# taz.de -- Reaktionen auf das Entlastungspaket: Sozial gemeint, sozial genug?
       
       > Wer ohnehin wenig Geld hat, den treffen Inflation und hohe Preise
       > besonders hart. Manchen Sozialverbänden gehen die Ampelpläne nicht weit
       > genug.
       
 (IMG) Bild: Stromkosten von Sozialhilfeempfängern sollen in voller Höhe übernommen werden, so eine Forderung
       
       Großer Wurf oder durch nur Augenwischerei? Hohe Erwartungen waren in das
       dritte Entlastungspaket gesetzt worden. Insbesondere von denen, die [1][am
       meisten betroffen sind von Inflation], steigenden Preisen und unsicheren
       Einkommen auf unbestimmte Zeit. Laut Bundeskanzler Olaf Scholz sollen nun
       genau diese Menschen jetzt maßgeblich entlastet und unterstützt werden.
       
       Diakonie-Präsident Ulrich Lilie lobte die Bemühungen der Ampel-Koalition.
       „Mit den Beschlüssen hat die Regierung richtige und wichtige Weichen
       gestellt“, sagte Lilie der taz. Positiv sei, dass Einmalzahlungen für
       Rentner:innen, Studierende und Auszubildende kämen. Auch den
       Basis-Strompreisdeckel, die Kindergelderhöhung, die Anpassung von 50 Euro
       für Berechtigte in der Grundsicherung und die Ankündigung für ein
       [2][günstiges, bundesweites Nahverkehrsticket] begrüßte er.
       
       Aber: „Die Beschlüsse müssen zügig umgesetzt, im Detail aber noch
       zielgenauer werden, insbesondere mit Blick auf [3][Einkommensarme]“, sagte
       Lilie. Vor allem bei Menschen, die Grundsicherung beziehen, dürfe man nicht
       bis zum 1. Januar warten. „Bei niemandem darf das Licht ausgehen oder die
       Heizung abgestellt werden.“ Er sprach sich für direkte Hilfen bei den
       Energiekosten für Sozial- und Pflegeeinrichtungen aus, sowie ein
       29-Euro-Sozialticket, damit „wirklich niemand auf der Strecke bleibt“.
       
       ## Ein „schlechter Witz“
       
       Die Kritik von Ulrich Schneider vom Paritätischen Gesamtverband ist weniger
       sanft. „Mit diesem Entlastungspaket werden in erster Linie Fehler und
       Ungerechtigkeiten korrigiert, aber keinerlei zusätzlichen zielgerichteten
       Hilfen auf den Weg gebracht“, sagte Schneider der taz. Dass
       Rentner:innen und Studierende wie alle anderen eine einmalige
       finanzielle Unterstützung erhalten und beim Heizkostenzuschuss im Wohngeld
       noch einmal nachgelegt wird, sei nur gerecht, aber ganz sicher nicht genug.
       Vor allem die geplante Anhebung der Grundsicherung ist für Schneider „ein
       schlechter Witz“.
       
       Der Paritätische fordert eine pauschale Anhebung der Regelsätze um 200 Euro
       ab Oktober. Zusätzlich sollen die Stromkosten als Bestandteil der
       Wohnkosten in voller Höhe übernommen werden. Für Schneider dient das Paket
       nicht dazu, den „Menschen in diesem Herbst wirklich Zuversicht zu geben.“
       Nur die Reform des Wohngeldes, und damit der erweiterte Kreis der
       Berechtigten, hält Schneider für überfällig.
       
       Der Deutsche Caritasverband zeigte sich erleichtert über die Einigung und
       betonte, dass in Kriegszeiten und angesichts deren sozialen Folgen
       Solidarität geboten sei. Der katholische Wohlfahrtsverband forderte einen
       Schutzschirm für soziale Dienstleister. Dazu gehören Kitas und
       Pflegeeinrichtungen. „Es nützt den Familien, die höheres Kindergeld
       bekommen, nichts, wenn Kitas schließen müssen, weil sie die Heizkosten
       nicht mehr finanzieren können“, sagte Verbandspräsidentin Eva Maria
       Welskop-Deffaa der taz. Und: Die steigenden Energiepreise der
       Pflegeeinrichtungen dürften nicht allein auf die Eigenanteile für die
       Bewohner:innen abgewälzt werden.
       
       4 Sep 2022
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tanja Tricarico
       
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