# taz.de -- Demonstrationen gegen Israel: Antisemiten sind immer die anderen
       
       > Die öffentliche Empörung richtet sich vor allem gegen arabische und
       > türkische Communitys. Judenhass sollte aber überall bekämpft werden.
       
 (IMG) Bild: Demo in Stuttgart am Wochenende – diesmal ohne antisemitische Plakate
       
       Geschichte wiederholt sich nicht. Und doch ähneln die israelfeindlichen
       Proteste in vielen deutschen Städten zum Verwechseln den Demonstrationen
       vergangener Jahre. Wieder wird Israel [1][eines „Genozids“ beschuldigt] und
       erneut ein Palästina „from the river to the sea“ beschworen, also eines,
       dass den jüdischen Staat von der Landkarte ausradiert. Vielleicht zieht man
       auch zur nächsten Synagoge, um dort zu protestieren. Das aber ist purer
       Antisemitismus, nur mühsam versteckt unter der Maske des Antizionismus.
       
       Und wieder reagieren Politiker und Kirchenvertreter auf diesen Straßenmob
       überrascht, so als hätten sie vergessen, was vor einigen Jahren los war.
       Die einzigen, die sich nicht wundern, sind die Juden. Sie wissen aus
       eigener Anschauung, wie tief der Hass auf sie in der Gesellschaft verankert
       ist. Und sie haben recht mit ihrer Befürchtung, dass [2][die allgemeine
       Empörung] eine vorübergehende Erscheinung bleiben könnte.
       
       Wobei diese Empörung in diesem Fall eine besonders leichte Übung ist. Denn
       auf die Straße gehen vor allem Migranten und deren Kinder, insbesondere aus
       arabischen Ländern und der Türkei stammend. Weil kaum jemand jemals etwas
       unternommen hat, um in diesen Communitys den Judenhass zu bekämpfen, ist es
       besonders wohlfeil, ihr Verhalten nun zu verurteilen – und zugleich über
       das Denken von Müller, Maier oder Schmitz zu schweigen. Antisemitismus, das
       trifft ja nur die anderen.
       
       Tatsache aber ist: Der Judenhass ist ein Problem in migrantischen
       Gemeinschaften – aber er grassiert auch unter denjenigen, die seit Langem
       hier leben. Das Phänomen des Judenhasses betrifft auch nicht nur Neonazis
       oder Rechtspopulisten. Es geht auch um vermeintlich Linke, die,
       ausgestattet mit antiimperialistischen Phantasien von heute und dem
       Judenhass ihrer Großväter, fleißig mitdemonstrieren, wenn es gegen den
       großen Dämon Israel geht.
       
       [3][Der Begriff des Antisemitismus] ist rund 150 Jahre alt. Man hat lernen
       müssen, dass sich die Ressentiments in immer neuen Verkleidungen
       verstecken. Juden, das sind böse Kapitalisten, verschlagene Bolschewiken,
       reiche Banker, arme Schnorrer, die Bewohner der US-Ostküste oder die
       Erfinder eines Virus. Seit rund 70 Jahren zählt Israel zu diesem Kanon der
       Wirrnis.
       
       Geschichte wiederholt sich nicht. Aber sie kann sich verdammt ähneln. Es
       kommt aber darauf an, den Judenhass überall zu bekämpfen, wo er auftritt.
       Auch wenn er Menschen betrifft, die eher am unteren Ende der Sozialpyramide
       stehen. Aber ebenso, wenn er vom Biertisch oder der Yoga-Gruppe
       herüberweht.
       
       16 May 2021
       
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