# taz.de -- Propalästina-Proteste an deutschen Unis: Wo endet die Meinungsfreiheit?
       
       > Der Nahostkrieg spaltet die Uni-Landschaft. Jüdische Studierende fühlen
       > sich bedroht, propalästinensische Aktivist:innen beklagen, sie würden
       > nicht gehört.
       
       BERLIN UND FRANKFURT/MAIN taz | Die letzten werden herausgezerrt. Zwei
       Polizisten in schwerer Montur schieben eine junge Frau über die Straße, sie
       lächelt unbeirrt, den Kopf in eine Kūfīya gehüllt, den sogenannten
       Palästinenserschal. Als sie ins Blickfeld der Unterstützer*innen
       gerät, die sich hinter einer Polizeikette versammelt haben, reckt die junge
       Frau beide Arme, die Hände formt sie zu Peace-Zeichen. Großer Jubel. Dann
       wird sie aus dem Sichtfeld gezogen.
       
       Knapp zehn Meter über ihr, im dritten Stockwerk des
       Sozialwissenschaftsgebäudes der Humboldt-Universität zu Berlin (HU), beugen
       sich Polizisten aus dem Fenster und holen ein großes Banner ein, das an der
       Fassade herunterhängt. „Free Palestine„ steht darauf. Kurz verhakt sich der
       Stoff im Fensterrahmen, die Unterstützer*innen skandieren: „Ganz
       Berlin hasst die Polizei.“ Mit einem letzten Ruck verschwindet das Banner
       hinter dem Fenstersims.
       
       Mit diesen Szenen [1][endete am letzten Donnerstag die Besetzung] des
       Sozialwissenschaftsgebäudes der HU durch propalästinensische
       Aktivist*innen, zu denen auch die Frau mit dem Palästinenserschal
       gehört. Ihre Forderungen: Die Uni solle sich für einen Waffenstillstand in
       Gaza einsetzen, weil Israel nach den bestialischen Angriffen der Hamas vom
       7. Oktober einen zunehmend aussichts- und kopflos scheinenden Krieg gegen
       die Islamisten führt. Zehntausende palästinensische Zivilist*innen
       seien diesem zum Opfer gefallen. Außerdem fordern die Berliner
       Besetzer*innen von ihrer Uni, alle Kontakte zu Israel abzubrechen und
       die „Repression“ gegen propalästinensische Aktivist*innen zu beenden.
       
       Auf der Straße vor dem Gebäude steht die Präsidentin der HU, Julia von
       Blumenthal. Sie wirkt unglücklich mit dem Vorgehen der Polizei, dabei hat
       sie den Räumungsantrag gestellt. Blumenthal sagt, sie sei „angewiesen
       worden“, das zu tun, „von oben“. Erst auf Nachfrage spricht sie klar aus,
       dass es der Berliner Senat war, der die Entscheidung für die Räumung traf.
       
       Nicht nur die HU Berlin sondern auch viele andere Unis in Deutschland
       stehen durch propalästinensische Proteste auf dem Campus gewaltig unter
       Druck. Die Politik fordert von den Unis, hart durchzugreifen. Der Räumung
       des HU-Gebäudes stimmten nicht nur zahlreiche Berliner
       Landespolitiker*innen zu, sogar Bundesjustizminister Marco Buschmann
       (FDP) befürwortete das Vorgehen und warnte vor Antisemitismus. Den
       Zeitungen der Funkegruppe sagte er: „Universitäten sind besondere Orte –
       aber sie stehen nicht außerhalb des Rechts.“
       
       Auch jüdische Verbände äußern sich unmissverständlich. Der Präsident des
       Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sagte etwa: „Der Israel-Hass und der
       antizionistische sowie antisemitische Hintergrund der Aktion ist
       offensichtlich und gehört zur DNA dieser Leute.“ Hanna Veiler, Präsidentin
       der jüdischen Studierendenunion sagte der Welt: „Hartes Durchgreifen ist
       wichtig.“
       
       Sie erinnern immer wieder daran, dass Anfang Februar ein jüdischer Student
       in Berlin von einem propalästinensischen Kommilitonen so massiv
       zusammengeschlagen wurde, dass er mit mehreren Brüchen im Gesicht im
       Krankenhaus behandelt werden musste. In Hamburg griff eine 26-Jährige
       Anfang Mai die Besucherin einer Vorlesung zu antijüdischer Gewalt an,
       vorangegangen war ein Streit über die Lage in Nahost.
       
       Aus den Unibesetzungen heraus gab es bisher aber keine Vorfälle
       antisemitischer körperlicher Gewalt. Und die propalästinensischen
       Demonstrierenden weisen solche Vorwürfe auch von sich. Sie sehen sich als
       Friedensaktivist*innen. Dazu kommt: Die Versammlungsfreiheit ist ein hohes
       Gut, ein essenzielles Grundrecht in einer Demokratie.
       
       Es gibt also durchaus Gründe warum es von Blumenthal nicht behagt, wenn
       Polizist*innen ihre Studierenden mit Gewalt aus Hörsälen zerren. Bei
       der Räumung gingen die Polizist*innen teils äußerst rabiat vor,
       schlugen einen Reporter der Berliner Zeitung und nahmen einen Mann fest,
       der in seiner Funktion als Anwalt dort war.
       
       Ein einheitliches Vorgehen der Unis gibt es nicht. Die Freie Universität
       Berlin (FU) ließ ein Protestcamp räumen, genauso geschah es in Bremen und
       nun eben an der HU Berlin. Auf dem Gelände [2][der Technischen Universität
       Berlin (TU)] dagegen blieben Aktivist*innen unbehelligt, genauso vor
       der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) in München. Und auch ein Camp an
       der Frankfurter Goethe-Uni wurde nicht geräumt.
       
       Dort, vor dem berühmten Gebäude für Psychologie, Erziehungs- und
       Gesellschaftswissenschaften, campieren am vergangenen Freitag rund 80
       Studierende auf einer Grünfläche. Hier ist alles für die nächsten Tage
       vorbereitet: Essen, Zelte, Infoblätter. Geplant sind Plenen, Musikbeiträge,
       Diskussionsrunden. Einige Meter weiter stehen mehrere Polizeiautos,
       dahinter ist laute Musik zu hören. Hier stehen die rund 200
       Gegendemonstrant*innen – organisiert von der Deutsch-Israelischen
       Gesellschaft. Zwischen Transparenten, Fahnen und Musik geht der Uni-Alltag
       indessen weiter.
       
       ## Uni stellt Räume auch für Polizei bereit
       
       Die Goethe-Universität hat der Polizei Räume im nahegelegenen Institut für
       Humangeografie zur Verfügung gestellt, damit sie die Studierenden im Camp
       überwachen kann. Das bestätigte die Universität auch der taz. Man habe der
       Polizei als Amtshilfe Räume zur Verfügung gestellt, damit sie mögliche
       Straftaten verfolgen könne. Dies sei „auch im Interesse der Universität“.
       
       Das Camp sei aus der Not entstanden, sagt dessen Leiter Moaad, ein
       Politikwissenschaftsstudent, der nur mit Vornamen in der Zeitung stehen
       möchte. Es gebe an der Universität keine akademische Auseinandersetzung mit
       dem Nahostkonflikt, und darüber hinaus habe es von Seiten der
       Universitätsleitung bisher keine Empathie für die Palästinenser*innen
       gegeben. „Wir haben jetzt nach über einem halben Jahr nicht einmal ein
       Statement, das sich an die Palästinenser hier an der Universität richtet,
       wie es bei den Israelis der Fall ist.“ Sie hätten das Camp unter anderem
       initiiert, weil sie nicht wollten, dass Kinder in Gaza „ermordet“ würden.
       
       Antisemitismusvorwürfe weisen die Aktivist*innen weit von sich, sie
       sehen sich falsch dargestellt. „Sie, die Unileitung, betreiben eine aktive
       Diffamierung von Stimmen, die sich mit Palästina solidarisch zeigen und
       gegen den Krieg in Gaza protestieren“, schreiben die Aktivist*innen auf
       einem Flyer. „Daher fordern wir den sofortigen Stopp der Kriminalisierung
       und Diffamierung des Camps und palästinasolidarischer Stimmen“. Hier fühle
       man sich als arabische, muslimische und palästinasolidarische Studierende
       diskriminiert.
       
       Was sagen die Aktivist*innen zum Vorwurf, die Proteste verharmlosen die
       Hamas? Offenbar sprach auch ein Redner mit Verbindungen zur islamistischen
       Muslimbruderschaft im Camp. Eine Distanzierung zu den islamistischen
       Terrorist*innen gibt es jedenfalls nicht. „Wir haben das nicht
       thematisiert, weil wir es erst mal nicht für wichtig gehalten haben“, sagt
       Campleiter Moaad im Gespräch mit der taz. „Der Sinn des Camps war, zunächst
       auf die Schieflage des aktuellen Diskurses aufmerksam zu machen.“ Immer
       wieder sind Parolen zu hören wie „Huriya, huriya, Falastin Arabia“
       („Freiheit, Freiheit, Palästina ist arabisch“) sowie die verbotene Parole
       „From the river to the sea – Palestine will be free“, die Israel das
       Existenzrecht abspricht.
       
       Auf solche Sprechchöre angesprochen sagen die Initiatoren des Camps, man
       habe keine Kontrolle darüber, welche Parolen die Teilnehmenden rufen, da
       es sich um eine sehr heterogene Gruppe von Menschen handele. Sie
       argumentieren, dass antizionistische, also gegen Israel gerichtete Parolen
       nicht antisemitisch seien.
       
       ## Offener Brief befürwortet friedlichen Protest
       
       Anruf bei Julia Bernstein. Die Soziologieprofessorin forscht an der
       Frankfurter University of Applied Sciences zu Inklusion, Diskriminierung
       und Antisemitismus in Deutschland. Sie nennt den antisemitischen Charakter
       der Proteste „unsäglich“. Der Antisemitismus sei versteckt in Codes, statt
       von Juden würde nun eben von Zionisten gesprochen. Das ändere aber nichts
       an der Botschaft, die dabei gesendet werde. Es würde gegen Juden weltweit
       gehetzt und beliebig gelegentlich verbal oder physisch angegriffen.
       
       Die Proteste kritisiert Bernstein insbesondere vor dem Hintergrund der
       deutschen Geschichte: „Gerade an den Unis waren Juden und Jüdinnen früh
       ganz massiv vom Antisemitismus im NS betroffen.“ Das sei „Nicht irgendwo“
       geschehen, „sondern genau hier, an den Orten, an denen nun gegen Juden
       gehetzt wird.“
       
       Also konsequent räumen? Bernstein findet, dass Universitäten erst das
       Hausrecht und andere Maßnahmen einsetzen müssen, wenn es um Antisemitismus
       geht. Die Uni solle Protestierende mit diskriminierender Haltung intern
       intervenieren, pädagogisch über Antisemitismus im politischen Aktivismus
       aufklären und wenn nötig sanktionieren. Sobald es um jegliche Formen der
       Gewalt, Volksverhetzung und physische Bedrohung geht, müsse die Polizei
       einschreiten, findet sie. Und: „Für den Fall einer Eskalation ist es gut,
       dass Polizei vor Ort ist, um Juden zu schützen.“
       
       Nicht alle Professor*innen und Dozierenden blicken so kritisch auf die
       Proteste. 200 Lehrende von Berliner Unis unterschrieben Anfang Mai einen
       offenen Brief, in dem sie das Recht der Studierenden auf friedlichen
       Protest bekräftigten.
       
       An einem Dienstag Mitte Mai sind einige der Unterzeichner*innen in die
       Bundespressekonferenz gekommen. Mit dabei ist auch Miriam Rürup, die
       Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien in
       Potsdam. Sie hat den Brief nicht unterschrieben, sorgt sich aber auch vor
       einem zu autoritären Umgang mit den Protestierenden. „Der Ruf nach
       Repression hilft Juden und Jüdinnen nicht.“ In den Protestcamps erkennt sie
       „Zeichen einer gelebten Debattenkultur“. Immer wieder betont Rürup aber
       auch schlicht die Bedeutung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit, es gehe
       um das „Einfordern von Grundrechten“.
       
       Tatsächlich lässt sich nicht jeder Protest auf dem Uni-Gelände einfach
       beenden, selbst wenn die Uni-Leitung das möchte. Dass in Frankfurt die
       Räumung ausblieb, hat vor allem rechtliche Gründe. Die Uni hatte beim
       Frankfurter Verwaltungsgericht einen Eilantrag gestellt, um den
       Camper*innen die Übernachtung zu verbieten. Das Verwaltungsgericht hat
       am Mittwoch den Antrag der Universität auf Beschränkungen aber abgelehnt:
       Eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung sei nicht zu
       erwarten. Das Camp blieb, erst am Sonntag zogen die Aktivist*innen
       freiwillig ab.
       
       Peer Stolle, Vorstand beim Republikanischen Anwaltsverein, sagt: „Beim
       Uni-Gelände im Freien gilt: Wenn Institutionen ihre Orte für den
       öffentlichen Austausch freigeben, dann gelten dort auch die Grundrechte der
       Versammlungs- und Meinungsfreiheit.“ Universitäten mit ihrem Campusareal
       seien geradezu der Ort „par excellence“ für öffentliche Diskussion. „Das
       begrenzt das Hausrecht.“ Dies gilt grundsätzlich auch für etwaige
       Versammlungen in den Gebäuden. „Dort gilt aber im stärkeren Maße das
       Hausrecht.“ Eingriffe in die Versammlung seien nur gerechtfertigt, wenn sie
       insgesamt unfriedlich sei oder von ihr Gefahren ausgehen. Antisemitische
       Parolen könnten dies rechtfertigen, wenn sie strafbar sind, etwa weil sie
       den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen.
       
       Mit der Begründung, die Sicherheit jüdischer Studierender müsse geschützt
       werden, ließ die FU Berlin vor einigen Wochen ein Protestcamp auf ihrem
       Campus räumen. Stolle erklärt: „Wenn Tatsachen vorliegen, dass von der
       Versammlung Bedrohungen für Dritte ausgehen oder solche zu erwarten sind,
       können Eingriffe in die Versammlung vorgenommen werden.“
       
       Am Sozialwissenschaftsgebäude der HU Berlin ist die Stimmung vor und
       während der Räumung zwar aufgeheizt, aber nicht wirklich aggressiv:
       Vereinzelte Gegendemonstrant*innen werden von den Unterstützer*innen,
       die draußen demonstrieren, eher ausgelacht als hart angegangen. Wie in
       Frankfurt versteckt sich auch hier die Gewalt in Worten: Auf die Scheiben
       des Sandsteinbaus haben die Besetzer*innen „From the river to the Sea“
       geschrieben.
       
       Von den Unterstützer*innen, die während des Besetzung draußen vor dem
       Gebäude demonstrieren, schallt es immer wieder „Yallah Intifada“ herüber,
       ein Aufruf zum Palästinenseraufstand. Bei der letzten Intifada in den
       2000er Jahren töteten palästinensische Terroristen Hunderte israelische
       Zivilist*innen. Im Gebäude wurden zudem Hamas-Symbole an die Wände
       gesprüht, darunter das nach unten gerichtete rote Dreieck, mit dem die
       Hamas ihre Ziele in Israel markiert.
       
       Angesprochen auf die Ängste von Juden*Jüdinnen scheint bei den
       propalästinensischen Demonstrant*innen vor dem Gebäude oft mindestens
       Gleichgültigkeit durch. Oder Schlimmeres: „Das sind Zionisten“, sagt eine
       junge HU-Studentin, als die taz sie darauf anspricht, dass
       Juden*Jüdinnen sich bedroht fühlten. Dann schiebt sie hinterher: „Ich
       verstehe nicht, wovon man sich bedroht fühlen soll.“
       
       Ein paar Meter weiter, am Rand der Kundgebung steht ein Medizinstudent, der
       eine FFP2-Maske trägt, um nicht erkannt zu werden. Er sagt: „Wir
       demonstrieren nicht gegen jüdische Menschen, sondern gegen einen
       genozidalen Staat.“ Ein Student der Lateinamerikastudien neben ihm sagt, er
       könne sich nicht vorstellen, dass die Proteste bedrohlich für andere
       Studierende seien. Seine jüdischen Freund*innen unterstützten die
       Proteste, sagt er.
       
       ## Jüdische Studierende fühlen sich bedroht
       
       In den Gesprächen, die die taz mit jüdischen Studierenden geführt hat,
       ergibt sich ein anderes Bild. Uri heißt eigentlich anders und kommt aus
       Israel, die taz trifft ihn in einem Café im Berliner Stadtteil Friedenau.
       Er lebt seit einigen Jahren in Deutschland und studiert an der FU Berlin.
       
       Doch damit ist Schluss, sobald er seinen Bachelorabschluss hat, für den
       Master will er unbedingt an eine andere Uni. „Ich fühle mich wirklich nicht
       sicher an der FU“, sagt er. Seine Identität müsse er auf dem Campus
       verstecken – das sei schon vor den Demos so gewesen, nun sei die Bedrohung
       aber noch größer. „Zum Glück können die meisten meinen Akzent nicht
       einordnen.“ Er berichtet von antisemitischen Stickern und Protestierenden,
       die mit den Händen das Dreieck nachahmten, mit dem die Hamas ihre Ziele
       markiert. Über Parolen wie „There is only one solution, Intifada,
       Revolution“ sagt Uri: „Das klingt für mich nach Endlösung.“
       
       Dass von propalästinensischen Aktivist*innen echte Gefahr ausgehe, sei
       doch spätestens seit dem brutalen Angriff auf einen jüdischen Studenten
       Anfang Februar offensichtlich, so Uri. Er sei kein Freund der
       Netanjahu-Regierung, wisse, „dass Krieg scheiße ist“ und setze sich für
       eine Zweistaatenlösung in Nahost ein. Doch den propalästinensischen
       Protestierenden ginge es nicht um Kritik an der israelischen Regierung,
       sondern um Hass gegen Juden*Jüdinnen und gegen die Existenz von Israel.
       „Sie machen keinen Unterschied zwischen der Regierung und dem Volk“, sagt
       Uri, „Für sie sind die Israelis eine homogene Gesellschaft, in der es keine
       Meinungsvielfalt gibt und alle so denken, wie die jetzige Regierung.“
       
       Die Räumung der Demos befürwortet er deshalb „auf jeden Fall“, große
       Hoffnung für Diskussionen mit den Protestierenden hat er nicht. In
       Forderungen nach Gesprächen mit ihnen erkennt Uri, „Naivität“ und eine
       „Romantisierung“ der Proteste. „Ein Dialog mit israelfeindlichen
       Demonstranten, die schwarz-weiß denken, bringt nichts.“
       
       Ganz ähnlich sieht es Aviva Lapke. Sie studiert in München
       Personalmanagement und engagiert sich im Vorstand des Verbands jüdischer
       Studenten in Bayern (VJSB). Am Telefon stellt sie klar: „Kein Kind sollte
       leiden, kein Zivilist sterben.“ Wer das Vorgehen der israelischen Armee in
       Gaza dämonisiere, ohne das Leid der israelischen Geiseln in den Händen der
       Hamas zu erwähnen, „verdreht die Tatsachen“, findet sie. „Die Hamas ist der
       Auslöser für diesen Krieg.“ Auch sie befürwortet Räumungen, wo dies
       rechtlich möglich ist. „Weltweit fühlen sich jüdische Studierende derzeit
       bedroht und unsicher.“ Sie sei gern bereit, mit Menschen zu diskutieren,
       die eine andere Meinung zu Nahost haben. „Aber Antisemitismus ist keine
       Meinung.“
       
       Aktualisiert und ergänzt am 30.05.2024 um 15:50 Uhr. d. R. 
       
       Aktualisiert und korrigiert am Freitag 31.05.2024 um 20:00 Uhr: Miriam
       Rürup hat den Brief der 200 Dozierenden nicht unterschrieben, wie es im
       Text fälschlich hieß. Sie war lediglich zusammen mit
       Unterzeichner*innen in der Bundespressekonferenz. Wir bitten, diesen
       Fehler zu entschuldigen. d. R.
       
       30 May 2024
       
       ## LINKS
       
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