnen ein Verhältnis zur Polizei, was mich
       an meines damals erinnert: irgendetwas zwischen Furcht und Verachtung.
       
       Und natürlich sind das heute nicht die Neunziger, der neue Staat hat sich
       konsolidiert. Aber wenn wie in Chemnitz dann doch zu wenige Polizisten dort
       stehen, wenn Beamte in Köthen eine rechtsextreme Rednerin bei ihren
       Vergasungs- und Mordfantasien nur filmen, statt sofort in die Demo zu
       gehen, dann bestärkt das Nazis wie ihre Gegner in dem, was sie gelernt
       haben: Der Staat weicht zurück.
       
       Nach dem Mauerfall lernte ich noch etwas, in den folgenden Jahren, als die
       Liste der Toten immer länger wurde: Du kannst sterben, ganz leicht. Wenn in
       einer Horde von Nazis nur ein Psycho dabei ist, nur einer, dem deine Fresse
       nicht gefällt und der dann nicht aufhören kann, dann bist du tot. Manche
       Bekannte bildeten sich ein, sicher zu sein, weil sie weiß waren. Sie
       glaubten, sich verstecken zu können. Aber wer anders ist und wer nicht, das
       legst nicht du selbst fest, sondern der Nazi. Es starben Mahmud Azhar und
       Farid Guendoul ebenso wie Wolfgang Auch und Horst Hennersdorf.
       
       Als ich dem Hass zum ersten Mal persönlich begegne, bin ich elf oder zwölf
       Jahre alt. Meine Mutter arbeitet noch immer als Agrochemikerin, sie
       berechnet, wie viel Dünger das gelbe Streuflugzeug auf die Felder um unser
       Dorf herunterfallen lässt. Der Pilot dieses Flugzeuges sitzt eines Tages
       bei uns im Wohnzimmer auf einem brauen Stoffsessel, er wartet auf meine
       Mutter und ich frage ihn, weil ich ihn mag, weil ich ihn cool finde, ich
       meine, er ist schließlich Pilot, jedenfalls frage ich ihn, wie es denn
       jetzt für ihn weitergeht. Und er erzählt von den „Wallstreetjuden“, die das
       alles zu verantworten hätten, er wird lauter, erregter, brennende Röte erst
       am Hals, dann im Gesicht. Ich weiß das noch so genau, weil ich mit dem Wort
       „Wallstreet“ nichts anfangen kann und Juden, denke ich, gibt es doch bei
       uns gar keine. Der Mann überrollt mich mit einer Wut, von der ich weder die
       Quelle kenne noch das Ziel.
       
       ## Die Söhne der Nazi-Clans
       
       Neue Regeln. Ich hätte sie gerne gelernt, wenn ich denn welche begriffen
       hätte. Ist es besser, den Bus zu nehmen, aus dem man nicht mehr rauskommt,
       wenn Glatzen einsteigen? Oder besser laufen oder Fahrrad, aber dann bist du
       zu langsam, wenn sie dich mit dem Auto jagen? Auch andere versuchten, die
       neue Welt zu ordnen: Die Kreisstadt ist rechts, die Dörfer sind links. Aber
       diese Ordnung zerbröselte sofort wieder, wenn fünfzehn, zwanzig, dreißig
       Nazis ein Dorffest aufmischten.
       
       Viele Glatzen kamen aus großen Familien, die lebten in ihren Häusern
       inmitten von Hitlerbüsten und Reichskriegsflaggen. Die Clan-Söhne mit den
       Namen, die man fürchten musste, waren vier bis acht Jahre älter als ich.
       Mit ihren tiefergelegten Golfs oder zu Fuß patrouillierten sie durch die
       Stadt. Wen sie verschonten und wen sie sich vornahmen, folgte einem Kodex,
       den vor allem sie selbst verstanden. Wenn sie jemanden aus DDR-Zeiten
       kannten, aus der Schule, konnte das gut sein. Oder eben besonders schlecht,
       wenn sie ihn schon damals nicht mochten. Bunte Haare waren scheiße, lange
       auch. Aber wer aus der Kreisstadt kam, die übrigens Mitte der Neunziger zur
       Kleinstadt degradiert wurde, der war auch mit langen Haaren an einem Abend
       okay, und man mischte lieber eine andere Nazi-Gang auf, weil die vom Dorf
       nebenan war und „sich hier breit gemacht hatte“.
       
       In den neunziger Jahren habe ich diese Zusammenhänge nur vage begriffen.
       Vieles habe ich erst bei Gesprächen für diesen Text erfahren. Ich kannte
       keinen der wichtigen Nazis, ich kam vom Dorf, ich war weit entfernt vom
       Zentrum der Macht. Ich konnte nicht zwischen denen unterscheiden, gegen die
       ich mich vielleicht hätte wehren können, ohne dass gleich fünf Mann auf die
       Suche gingen, und denen, die Lebensgefahr bedeuteten.
       
       Mir passierten einfach Dinge.
       
       Ich sitze im Bus, drei Glatzen steigen ein, ohne zu bezahlen. Sie laufen
       nach hinten durch, ich tue so, als würde ich lesen. Sie laufen an mir
       vorbei, plötzlich ist es nass in meinem Gesicht. Einer hat mir ins Gesicht
       gespuckt. Bevor ich das kapiere, drückt mir der kleinste der Typen seinen
       Daumen in die linke Wange und reibt kräftig, bis mir die Zähne wehtun. „Du
       musst dich doch saubermachen“, sagt er mit hoher Stimme. „Muss Mutti dir
       erst bis in den Bus nachlaufen, hm?“ Wahrscheinlich sehe ich aus wie ein
       Reh im Scheinwerferlicht eines Autos, die drei bepissen sich fast vor
       Lachen. Die Hand des Kleinen riecht nach altem Tabak.
       
       Als ich die drei Kilometer von der Schule mal nach Hause laufe, hält ein
       Auto mit quietschenden Reifen neben mir. Ich renne sofort los, rein ins
       Feld. Hinter mir höre ich es lachen. Ich laufe über zartes Frühlingsgrün,
       schwere Brocken Matsch kleben an meinen Schuhen und fallen wieder ab. Sie
       fahren auf der Straße nebenher, rauchen und schauen mir zu. Ein Kilometer
       vor dem Dorf geben sie Gas und verschwinden.
       
       Der Junge, der in der DDR auf die „Scheißrussen“ geschimpft hat, erklärt
       mir die Bordbewaffnung seiner Karre. Er zeigt mir seinen Baseballschläger
       und wo er die Schreckschusspistole unter dem Beifahrersitz versteckt hat.
       „Ich fahr nicht mehr unbewaffnet raus“, sagt er, „ich bin doch nicht blöd.“
       
       Wie durch die Milchglasscheibe eines Bahnhofsklos sehe ich die Zeit von
       1991 bis 1998. Es fällt mir schwer, mich zu erinnern. Es geht nicht nur mir
       so. „Manchmal habe ich mich gefragt, ob ich mir die ganzen Neunziger nur
       eingebildet habe“, sagt Manja Präkels, als wir uns darüber unterhalten. Sie
       sagt: „Selbst Freunde, die dabei waren, konnten oder wollten sich nicht
       mehr erinnern.“
       
       ## Ich bin Beute
       
       Als Kind war ich noch klein und dick, aber in der Pubertät schieße ich in
       die Höhe. Genetisch bin ich Nazi, fast 1,90 Meter groß, blond, graublaue
       Augen. Ich trainiere mit Hanteln. Aber mir fehlt das Schläger-Gen, die Lust
       am Blut der anderen, ich sehe den Hunger in den Augen der Clan-Söhne und
       ihrer Handlanger und ich weiß, ich bin Beute. Also versuche ich zu
       verschwinden, ich trage grau, ich bin ein Mäuschen. Gott, wenn ich doch nur
       kleiner wäre.
       
       Hatte ich nicht erst gestern noch alles über Ernst Thälmann und seine
       Genossen gelesen? Wie sie gestorben waren im Kampf gegen den Faschismus?
       Ich will nicht sterben, ich will nur in Ruhe gelassen werden. Ich schäme
       mich. Wir schämen uns alle. „Die neunziger Jahre sind in Ostdeutschland ein
       großes Tabu“, sagt Manja Präkels. „Diese Zeit ist mit großer Scham
       behaftet.“ Jeder hat seinen eigenen Grund dafür. Der eine wird gefeuert und
       findet nie wieder Arbeit, der nächste steht hinter der Gardine und freut
       sich heimlich, weil das Asylbewerberheim brennt und ich, ich bin eben ein
       Feigling.
       
       Es wäre durchaus anders gegangen. Es gab die aufrechten Antifaschisten, die
       Punks, ich wusste von ihnen, ich sah sie allerdings nie auf der Straße.
       Frauen, die mit mir zur Schule gingen und mit denen ich für diesen Text
       gesprochen habe, sagten mir, sie hätten keine Angst gehabt. Eine erzählte
       mir, die Glatzen aus ihrem Dorf hätten meist versucht, sie zu beeindrucken.
       Sie sagt auch, sie wüsste nicht, ob die schlimmsten Schläger wirklich Nazis
       waren. Es war und ist nicht ganz einfach, die Trennlinie zwischen denen zu
       ziehen, die schlagen wollten und sich dafür eine Rechtfertigung in „Mein
       Kampf“ suchten und denen, die schlugen, weil sie es politisch geboten
       fanden. Gewalt war normal und in dieser Normalität schwammen die Nazis wie
       Fische im Meer.
       
       Meinen Eltern erzählte ich nichts. Das wäre petzen. Die Jungs haben die
       Dinge früher unter sich ausgemacht und das sollen sie jetzt auch. Außerdem
       war mir ja nichts passiert. Kein Zahn ausgeschlagen, alle Augen noch drin,
       tot war ich auch nicht. Andere haben ihren Vätern und Müttern etwas
       erzählt, Manja Präkels schreibt darüber in ihrem Buch und sie schreibt
       auch, was viele Eltern geantwortet haben: Provozier doch nicht!
       
       ## Welche Realität ist richtig?
       
       Die Erwachsenen konnten sich nicht vorstellen, dass die lieben kleinen
       Ricardos, Michaels und Kais von früher zu Kampfmaschinen mutiert sein
       sollten. Ich hätte es ihnen auch nicht erklären können. Also beschworen sie
       eine Parallelwelt herauf. Es gibt kein Problem mit Rechtsextremismus,
       sagten die Bürgermeister, wenn wieder mal einer verpocht wurde oder starb.
       Ich fragte mich, wer verrückt ist, die oder ich?
       
       „Über die Eltern brach die Katastrophe herein, die mussten überleben“, sagt
       Manja Präkels dazu, „und dabei gingen ihnen die Kinder oft verloren.“ Und
       wenn ständig nur geleugnet werde, wenn sich gegenseitig permanent bestätigt
       werde, es sei normal, wenn bei den Spielen der A-Jugend das
       Horst-Wessel-Lied gesungen werde, dann entstehe eine neue Normalität.
       
       Und heute? Ein sächsischer Ministerpräsident, der erst einmal betonen
       möchte, in Chemnitz sei alles nicht so schlimm gewesen. Ein
       Verfassungsschutzchef, der in der Bild sagt, ein Video von einem Angriff
       sei veröffentlicht worden, um von einem Mord abzulenken. Welche Realität
       ist die richtige? Die meisten Menschen glauben einem Ministerpräsidenten
       mehr als einem Mann, der nicht weiß ist und erzählt, wie er verfolgt wurde.
       
       Ab der siebten Klasse, im Herbst 1991, gehe ich aufs Gymnasium. Meine
       Freunde vom Dorf treffe ich nur noch selten, ich war jetzt etwas Besseres,
       zumindest sehen sie das so oder ich denke, dass sie es denken. Ich ziehe
       mich zurück. Ich habe früher schon gern gelesen, jetzt lese ich eben noch
       mehr. Kurz vor der Wende sind wir in einen anderen Block gezogen, ich habe
       ein eigenes Zimmer und muss nicht mehr mit meinem Vater und meiner Mutter
       in einem Bett schlafen. Das macht es einfacher, mich zu verstecken. Als ich
       sechzehn Jahre alt bin, kaufen meine Eltern einen Computer und ich spiele
       Eishockeymanager. Diese Welten sind vom Draußen unberührt und
       kontrollierbar. Ab und an gehe ich raus, tauche auf wie ein U-Boot nach
       langer Fahrt. Die Nachrichten von der Oberfläche sind über Jahre die
       gleichen: Entweder es gibt Stress oder einer erzählt, wie es Stress gab.
       
       „Der hat seine Freundin gezwungen, als Nutte zu arbeiten und die dann mit
       dem Kabel erwürgt.“
       
       „Neulich haben sie den einen an der Havel fast kaltgemacht.“
       
       „Die sind mit der Axt in den Jugendklub rein. Die hinter der Tür hat es
       gleich erwischt. Die Bullen waren wieder bloß zu zweit da.“
       
       ## Ich finde neue Freunde: Rechte
       
       Freunde habe ich wenige. Ich bin ein Trottel vom Dorf. Meine Mutter hat mir
       zwar nach langer Bettelei eine Levis gekauft, aber an meinem dicken Hintern
       sieht die Jeans so aus, als versuchte jemand, meinen Arsch zu zwei dünnen
       Würsten zu kneten. Tragen muss ich sie trotzdem, die Hose war teuer. Im
       Schulbus lachen sie über mich. Ich bin oft alleine, also ein Ziel und
       deshalb gehe ich noch weniger raus.
       
       Nach drei Jahren am Gymnasium finde ich andere Freunde.
       
       Dabei sind: Ein kleiner Dünner, der oft lächelt und der mich mit dem Auto
       nach Hause fährt, wenn es spät wird. Er sagt: Schon mein Vater war ein
       Rechter. Dafür hatte er Ärger mit den Scheißkommunisten.
       
       Ein anderer aus der Clique schaut oft finster, aber kitzelt einen ab, wenn
       es in der Schule scheiße gelaufen ist. Er findet die NPD gut und hat
       Kontakte zu einem Fascho-Clan in einem größeren Dorf in der Nähe.
       
       Außerdem: Der Sohn eines Polizisten, der immer laut ist, immer Faxen macht,
       großzügig mit allen teilt und der Kanaken scheiße findet.
       
       Dann einer, der immer ganz ruhig ist, obwohl ihm seine Mutter Stress macht,
       er dürfe nicht absacken, nicht versagen, nicht untergehen in dieser neuen
       Welt. Er hört zu Hause CDs von Bands wie Zyklon B und Zillertaler
       Türkenjäger. Auf der Heckscheibe seines Autos prangt in Fraktur der
       Schriftzug „Euthanasie“. Die Band heißt eigentlich „Oithanasie“, aber er
       findet es damals ein lustiges Wortspiel, den Namen so zu schreiben.
       
       Wir durchstreifen das Land im Konvoi. Zum nächsten McDonald’s an der
       Autobahn, an die Ostsee, nach Tschechien, nach Dänemark. Je mehr wir sind,
       desto mehr weitet sich unsere Landkarte.
       
       Zwei Autos sind gut, vier Autos sind besser. Im Schwarm schrecken wir
       andere ab. Ich entdecke, wie geil es sein kann, jemandem Schiss zu machen
       statt selbst der Schisser zu sein. Ich pinkle einem Wessi auf die
       Motorhaube.
       
       ## Der Soundtrack der Böhsen Onkelz
       
       „Rechts“ und „links“, das ist eine Sache der Klamotten, der Frisur und der
       „inneren Einstellung“, wie wir das damals nennen. Die Mode der harten Nazis
       verbreitet sich in Molekülen auch an den Gymnasien, die grünen Bomberjacken
       mit dem orangefarbenen Innenfutter tragen viele. Ich habe lange Haare, ich
       habe „nichts gegen Ausländer“, ich finde es scheiße, sie zu jagen und zu
       verprügeln. Das sage ich manchmal auch und dann streiten wir uns. Ich muss
       vor Nazis wegrennen. Also bin ich links.
       
       In der Nahrungskette der Jungsgruppen stehen wir nicht weit oben. Wenn die
       Tighten aus der Muckibude anrücken, die tätowierten Riesenbrocken mit
       Kampfsport oder Knast im Lebenslauf und keiner der anderen hat irgendeine
       Beziehung zu jemandem, der jemanden kennt, dann machen wir uns klein oder
       lösen uns in Luft auf.
       
       Stress gibt es immer noch, natürlich. Wir wollen zum Herrentag, wie das bei
       uns konsequent heißt, raus an einen See fahren. Zwei möchten da unbedingt
       mit dem Fahrrad hin. Scheißidee, sagen wir anderen, da kommt ihr alleine
       niemals an. Sie ziehen es durch. Wir sammeln sie später blutend von der
       Landstraße und lachen sie aus.
       
       Der Soundtrack dieser Zeit kam von den Böhsen Onkelz. Ich hasste diese
       Band, bei ihren weinerlichen Liedern für gefallene Jungs dachte ich an die
       saufenden Männer in den Garagen. Ein Lied der Onkelz ist allerdings bis
       heute in meinem Kopf: „Wir waren mehr als Freunde/Wir war’n wie
       Brüder/Viele Jahre sangen wir/Die gleichen Lieder.“ Es heißt „Nur die
       Besten sterben jung“ und ich mochte es, vielleicht, weil ich die blöden
       Jungpioniere vermisste, die Zeit, als wir lieber Papier und Flaschen
       gesammelt haben, als uns gegenseitig das Leben zur Hölle zu machen und weil
       ich dachte: Ja, sterben kannst du ja wirklich.
       
       ## Mein erfundener türkischer Freund
       
       Sicher bin ich noch immer nicht. Eines Abends fahre ich zufälligerweise
       nicht zu dem Parkplatz am Netto-Markt, wo wir uns immer treffen. Es sind
       nur wenige da und sie sind leichte Beute für eine größere Gruppe Schläger,
       die aus einem Nachbarort anrückt. Einen erwischt es besonders schlimm. Er
       fährt noch mit dem Moped nach Hause, bekommt dann aber seinen Kopf nicht
       mehr aus dem Helm, Tritte und Schläge haben ihn zu sehr anschwellen lassen.
       Er landet auf der Intensivstation.
       
       Manche Erinnerungen reißt man sich ein wie Splitter und sie schmerzen noch
       Jahre danach. Der türkische Freund, den ich erfunden habe, ist so ein
       Splitter. Wir sind nach Ungarn gefahren, das letzte Mal zusammen. Wir
       liegen am Balaton, spielen Fußball. Wir reißen die Türen unserer Klos auf
       und fotografieren uns gegenseitig beim Kacken, wir rasieren einander die
       Brusthaare. Und dann, wir sitzen in einem Café, ich lese Zeitung,
       vielleicht habe ich da etwas über einen Überfall gelesen, ich weiß es nicht
       mehr. Ein Freund sagt irgendetwas über „blöde Kanaken“ und dass sie es
       verdient hätten und ich bin sofort auf hundertachtzig. Ich schreie, ich
       hätte einen türkischen Freund und der läge in Berlin im Krankenhaus, „wegen
       Leuten wie dir“. Es ist ein kurzer Moment, wenige Sekunden nur und sofort
       fühle ich mich mies.
       
       Weil ich gelogen habe, ich habe keine türkischen Freunde und auch keine mit
       türkischen Namen, woher auch? Es gab an unserer Schule den Sohn eines
       Ingenieurs aus Angola oder Mosambik, der war nicht weiß. Selbst die
       Dönerfrauen, die ich kannte, waren in der Kreisstadt oder in einem der
       Dörfer geboren. Ich schäme mich auch, weil ich weiß: Es gibt Menschen, die
       sind wirklich verbrannt oder wurden zu Tode getreten. Und ich erfinde
       einen. Gleichzeitig habe ich Angst, dass jetzt unsere Freundschaft vorbei
       ist.
       
       Das gehört auch zur Wahrheit jener Jahre, viele kannten die Rechten, die
       Rechtsradikalen, die Neonazis nicht nur von Weitem. Wir waren mit ihnen
       befreundet, wir mochten manche von ihnen, wir profitierten von ihrem
       Schutz. Im Buch von Manja Präkels hat der Obernazi der Protagonistin
       vielleicht das Leben gerettet. „Dass die Nazis oft unsere früheren Freunde
       aus der Schule waren, unsere Brüder, unsere Cousinen, das machte die
       Auseinandersetzung damals so schwierig“, sagt Manja Präkels. „Und das macht
       sie auch heute schwierig.“
       
       Sie sagt auch, sie habe damals manchmal das Gefühl gehabt, jemand halte
       eine schützende Hand über sie. „Vielleicht aus der Zärtlichkeit der
       kindlichen Erinnerungen aneinander. Aber derlei Zärtlichkeit gibt es für
       Fremde, für Menschen anderer Hautfarbe nicht.“
       
       Heute haben dieses Dilemma nicht mehr nur Ostdeutsche, die AfD ist auch im
       Westen erfolgreich. Wenn man sich mit seinem Bruder oder einem Freund
       streiten muss, dann lässt sich der Nazi nicht mehr nach Sachsen auslagern,
       dann ist man mitten in einer deutschen Identitätskrise. Präkels sagt, das
       sei doch die große Frage: „Sitzen wir lieber mit einem uns vertrauten
       Rechtsextremen am Tisch und tun so, als wäre alles normal oder stellen wir
       ihn und damit auch uns selbst infrage, indem wir uns für die einsetzen, die
       für uns Fremde sind?“
       
       „Hm, scheiße, ist der schwer verletzt?“, sagt der Freund. Ich murmle
       irgendwas von nicht ganz so schlimm, ich lüge weiter, wer damit einmal
       angefangen hat, kann nicht einfach aufhören. „Tut mir leid, habe ich nicht
       so gemeint“, sagt er.
       
       Für meinen Zivildienst gehe ich nach Berlin. Ab 1999 studiere ich in
       Leipzig. Ich habe Glück und treffe gute Leute aus dem Westen und dem Osten.
       Wenn ich mich in den richtigen Bezirken aufhalte, treffe ich keine Männer
       mit Glatzen. Nur ab und an höre ich Echos aus der Vergangenheit. Anfang der
       Nullerjahre findet ein Freund ein Loch in der Heckscheibe seines Autos, das
       Kind der Familie über ihm hat eine Vase aus dem Fenster geworfen. Der Vater
       des Kindes, eine Glatze mit Glatzenkumpels, hat keinen Bock, für den
       Schaden aufzukommen und das macht er meinem Freund klar. Ich überlege, ob
       ich meine Leute in Brandenburg anrufen soll, aber der Nazi ist aus Leipzig
       und muss nicht 200 Kilometer weit fahren, um mit mehr Leuten
       zurückzuschlagen.
       
       In der Kleinstadt, in der ich zur Schule ging, leben heute auch Frauen mit
       Kopftüchern, die ihren Söhnen auf Russisch hinterherbrüllen, sie sollen
       gefälligst auf sie warten. In den Kneipen und Cafés bedienen Menschen,
       deren Eltern aus Vietnam und der Türkei kamen. Der Freund, der damals
       „Euthanasie“ auf seiner Heckscheibe stehen hatte, und den ich für diesem
       Text wiedergetroffen habe, sagt, er sei mit „Kurden, Türken, Russen,
       Vietnamesen“ befreundet. Er findet aber, man solle doch die Leute
       verstehen, die lieber nicht mit so vielen Ausländern zusammenleben wollen.
       Als ich ihn frage, ob er auch so leben will, sagt er: „Ach, ich weiß es
       doch auch nicht.“
       
       Ich habe nicht gekämpft und schon gar nicht gewonnen. Ich bin einfach
       gegangen.
       
       1 Oct 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Schulz
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Lesestück Recherche und Reportage
 (DIR) Schwerpunkt Neonazis
 (DIR) Jugendliche
 (DIR) Wiedervereinigung
 (DIR) Schwerpunkt Ostdeutschland
 (DIR) Deutscher Reporterpreis
 (DIR) ausgezeichnete taz
 (DIR) Schwerpunkt Rassismus
 (DIR) DDR
 (DIR) Schwerpunkt Rassismus
 (DIR) Schwerpunkt Ostdeutschland
 (DIR) DDR
 (DIR) Literatur
 (DIR) Lesestück Recherche und Reportage
 (DIR) Kolumne Wirtschaftsweisen
 (DIR) 30 Jahre friedliche Revolution
 (DIR) Lesestück Interview
 (DIR) Hoyerswerda
 (DIR) Redaktion
 (DIR) Punk
 (DIR) DDR
 (DIR) Köthen
 (DIR) Gründer*innentaz
 (DIR) Wiedervereinigung
 (DIR) DDR
 (DIR) Quiz
 (DIR) Chemnitz
 (DIR) Pro Chemnitz
 (DIR) Wiedervereinigung
 (DIR) Chemnitz
 (DIR) Fußball
 (DIR) Rechte Gewalt
 (DIR) Schwerpunkt Ostdeutsche und Migranten
 (DIR) Lesestück Interview
 (DIR) Alternative für Deutschland (AfD)
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Rapper Sonne Ra über Rassismus: „Ich bin trotzdem funky“
       
       Rachid Jadla hat im Ostdeutschland der 90er Rassismus und Gewalt erfahren.
       Als Sonne Ra rappt er darüber und darüber, wie er sich nicht brechen lässt.
       
 (DIR) Buch über DDR-Geschichte: Mit Mutti zum Kaffee bei Egon Krenz
       
       Zu Gast bei der ostdeutschen Volksgemeinschaft: Katja Hoyers viel
       diskutiertes und seltsames Buch „Diesseits der Mauer“.
       
 (DIR) Rechte Jugendliche in Ostdeutschland: Hakenkreuze auf Schulbänken
       
       Eine Berliner Schulklasse musste wegen rassistischer Bedrohungen aus einem
       Camp an einem Brandenburger See fliehen. Wiederholen sich die 90er Jahre?
       
 (DIR) Autorin Manja Präkels: „Den Schmerz spüre ich bis heute“
       
       Die ostdeutschen „Baseballschlägerjahre“ in der Provinz hat die
       Schriftstellerin selbst erlebt. Ein Gespräch über die Scham von Tätern und
       Opfern.
       
 (DIR) Romane über Jugend in Ostdeutschland: Wie geil böse wir waren
       
       Romane über die Baseballschlägerjahre: Hendrik Bolz, Daniel Schulz und
       Domenico Müllensiefen vermeiden zum Glück lustvolle Gewaltpornos.
       
 (DIR) Coming-of-Age im Plattenbau: Der Himmel über Klein Krebslow
       
       Björn Stephan entdeckt die Schönheit im Plattenbau. Sein Debütroman erzählt
       von Jugendlichen in der Nachwendezeit.
       
 (DIR) Militär in Deutschland: „Mein Vater kommt mit dem Panzer!“
       
       Zwei taz-Journalisten sind unter Soldaten aufgewachsen, einer im Osten, der
       andere im Westen. Ein Gespräch über Erinnerungen, unheimliche Gefühle und
       den Sinn der Armee.
       
 (DIR) Kolumne Wirtschaftsweisen: Adel auf dem Lande
       
       Unterschiedliche Perspektiven auf den gleichen Ort: Moritz von Uslar, Manja
       Präkels und Zehdenick.
       
 (DIR) Eine nie dagewesene Freundschaft: Brüderchen Russland
       
       Ostdeutsche Ministerpräsidenten beschwören gern ein besonderes Verhältnis
       zu Russland. Echte Nähe hat es nie gegeben, auch nicht zur DDR-Zeiten.
       
 (DIR) DDR-Sexualforscher über den Osten: „Die meisten Menschen sind zärtlich“
       
       Kurt Starke spricht darüber, warum die Leute in der DDR früh Eltern wurden.
       Außerdem erklärt er das mangelnde Selbstbewusstsein im ehemaligen Osten.
       
 (DIR) Subkultur in Hoyerswerda: Bei Martin war das anders
       
       Sozialistische Vorzeigestadt, Plattenbauten, Ort rassistischer
       Ausschreitungen. All das ist Hoyerswerda. Ein Besuch in der alten Heimat.
       
 (DIR) Meistgeklickt auf taz.de 2018: Rechtsextreme, Obdachloser, Suizid
       
       Auf taz.de waren 2018 einige Texte besonders erfolgreich. Wir haben eine
       Top 7 zusammengestellt und mit den Autor*innen gesprochen.
       
 (DIR) Roman über rebellierende Jugendliche: Flippern verboten
       
       Politik, Wut und Liebe: Tijan Silas Roman „Die Fahne der Wünsche“ behandelt
       die Gefahr jugendlichen Begehrens für totalitäre Systeme.
       
 (DIR) Rechtsextremismus in der DDR: Was nicht sein darf
       
       Die DDR konnte ihr Ideal des antifaschistischen Bollwerks nur formell
       aufrechterhalten. Rechte Gewalt wurde von den Offiziellen einfach
       verschwiegen.
       
 (DIR) Vorfall in Sachsen-Anhalt: Eine Liebe in Köthen
       
       Der Streit um ihr gemeinsames Kind soll die Schlägerei in Köthen ausgelöst
       haben, nach der Markus B. starb. Nun werden Lena und Sajid bedroht.
       
 (DIR) 40 Jahre taz – Abgewickelte DDR-Betriebe: Rückkehr nach Wittstock
       
       Bis 1992 arbeitete Ella F. im Obertrikotagenbetrieb Ernst Lück als Näherin.
       Jetzt kehrt sie zurück: Ortstermin in einer Ruine der Wiedervereinigung.
       
 (DIR) Kolumne Schlagloch: Tag des Deutschen Ungehorsams
       
       Wieso nicht mal einen Parteitag stürmen? Der 3. Oktober sollte zum Tag des
       entspannten Kampfes für eine gemeinsame Zukunft werden.
       
 (DIR) DDR-Vertreter im Abgeordneten-Archiv: Die Vergessenen
       
       Im Abgeordneten-Archiv sind alle Parlamentarier gelistet. Jedoch fehlen
       hier 256 Vertretern der DDR-Volkskammer. Ein Grüner will das nun ändern.
       
 (DIR) taz-Quiz zur deutschen Einheit: Was zusammen gehört
       
       Regionale Unterschiede in Deutschland kann auch am 28. Tag der deutschen
       Einheit niemand leugnen. Wo gehören Sie hin? Testen Sie es in unserem Quiz.
       
 (DIR) Razzia gegen Rechtsextreme in Chemnitz: Wettbewerb im rechten Terror
       
       Vier mutmaßliche Rechtsterroristen werden am Dienstag dem Haftrichter
       vorgeführt. Sie sollen sich vorgenommen haben, den NSU zu übertrumpfen.
       
 (DIR) Terrorrazzia in Chemnitz: Rechte Hools und ein Bekannter
       
       Bei der Terrorrazzia in Chemnitz stoßen die Ermittler auf einschlägig
       Bekannte, nicht aber auf rechte Szenegrößen. Bis auf einen.
       
 (DIR) Einkommensverhältnisse nach der Wende: Trübe Aussichten für den Osten
       
       Noch immer gibt es Einkommensunterschiede zwischen alten und neuen Ländern.
       Laut einer Studie könnte das wirtschaftliche Gefälle sogar zunehmen.
       
 (DIR) Rechtsextreme Szene in Chemnitz: Mehrere Männer festgenommen
       
       Die Bundesanwaltschaft nimmt sechs Neonazis nach den Chemnitz-Randalen
       fest. Sie sollen eine rechte Terror-Gruppe gebildet haben.
       
 (DIR) Trauerkultur im Fußball: Dauerkarten sterben nicht
       
       Tod und Trauer gehören zum Fußball, denn Spielern, Trainern und Fans wird
       gedacht. Der Sport sorgt dafür, dass sich die Bestattungskultur verändert.
       
 (DIR) Rechte Gewalt in Deutschland: Gibt es einen Chemnitz-Effekt?
       
       Seit den Ausschreitungen in Chemnitz hat es in Deutschland mindestens 93
       Fälle rechter Gewalt gegeben. Für Opfervereine ein bedrohlicher Anstieg.
       
 (DIR) Soziologe über ostdeutsche Identität: „Das begann erst nach der Wende“
       
       Kann jemand, der nicht in der DDR geboren wurde, eine Ost-Identität haben?
       Geht schon, sagt der Soziologe Raj Kollmorgen.
       
 (DIR) Professorin über Identitäten: „Ostdeutsche sind auch Migranten“
       
       Ostdeutsche und Migranten erleben Stigmatisierung gleichermaßen, sagt Naika
       Foroutan. Unser Autor, in der DDR geboren, hat mit ihr diskutiert.
       
 (DIR) Reden mit der AfD?: Die gewinnen schon wieder
       
       Mit den Anhängern der AfD sprechen, weil Blockade und Ablehnung nur den
       Rechtsextremen helfen – unser Autor findet das gut. Und wird trotzdem
       zornig.