# taz.de -- NS-Gedenkstätten zu Gaza-Protesten: „Stimmen für die Antisemiten“
       
       > NS-Gedenkstätten kritisieren die Uni-Besetzungen durch
       > pro-palästinensische Demonstrierende. „Alte antisemitische Stereotype“
       > würden aufgegriffen.​ ​
       
 (IMG) Bild: Pro-palästinensiche Aktivist:innen bei der Besetzung der HU Berlin am 22. Mai
       
       BERLIN taz | Handelte es sich bei den Besetzungen von Berliner
       Universitätsgebäuden durch Studierende um einen legitimen Protest gegen das
       Vorgehen Israels in Gaza, [1][gedeckt durch die Meinungs- und
       Versammlungsfreiheit?] Oder waren die Proteste geprägt von antisemitischen
       Denkmustern und deshalb verachtenswert? Zu dieser in der Öffentlichkeit
       strittigen Frage haben sich jetzt die NS-Gedenkstätten in Berlin geäußert.
       Sie melden schwere Bedenken wegen eines [2][israelbezogenen Antisemitismus]
       gegen die Proteste an.
       
       In der am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme der Ständigen Konferenz
       von NS-Gedenkorten im Berliner Raum ist von „radikalen antizionistischen,
       israelfeindlichen und antisemitischen Stimmen“ die Rede. Diese Stimmen
       hätten durch die Universitätsbesetzungen die Möglichkeit erhalten, ihre
       Positionen zu verbreiten.
       
       Als Beispiele führen die fünf Gedenkstätten, darunter die Stiftung Denkmal
       für die ermordeten Juden Europas, die Gedenkstätte Deutscher Widerstand und
       die Topographie des Terrors, Äußerungen an, die bei der [3][Besetzung der
       Humboldt-Uni] gefallen waren.
       
       So fanden sich an den Wänden Graffiti mit dem Symbol der terroristischen
       Hamas. Es fielen Slogans wie „Back to 1948“ oder „From the river to the
       sea…“, die das Existenzrechts Israels negierten, oder ein Ruf wie
       „Resistance is justified“, womit der Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober
       in eine legitime Widerstandsaktion umgedeutet wurde. Durch Rufe wie
       „Zionisten sind Faschisten, töten Kinder und Zivilisten“ oder
       „Antifaschismus ist Antizionismus“, entstünden falsche historische
       Analogien und es würden alte antisemitische Stereotype aufgegriffen.
       
       Die Gedenkstätten sehen in Forderungen nach einem Boykott akademischer
       Beziehungen mit Israel und Israelis einen Angriff auf „Grundsätze
       demokratischer Auseinandersetzung und die Prinzipien politisch-historischer
       Bildung“. Man werde „die akademischen und kulturellen Beziehungen mit
       Israel weiterhin pflegen und intensivieren“, heißt es weiter.
       
       Die Leiter der NS-Gedenkstätten kritisieren zudem eine Stellungnahme
       Berliner Lehrender vom Mai, in der die Besetzungen verteidigt wurden. „Mit
       keinem Wort erwähnt wurden jüdische oder israelische Studierende oder
       andere Studierende, die diese Haltungen ablehnen bzw. sich durch die
       Proteste eingeschüchtert und bedroht fühlen“, schreiben die Leiter der
       Gedenkstätten.
       
       Die Proteste richteten sich insgesamt „gegen Wissenschaft und Bildung“ und
       trügen dazu bei, „Gesprächspartner:innen einzuschüchtern und auszugrenzen,
       mithin Dialog und Verständigung zu verhindern“.
       
       7 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Propalaestina-Proteste-an-deutschen-Unis/!6012172
 (DIR) [2] /Interview-mit-Antisemitismus-Expertin/!5963701
 (DIR) [3] /Pro-Palaestina-Besetzung-in-Berlin/!6012397
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Hillenbrand
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Antisemitismus
 (DIR) Deutsche Universitäten
 (DIR) Besetzung
 (DIR) Stereotype
 (DIR) Palästinenser
 (DIR) GNS
 (DIR) Judenverfolgung
 (DIR) Westjordanland
 (DIR) Antisemitismus
 (DIR) Technische Universität Berlin
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Jüdische Familienfotos aus Nazi-Zeiten: Der private Blick der Verfolgten
       
       Das Museum Schöneberg zeigt Fotos von jüdischen Familien während der
       NS-Zeit. Sie dokumentieren den Willen nach etwas Normalität in grausamen
       Zeiten.
       
 (DIR) +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Ringen um Abkommen geht weiter
       
       US-Außenminister Blinken reist erneut nach Nahost, Katar droht der Hamas
       mit Rausschmiss, und vor der deutschen Botschaft in Tel Aviv gab es
       Festnahmen nach Protesten.
       
 (DIR) Antisemitismus von Linken und Islamisten: Neue Allianzen für Judenhass
       
       Teils finden Linke beim Antisemitismus mit Islamist*innen zusammen, so
       ein neuer Bericht. Rechte nutzen die Situation, um Rassismus zu schüren.
       
 (DIR) TU-Präsidentin Geraldine Rauch bleibt: „Ich trete nicht zurück“
       
       Im Gremium der TU sprach sich eine knappe Mehrheit für einen Rücktritt der
       TU-Präsidentin aus. Rauch erklärte, sie wolle an ihren Fehlern arbeiten.
       
 (DIR) Propalästina-Proteste an deutschen Unis: Wo endet die Meinungsfreiheit?
       
       Der Nahostkrieg spaltet die Uni-Landschaft. Jüdische Studierende fühlen
       sich bedroht, propalästinensische Aktivist:innen beklagen, sie würden
       nicht gehört.