# taz.de -- Kommentar Linke und Antisemitismus: Es darf nicht sein, was sein könnte
       
       > Einfache Antworten auf komplizierte Fragen sind eine Spezialität des
       > Linken-MdB Diether Dehm. Verteidigen muss man ihn dafür sicher nicht.
       
 (IMG) Bild: Israel spielt bei Dehms sich wiederholenden Argumenten stets die Rolle des Schurken
       
       Es existiert keine exakte, allseits anerkannte Definition dessen, was
       Antisemitismus ist. Noch weniger gibt es eine Übereinkunft darüber, welche
       Aussagen als nicht antisemitisch zu werten sind. In der Bundesrepublik aber
       sind sich alle Parteien – mit Ausnahme einiger Neonazis – in einem Punkt
       sehr schnell einig: Antisemiten, das sind immer die anderen. Diese anderen,
       das sind Rechtsradikale, jene, die den Holocaust leugnen.
       
       Unglücklicherweise ist die Angelegenheit nicht so einfach. Diese Erfahrung
       muss gerade die Linkspartei machen, deren Mitglied Diether Dehm dazu neigt,
       sehr einfache Antworten auf ziemlich komplizierte weltpolitische Fragen zu
       haben. Israel spielt bei Dehms sich wiederholenden Argumenten stets die
       Rolle des Schurken. Der Bundestagsabgeordnete Dehm sieht in der Politik
       dieses winzigen Landes mindestens eine Bedrohung für den Weltfrieden, wenn
       nicht der Galaxis. Brennende Israel-Flaggen stören Dehm weniger.
       
       Die Linkspartei hat diesen Schwadroneur lange agieren lassen, steht er doch
       für eine Fraktion, die weit über die Partei hinaus mit ihrem
       Antiimperialismus für Denkfaule eine nicht unbeträchtliche Klientel
       bedient. Nun gab es in jüngster Zeit einige Absetzbewegungen, weil Dehm
       zunehmend das Lager der Verschwörungstheoretiker bedient, die etwa glauben,
       der Mossad stecke hinter den 9/11-Anschlägen. Diese Herrschaften betreiben
       zweifellos das Geschäft der Antisemiten.
       
       Dass sich nun der Vorstand dieser Partei dazu bemüßigt sah, auf einen
       scharfen [1][Kommentar in der Frankfurter Rundschau] hin Dehm [2][gegen den
       Antisemitismusvorwurf zu verteidigen], sagt mehr über die Linke als über
       Dehm aus. Dort hat man offenbar beschlossen, dass nicht sein darf, was doch
       sein könnte. Und dort steht die unbedingte Solidarität mit diesem
       Parteimitglied höher im Kurs als der Abstand zum Verbreiten von ekelhaften
       Ressentiments. Mit dem Begriff „links“ hat das eher wenig zu tun.
       
       18 Dec 2017
       
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