# taz.de -- Streit zwischen Paus und Lindner: Black box Kindergrundsicherung
       
       > Wie viel Geld ist für die Kindergrundsicherung nötig und wofür? Das
       > Kabinett bleibt Antworten schuldig. So lässt sich Kinderarmut nicht
       > bekämpfen.
       
 (IMG) Bild: Die Familienministerin Lisa Paus: Bis heute gibt es kein finanzielles Konzept gegen Kinderarmut
       
       Jedes fünfte Kind in Deutschland war 2022 armutsgefährdet. Jedes fünfte
       Kind! Die Zahl muss man erst einmal sacken lassen. [1][Kinder aus armen
       Familien] erleben Scham, soziale Isolation und Stigmatisierung, sie
       treffen auf ein Bildungssystem, das Ungleichheit manifestiert. Wollen wir
       diesen Zustand als reiche Gesellschaft als gegeben hinnehmen? Und was
       würden wir es uns andernfalls kosten lassen? Um die Kindergrundsicherung
       herrscht großes Rätselraten.
       
       2 Milliarden Euro hat Finanzminister Christian Lindner in der Finanzplanung
       für 2025 dafür vorgesehen. 12 Milliarden möchte [2][Familienministerin Lisa
       Paus] (Grüne) dafür haben. Immerhin sechsmal so viel. Allerdings sagt
       Lindner, die 2 Milliarden seien nur ein „Merkposten“. Solange kein klares
       Konzept vorliege, gebe es auch „keine präzise Kostenschätzung“. Damit
       trifft er ins Schwarze. Die Familienministerin kann bis heute nicht
       erklären, wie sich die 12 Milliarden zusammensetzen.
       
       Lindner setzt obendrauf, dass Familien schon jetzt 7 Milliarden Euro mehr
       zur Verfügung stehen, weil Kindergeld und Kinderzuschlag zu Jahresbeginn
       angehoben wurden. Ob diese 7 Milliarden in den 12 Milliarden
       miteingerechnet sind oder die 12 Milliarden on top kommen, scheint auch im
       Familienministerium keiner so genau zu wissen. Dort heißt es nur, es werde
       noch verhandelt. Die „inhaltlichen Kosten“ könnten „erst ermittelt werden,
       wenn der Gesetzentwurf vorliegt“ und [3][eine Einigung] erzielt wurde. Eine
       so traurige Ausrede hat kein Kind verdient.
       
       Niemand kann überrascht sein von einem Schuldenbremsen-FDP-Finanzminister,
       für den die Kindergrundsicherung keine Investition, sondern nur eine
       lästige Ausgabe ist. Doch die restlichen Kabinettskollegen machen es ihm
       mit ihrer Intransparenz unfassbar leicht. Das gilt nicht nur für das
       Familienministerium. Eine Fachgruppe, für die das Arbeitsministerium
       federführend zuständig ist, befasst sich mit der Neudefinition des
       kindlichen Existenzminimums. Aber einen Zeitplan verrät sie nicht. Mit so
       schlechter Vorbereitung lässt sich Kinderarmut nicht bekämpfen.
       
       3 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jasmin Kalarickal
       
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