# taz.de -- Serielles Bauen feiert Comeback: Lego für die Großen
       
       > Bauen, bauen, bauen – so lautet das Mantra gegen die Wohnungsnot. Nur ist
       > das gar nicht so einfach. Helfen Häuser vom Fließband?
       
 (IMG) Bild: Seriell gebaute Modulwohnungen von Geiger Holzsystembau
       
       WANGEN/BERLIN taz | Das Konstrukt sieht aus wie ein riesiger Lattenrost.
       „EG Boden Modul 8“ ist seitlich auf einem Balken notiert, damit später
       nichts durcheinander gerät. Der Boden wird später Teil eines Erdgeschosses
       sein, erklärt Mathias Schmolke, grünes Shirt, schwarze Arbeitshose. Und
       dann geht es weiter. Denn in dieser Produktionshalle, 90 Meter lang und 30
       Meter breit, werden ganze Häuser gebaut.
       
       Mathias Schmolke ist Fertigungsleiter bei Geiger Holzsystembau Wangen, er
       organisiert und begleitet hier den Produktionsablauf. An diesem Mittwoch im
       Mai wuseln Arbeiter durch die Halle, in grünen Pullovern. Einer
       transportiert Holz, einer sägt, und immer wieder ertönen schrille
       Bohrgeräusche; zwei Männer arbeiten an einem Deckenelement. Was aber vor
       allem auffällt: Es riecht nach Holz und in der Mitte der Halle stehen
       riesige Kästen aufgereiht – fertige Elemente wurden zu sogenannten Modulen
       zusammengesetzt. Erst der Boden, dann die Wände, am Ende bewegt sich ein
       Kran durch die Halle und setzt die Decke drauf. Für Mathias Schmolke ist
       das die Zukunft des Bauens.
       
       Hier, etwas außerhalb von Wangen im Allgäu, im Südosten Baden-Württembergs,
       wird nicht draußen Stein auf Stein gebaut, sondern Bauteile werden in der
       überdachten Produktionshalle vorgefertigt, in Serie. Ein Vorteil ist: Es
       kann gearbeitet werden, egal, ob gerade draußen die Sonne scheint oder das
       Allgäu im Schnee versinkt. Deshalb flattern hier manchmal auch Bewerbungen
       von Facharbeitern ein, die sonst schwer zu kriegen sind, etwa aus dem
       Bereich Heizung und Sanitär.
       
       ## Gut für die Gesundheit
       
       Spezialisiert hat sich das Unternehmen auf den Modulbau mit Holz, andere
       arbeiten auch mit Stahl, Beton oder mischen die Materialien. Erst wenn die
       Module fertig sind, werden sie zu einer Baustelle transportiert und können
       dort je nach Planung unterschiedlich zusammengebaut werden, vergleichsweise
       schnell. Wie Lego für Erwachsene.
       
       Schmolke betritt eins der Module, die in der Halle stehen. Ein schlichter,
       eckiger Raum, der aber durch das viele Holz selbst im unfertigen Zustand
       gemütlich wirkt. „Gehen Sie mal in einen Rohbau aus Stahlbeton rein, das
       ist kalt und unangenehm“, sagt er. „In einem Raum schlafe ich acht Stunden
       und atme alle Dämpfe ein. Wenn man sich mal genauer einen Kopf macht, ist
       Holzbau auch ein enormer Vorteil für die Gesundheit.“ In diesem Modul ist
       schon ein Fenster eingebaut und ein angeliefertes Fertigbad, mit Klo,
       Dusche und Spiegel. „Ein Modul im Modul“, sagt Schmolke und er klingt dabei
       ernsthaft begeistert.
       
       Transportfertig ist das Ganze aber erst, wenn Wasser- und Abwasserleitungen
       installiert wurden, die Elektronik steht, mit Lampen und Steckdosen, die
       Decke verkleidet und die Wände gestrichen sind und die Außenfassade
       angebracht ist. Auf Wunsch kann ein Modul auch mit Einbauküche oder Möbeln
       geliefert werden. Bei diesem Besuch werden gerade zwei Projekte bearbeitet,
       ein Wohnheim für Pflegekräfte und eine Unterkunft für Sportler*innen. Auf
       der Baustelle wird dann nur noch richtig angeordnet, gestapelt, Rohre und
       Anschlüsse verbunden und alles miteinander verschraubt. Es sind quasi
       Fertighäuser aus der Fabrik – auch wenn hier kein Fließband steht.
       
       „Momentan arbeiten wir noch wie in einer schönen Manufaktur“, sagt
       Geschäftsführer Mario Reisacher, „aber die Zukunft stelle ich mir vor wie
       eine Autostraße.“ In größeren Hallen, mehr Kapazitäten, mehr
       Automatisierung. Reisacher sieht darin die Zukunft. „Warum bauen BMW,
       Mercedes und die anderen Autobauer nicht in kleinen Hallen zusammen von
       Hand?“, fragt er, um die Antwort gleich nachzuschieben: „Weil serielles
       Bauen den Prozess vereinfacht.“
       
       [1][Serielles Bauen] wird oft als ein Lösungsansatz gegen die Wohnungsnot
       gehandelt. Aber eine neue Erfindung ist es nicht. Es ist ein schwammiger
       Begriff, es beschreibt eigentlich nur einen industriellen
       Herstellungsprozess, in dem Elemente mehrfach produziert und vorgefertigt
       werden. Das können einzelne Gebäudeteile sein oder gleich ganze Module.
       
       Diese Begeisterung teilen nicht alle in der Baubranche. Dem seriellen Bauen
       haftet ein schlechtes Image an. Bei Fertighäusern aus dem Katalog ist das
       schon üblich, nicht mehr aber bei Mietshäusern. Assoziiert wird es vor
       allem mit Hochhausvierteln, die in den sechziger und siebziger Jahre in
       zahlreichen Städten in der BRD und der DDR hochgezogen wurden. Dort ballen
       sich heute nicht selten Armut und soziale Problemlagen. Berlin-Märkisches
       Viertel, Bonn-Tannenbusch, Jena-Lobeda. Auch wenn Bewohner*innen oft
       gegen dieses Stigma kämpfen, die Viertel stehen heute da wie Mahnmale
       verfehlter Wohnungsbaupolitik.
       
       Doch das Interesse am seriellen Bauen wächst. Das liegt auch daran, dass
       die [2][Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD)] höchstpersönlich seit
       geraumer Zeit dafür wirbt. „Serielles Bauen kann das Bauen beschleunigen
       und günstiger machen und den Fachkräftebedarf reduzieren“, sagt sie im
       April in ihrem Büro im Bundesbauministerium in Berlin. Es klingt wie eine
       3-in-1-Formel gegen die Wohnungsnot. 2020 lebten geschätzt 45.000 Menschen
       auf der Straße.
       
       In den Städten steigen die Mieten rasant, [3][es fehlen nicht nur
       Sozialwohnungen,] selbst für Menschen mit Durchschnittsgehalt werden
       bezahlbare Wohnungen mehr und mehr zum Wunschtraum. Vor allem im urbanen
       Raum muss mehr gebaut werden: schnell, klimagerecht und bezahlbar. Kann das
       serielle Bauen all diese Probleme lösen?
       
       „Es ist eine gute Möglichkeit, um die Innenstädte zu entlasten“, sagt
       Geywitz in ihrer unprätentiösen, pragmatischen Art. „Wir wollen dort ja vor
       allen Dingen wo möglich nachverdichten und Brachflächen bebauen.“ Sie sieht
       auch noch einen weiteren Vorteil. „Ob eine Baustelle zwei Jahre oder zwei
       Monate besteht, ist auch wegen des Lärms für die Anwohner ein relevanter
       Faktor.“ Durch die Vorfertigung ist die Bauzeit auf der Baustelle deutlich
       reduziert. Das Problem ist nur: Brachflächen in Innenstadtlagen sind knapp
       und sehr teuer. Werden am Ende dann nicht doch monotone Hochhäuser an den
       Stadtrand gebaut wie in den berüchtigten Pariser Banlieues? [4][Schöner
       neuer Plattenbau?]
       
       Klara Geywitz scheint etwas genervt von der Frage zu sein, zumindest lässt
       ihr kurzes Augenrollen darauf schließen. „Der Bau von Hochhäusern ist nicht
       per se problematisch“, sagt sie. „Denken Sie beispielsweise an New York
       oder Vancouver. Hochhäuser führen doch nicht automatisch zu sozialen
       Missständen. Es kommt immer auf die Mischung im Quartier an.“
       
       Die Befürchtung, dass neue Brennpunktviertel am Stadtrand entstehen, hält
       sie für unbegründet. Heute baue doch „niemand mehr große Komplexe, wo es
       nur Sozialwohnungen gibt“. Es gebe kommunale Auflagen, die eine soziale
       Mischung berücksichtigen sollen.
       
       Geywitz, die selbst in der DDR aufgewachsen ist, fügt hinzu: „In der DDR
       waren die Plattenbauten sehr beliebt, weil es moderne Wohnungen waren. Auch
       heute leben viele Menschen gerne in diesen Wohnungen – und ihre
       Energiebilanz ist sehr gut.“ In den 1990er Jahren hat Geywitz in Ostberlin
       selbst mal in einer Einzimmerwohnung im Plattenbau gewohnt.
       
       ## 400.000 neue Wohnungen pro Jahr
       
       Das modulare Bauen sei auch hilfreich, wenn die Recyclingquote erhöht
       werden solle, sagt Geywitz „Denn heute vermischen wir bei unserer
       herkömmlichen Art zu bauen alle Baumaterialien sehr stark.“ Das sei später
       bei einem Abriss sehr schwierig zu recyceln. Da soll die
       Kreislaufwirtschaft Abhilfe schaffen. Der Bausektor – das wird oft
       vergessen – ist ein entscheidender Faktor im Kampf gegen die Klimakrise. Er
       verursacht laut einem UN-Bericht 38 Prozent der globalen CO2-Emmissionen.
       Und die Hälfte des gesamten Mülls in Deutschland besteht aus Bauschutt.
       
       400.000 neue Wohnungen sollen künftig pro Jahr in Deutschland entstehen –
       zumindest hat sich das die Bundesregierung in den Koalitionsvertrag
       geschrieben. Dafür müsste das Land aber einen Turbo einlegen: 2020 wurden
       rund 300.000 Wohnungen fertiggestellt, 2021 waren es sogar etwas weniger.
       Aber das Problem liegt offenbar woanders: Deutschland will bauen, ist aber
       langsam. Ganze 846.830 Wohnungen waren 2021 genehmigt, sind aber noch nicht
       fertiggestellt.
       
       Das von der Bundesregierung gepflegte Credo „Bauen, bauen, bauen“ klingt
       einfach. Die Realität sieht eher so aus: Probleme mit Bodenspekulation,
       Fachkräftemangel, explodierende Rohstoffpreise und seit dem Ukrainekrieg
       unterbrochene Lieferketten. Dazu noch: Papierberge und Bürokratiewahnsinn,
       chronisch unterbesetzte Ämter und ein Flickenteppich an Einzelverordnungen.
       
       Genau wegen dieser Probleme, die der Geschäftsführer aus Wangen aus eigener
       Erfahrung kennt, glaubt er an das serielle Bauen. „Wir haben einen extremen
       Stau im Wohnungsbau,“, sagt Mario Reisacher, „gleichzeitig viel zu wenig
       Fachkräfte.“ Er sitzt gerade in einem Besprechungsraum seiner Firma, nicht
       weit von der Produktionshalle entfernt. Das zweigeschossige Gebäude mit
       Holzfassade besteht auch aus Holzmodulen. Innen ist es hell, das Raumklima
       angenehm, gedämmt wird mit Holzfaser, was die Wärme im Sommer und die Kälte
       im Winter gut reguliert.
       
       Alles ist aus Holz, der Boden Eiche, die Wände und die Decke Tanne. „Bei
       der Individualbauweise denke ich an die Elbphilharmonie oder den Berliner
       Flughafen – alles dauerte ewig, war teuer und wenig effizient. Da hat der
       Modulbau extrem gute Chancen, den Prozess grundlegend zu verändern“, sagt
       Reisacher.
       
       Die Unternehmensgruppe Geiger hat 3.500 Mitarbeiter*innen und 100
       Standorte und ist in allen möglichen Geschäftsfeldern der Baubranche tätig.
       Erst Ende 2020 übernahm sie das Unternehmen Bauer Holzbausysteme, das auf
       die serielle Modulbauweise aus Massivholz spezialisiert war. Offenbar
       verspricht sie sich etwas von der neuen Sparte. Nach eigenen Angaben
       fertigt das Unternehmen 95 Prozent der Gebäude in der Halle vor, arbeitet
       zu 85 Prozent mit natürlichen Materialien und nur mit 2 Prozent Beton. Holz
       ist derzeit als Baustoff beliebt, nicht nur weil es CO2 speichert, sondern
       auch anders als Stahl und Beton, ein nachwachsender Rohstoff ist.
       
       Holz, sagt Reisacher, war schon immer das Material, mit dem er gerne
       gearbeitet hat. Er ist kein fachfremder Manager, sondern selbst
       Bauingenieur. Doch bislang sei das modulare Bauen [5][nicht kostengünstiger
       als die Individualbauweise], sagt er. Nicht zuletzt, weil die Holzpreise
       extrem gestiegen sind. Sein Unternehmen ist ein Newcomer, aber es hat schon
       einige Projekte umgesetzt. In Hanau wurde etwa in einem Wohngebiet
       innerhalb von fünf Tagen ein dreigeschossiges Gebäude mit 12 Wohnungen
       gebaut, bestehend aus 24 Holzmodulen.
       
       „Die Nachfrage hat sich eigentlich sehr gut entwickelt, sagt Reisacher,
       Baugesellschaften, Genossenschaften, öffentliche Träger haben sich bei ihm
       gemeldet. „Aber dann hat unser lieber Herr Habeck uns die Vollbremsung
       reingehauen. Von heute auf morgen sind alle Investoren, die in einen
       nachhaltigen Wohnungsbau investieren wollten und mit den Zuschüssen
       gerechnet haben, abgesprungen.“
       
       Der Hintergrund der Ärgers: Zweimal in diesem Jahr hat das
       Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz die Bundesförderung für
       energieeffiziente Gebäude der KfW-Bank abrupt gestoppt, weil die
       Fördergelder so schnell ausgeschöpft waren. In der Baubranche kam das nicht
       gut an. Derzeit werden bis Ende des Jahres Neubauten nur noch gefördert,
       wenn sie den Standard „EH40 mit Nachhaltigkeits-Klasse“ erreichen.
       
       Die ökologischen Standards einzuhalten, ist für Reisacher nicht das
       Problem. Er wünscht sich vor allem eins: weniger Bürokratie, schnellere
       Genehmigungsprozesse und einheitlichere Regeln in den Bundesländern. Der
       Brandschutz sei in Hessen ein anderer als in Baden-Württemberg oder Berlin.
       „Wie wir so schön sagen: Es brennt überall anders“, sagt er.
       
       Noch ist das serielle Bauen für Mehrfamilienhäuser eher eine Nische. Ein
       Marktanteil lässt sich nicht beziffern, denn die
       Baufertigstellungsstatistik erfasst nicht, welche Gebäude in serieller und
       modularer Bauweise entstehen. Der Gesamtverband der Wohnungswirtschaft GdW,
       in dem rund 3.000 Wohnungsgesellschaften und Genossenschaften organisiert
       sind, versteht sich als Vorreiter.
       
       2018 hat der GdW eine Rahmenvereinbarung für serielles und modulares Bauen
       auf den Weg gebracht, mit der Neubauprojekte fast wie aus dem Katalog
       ausgewählt werden können. Dass Teile der Projektausschreibung und Planung
       schon erledigt sind, kann den Prozess deutlich beschleunigen. Von 2018 bis
       heute wurden laut GdW etwa 3.000 Wohnungen über die Rahmenvereinbarung
       vertraglich gesichert. Nach dem großen Durchbruch klingt das alles noch
       nicht.
       
       „Was mich insgesamt am Bauen in Deutschland stört, dass wir aufgrund des
       engen baurechtlichen Regelwerks in den Umsetzungen teilweise sehr, sehr
       beschränkt werden“, sagt die Architektin Jutta Albus am Telefon. „Es hat
       ewig gedauert, bis hier zum Beispiel der mehrgeschossige Holzbau überhaupt
       in die einzelnen Landesbauordnungen aufgenommen wurde. Als das in Ländern
       wie Holland oder Großbritannien schon gang und gäbe war, wurde hier noch
       diskutiert, ob das überhaupt geht.“
       
       Jutta Albus ist seit 2017 Juniorprofessorin für Ressourceneffizientes Bauen
       an der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen der TU Dortmund. Sie
       ist schon quer durch die Republik gefahren, aber hat auch in China oder
       Spanien Firmen und Fabriken besucht. Sie ist überzeugt: Bauen mit
       vorgefertigten Teilen bedeutet nicht, dass die Architektur, die Baukunst zu
       kurz kommen muss. Sie schätzt etwa das Jakartahotel in Amsterdam, ein
       mehrgeschossiges Hotel in Modulbauweise.
       
       Albus wünscht sich, dass Architekt*innen ihre Vorbehalte gegenüber dem
       industriellen Bauen ablegen. „Industrielles Bauen wird die Handwerkskunst
       nicht verdrängen. Beides wird wichtig bleiben. Aber gerade brauchen wir
       keine großzügigen Einfamilienhäuser auf der grünen Wiese, sondern
       preiswerten Wohnraum in den Städten“ sagt sie. Da biete das serielle Bauen
       viel Potenzial: „Je standardisierter man mit kontrolliertem Einsatz von
       Ressourcen arbeitet, desto klimafreundlicher ist es.“
       
       ## Weniger Abfälle, schnellere Abläufe
       
       Weniger Abfälle, schnellere Abläufe, viele Möglichkeiten. Man müsse auch
       nicht immer neu bauen und neue Flächen versiegeln. Gerade die
       Raumzellenbauweise eigne sich dafür, beispielsweise bestehende Häuser
       aufzustocken. Man müsse natürlich aus Umweltschutzgründen darauf achten,
       die Module nicht zu weit umherzufahren.
       
       Die Überlegungen von Albus gehen sehr viel weiter. Sie beschäftigt sich zum
       Beispiel damit, wie man zukünftig durch industrielle Bauweisen auf
       Wohnbedürfnisse reagieren könnte, die sich verändern. „Wenn ich heute
       Wohnraum baue, dann weiß ich doch nicht, ob das in 20 Jahren noch den
       aktuellen Anforderungen entspricht.“
       
       Albus denkt deshalb darüber nach, ob nicht eine Art Baukastensystem
       entwickelt werden kann, das es ermöglicht, eine Wohnungsgröße auch noch
       nach dem Bau für Um- oder Nachnutzungen anzupassen – etwa zu verkleinern,
       wenn die Kinder ausziehen. Noch klingen solche Vorstellungen wie eine
       Revolution im Wohnungsbau, aber Albus hält das für möglich. Wichtig sei,
       das in der Planung von Anfang an mitzudenken.
       
       „Für die Firmen ist das serielle Bauen ein riesiger Umdenkprozess“, findet
       auch der Geschäftsführer von Geiger Holzsystembau Wangen. „Die Abläufe
       müssen verändert werden, die Planungsprozesse verändern sich, Architekten
       müssen anders arbeiten, vielleicht fallen auch bestimmte Jobs weg“, sagt
       er.
       
       Als er mit Fertigungsleiter Mario Schmolke die Produktionshalle verlässt,
       stehen vor ihr eine Reihe roter Tieflader, auf denen schon jeweils ein
       fertiges Modul aufgeladen wurde. Die Wägen sind alle nummeriert, damit das
       Erdgeschoss auch als erstes auf der Baustelle ankommt. Ein Laster, ein
       Modul. „Wir fahren über Nacht sechs Module auf die Baustelle“, erklärt
       Schmolke.
       
       Pro Modul brauche das Montageteam dann etwa eine gute Stunde, um die
       einzelnen Module miteinander zu verbinden“, schätzt er. Ein Stück weiter
       stehen Module, die mit weißer Folie abgedeckt sind. Sie werden auf Kies
       zwischengelagert und warten darauf, abtransportiert werden. Diese Häuser
       könnten theoretisch überall stehen. Im Allgäu, in Frankfurt oder in
       Leipzig. Wer die Folie zur Seite zieht, kann sich das fertige
       Mehrfamilienhaus anschauen. Man muss es nur vorher im Kopf zusammenbauen.
       
       Aktualisiert am 15.06.2022 um 11:25 Uhr. Die Firmengruppe Geiger hat rund
       3.500 Mitarbeiter*innen und 100 Standorte, nicht 3.000
       Mitarbeiter*innen und 50 Standorte wie es im Text zunächst fälschlich
       hieß. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen. d. R.
       
       3 Jun 2022
       
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