# taz.de -- Waffenlieferant muss Reststrafe verbüßen: NSU-Helfer Wohlleben wieder in Haft
       
       > Der frühere NPD-Mann besorgte die NSU-Mordwaffe, nun muss er in der JVA
       > Burg seine Reststrafe verbüßen. Dort saß auch der Halle-Attentäter ein.
       
 (IMG) Bild: NSU-Helfer Ralf Wohlleben im NSU-Prozess 2016
       
       BERLIN taz | Das war es erst mal mit der Freiheit. Bereits am Montag hat
       der [1][frühere NPD-Funktionär Ralf Wohlleben] seine Haft angetreten, um
       die Reststrafe für seine Terrorhilfe für den „Nationalsozialistischen
       Untergrund“ (NSU) abzusitzen. Das bestätigte die Bundesanwaltschaft. Nach
       taz-Informationen sitzt der 47-Jährige nun in der JVA Burg in
       Sachsen-Anhalt ein, wo zuletzt auch der Halle-Attentäter Stephan B.
       inhaftiert war.
       
       Wohlleben, der einst für die NPD in Thüringen aktiv war und zuletzt in
       Sachsen-Anhalt lebte, hatte den Rechtsterroristen die Waffe für neun ihrer
       zehn Morde organisiert, [2][die sie von 2000 bis 2006 begingen]. Nach der
       Selbstenttarnung des NSU im November 2011 wurde er festgenommen und 2018
       vom Oberlandesgericht München zu zehn Jahren Haft verurteilt.
       
       Nach dem Urteil wurde er vorerst wieder freigelassen, weil er bereits fast
       zwei Drittel seiner Strafe durch die U-Haft abgesessen hatte. Zuletzt hatte
       der Bundesgerichtshof aber entschieden, dass Wohlleben auch die Reststrafe
       von drei Jahren noch in Haft verbüßen muss. Ihm könne weiterhin „keine
       günstige Prognose für die Legalbewährung in Freiheit gestellt“ werden,
       entschied der Senat.
       
       So habe sich Wohlleben bis heute „allenfalls oberflächlich“ mit seiner
       NSU-Terrorhilfe auseinandergesetzt. Auch bestehe seine
       „ausländerfeindlich-rassistische Gesinnung“ fort: Er halte eine „Vielzahl“
       an Kontakten in die rechtsextreme Szene. In Haft habe er Briefe so
       beschriftet, dass sich Buchstaben zu Hakenkreuzen verbanden – und dies
       später als „Versuche der Kalligrafie“ abgetan. Noch 2020 habe er der später
       [3][als Rechtsterroristin verurteilten Susanne G.] 100 Euro geschickt. Es
       sei daher nicht auszuschließen, dass sich Wohlleben von anderen
       Rechtsextremisten erneut zu Gewalttaten verleiten lasse, erklärte der BGH.
       
       ## Sicherheitsbehörden halten ihn weiter für gefährlich
       
       Auch die Sicherheitsbehörden hatten Wohlleben bis zuletzt intensiv im
       Blick, nach taz-Informationen ist er als Gefährder eingestuft. Bis zuletzt
       hatte der Rechtsextremist sich nicht vom NSU-Terror distanziert, in der
       Neonazi-Szene genießt er Promi-Status. Nach seiner Haftentlassung war er
       [4][im Umfeld des Anführers der rechtsextremen Artgemeinschaft, Jens
       Bauer,] untergekommen. Öffentlich trat Wohlleben in der Szene zuletzt nicht
       mehr auf – hielt dorthin aber weiter engen Kontakt.
       
       Wohlleben selbst hatte gehofft, seine Reststrafe auf Bewährung verbüßen zu
       können, und dies juristisch durchzusetzen versucht. Frühstens im März kann
       er nun einen erneuten Antrag auf Bewährung stellen. In der JVA Burg sitzt
       Wohlleben jetzt in einem der modernsten Hochsicherheitsgefängnisse
       Deutschlands.
       
       Dort war bis Dezember auch der Halle-Attentäter Stephan B. inhaftiert, der
       2020 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wurde. [5][Nach einer
       Geiselnahme] von zwei JVA-Bediensteten, für die er zuvor einen
       pistolenähnlichen Gegenstand gebastelt hatte, wurde er nach Bayern, in die
       JVA Augsburg-Gablingen, verlegt. Auch dort wurde der 30-Jährige zuletzt
       wieder auffällig, trat in einen Hungerstreik. Die JVA Augsburg-Gablingen
       ist Bayerns modernste JVA und auf die Aufnahme hochgefährlicher Straftäter
       spezialisiert.
       
       13 Jan 2023
       
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