# taz.de -- Reaktionen auf „Remigrations“-Treffen: Protest und Verharmlosung
       
       > Nach dem geheimen „Remigrations“-Treffen rufen linke Gruppen im Norden zu
       > Demonstrationen auf. Hamburgs AfD redet derweil die Ereignisse klein.
       
 (IMG) Bild: Demonstrationen gegen rechts gibt es in diesen Tagen vielerorts: hier am 17. Januar 2024 vor dem Roten Rathaus in Berlin
       
       HAMBURG taz | „Remigration“, das [1][Unwort des Jahres], eint die Szene.
       Rechtsextreme über alle Partei- und Szenegrenzen fordern, den angeblichen
       „großen Austausch“ der eigenen Bevölkerung durch vermeintlich fremde
       Bevölkerungsgruppen zu stoppen.
       
       Auch der Kieler Heilpraktiker Henning Pless, der „auf eine lange Biografie
       in der extremen Rechten zurückblickt“, wie Julia Schmidt von der Autonomen
       Antifa Koordination Kiel sagt, dürfte dazugehören. Wie jetzt bekannt wurde,
       nahm Pless an den [2][geheimen Treffen in Potsdam] teil. Dort soll der
       Szenepublizist Martin Sellner aus Wien im Beisein von AfD- und
       CDU-Mitgliedern sowie Unternehmer*innen [3][konkrete
       Remigrationspläne] vorgestellt haben.
       
       Schon 1996 wurde Pless als einer der Bundesvorsitzenden der „Heimattreuen
       Jugend“ (DHJ) erwähnt – des Vorläufers der verbotenen „Heimattreuen
       Deutschen Jugend“ (HDJ). Gernot Mörig, der mit zu dem geheimen Treffen
       geladen hatte und [4][laut dem Recherchezentrum Correctiv] die Gäste
       ausgewählt haben soll, war in den 1970er Jahren Bundesführer dieses
       rechtsextremen Netzwerks.
       
       Die DHJ unterstützte auch die Aktivitäten des extrem rechten Verlegers
       Dietmar Munier in Osteuropa. Munier, der aus Martensrade bei Kiel das
       [5][Verlagsnetzwerk „Lesen und Schenken“] verantwortet, wollte eine
       Wiederansiedlung von Deutschen in Russland vorantreiben. Pless habe vor Ort
       viele Aufgaben übernommen, da Munier nicht mehr einreisen dürfe, so
       Schmidt. Schon 2013 und 2014 demonstrierte die Antifa deshalb vor Pless’
       „Heilcentrum“.
       
       Die [6][Hamburger AfD] versucht derweil, ihre eigene Position zu
       relativieren. Die Fraktion um Dirk Nockemann bemüht sich, bürgerlich und
       moderat zu erscheinen. In einer aktuellen Stunde in der Hamburger
       Bürgerschaft bewertete Nockemann am Mittwoch das Potsdamer Treffen als eine
       „private Veranstaltung“. „Weder gab es ein Geheimtreffen der AfD noch einen
       Geheimplan und erst recht keine Deportationspläne“, sagte er.
       
       Dabei hatte der Thüringer AfD-Landtagsfraktionschef Björn Höcke bereits
       2018 offen über ein „großangelegtes Remigrationsprojekt“ gesprochen. Und
       auch der aktuelle Hamburger Kandidat der AfD für das Europäische Parlament,
       Michael Schumann, [7][erklärte bei seiner Kandidatur vergangenes Jahr],
       dass er Teil der „letzten Generation (…) junger Europäer“ sei, die sich
       nicht gefallen lassen wolle, eine „Minderheit im eigenen Land“ zu werden.
       Die „Ersetzungsmigration“ sei „keine Verschwörungstheorie“.
       
       Schumann forderte, Airbus solle „Pläne für die Remigrationsflotte“
       vorlegen, die Rückführung sei nötig, um die „europäische Völkerfamilie, das
       deutsche Volk“ zu schützen. Nockemann distanzierte sich im NDR nicht von
       Schumanns Aussage.
       
       Für den kommenden Freitag um 17.00 Uhr rufen linke Kieler Gruppen unter dem
       Motto „Rassistische Deportationsstrateg*innen zur Rechenschaft
       ziehen“ zu einer Kundgebung am Bootshafen auf.
       
       18 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [4] https://correctiv.org/aktuelles/neue-rechte/2024/01/10/geheimplan-remigration-vertreibung-afd-rechtsextreme-november-treffen/
 (DIR) [5] /Brief-der-Gruenen-an-den-Aussenminister/!5017847
 (DIR) [6] /AfD-Hamburg/!t5336593
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
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