# taz.de -- Europawahlen in Italien: Melonis Triumph
       
       > Die rechte Fratelli d’Italia gewinnt in Italien die EU-Wahl.
       > Ministerpräsidentin Meloni wird bei der Auswahl der
       > Kommissionspräsidentin mitreden wollen.
       
 (IMG) Bild: Überrascht vom eigenen Erfolg: Giorgia Meloni
       
       ROM taz | Einen wahren Triumph konnte Italiens Ministerpräsidentin Giorgia
       Meloni [1][bei den Europawahlen] feiern. Ihre postfaschistische Partei
       Fratelli d’Italia (FdI – Brüder Italiens) erhielt 28,8 Prozent der Stimmen
       und konnte damit einen weiteren Zuwachs gegenüber den nationalen Wahlen von
       2022 verbuchen, als sie 26 Prozent erreicht hatte.
       
       Mehr als positiv für sie ist, dass auch ihre Koalition als ganze weiter
       zulegte. Die mit harten rechtsradikalen Tönen im Wahlkampf aufgefallene
       Lega kam auf 9,1 Prozent, doch die wahre Überraschung war das Abschneiden
       des [2][Berlusconi-Geschöpfs Forza Italia (FI)]. Nach dem Tod des Gründers
       vor einem Jahr galt die Partei als Auslaufmodell – doch jetzt holte sie mit
       9,7 Prozent mehr als bei den nationalen Wahlen 2022 (8,1 Prozent). Zu
       verdanken hat FI dies ihrem Vorsitzenden, dem Außenminister Antonio Tajani,
       der die Partei als moderate Kraft der rechten Mitte mit klarer
       proeuropäischer Ausrichtung aufgestellt hat und damit für die gemäßigten
       Wähler rechts der Mitte attraktiv machte.
       
       Die wahre Siegerin ist und bleibt aber Giorgia Meloni. Sie war im ganzen
       Land als Spitzenkandidatin der FdI auf den Wahlzetteln präsent, auch wenn
       sie keinerlei Absicht hegt, ins EP zu gehen. Auf diesem Weg hatte sie die
       Europawahl in eine nationale Abstimmung über ihre Regierung verwandelt;
       Meloni selbst sprach offen von einem „Referendum“ über ihre Person.
       
       Und dieses Referendum hat sie für sich entschieden, anders als etwa
       [3][Olaf Scholz] oder [4][Emmanuel Macron], die in den Wahlurnen abgestraft
       wurden. Vom Donnerstag an wird sie in Apulien den G7-Gipfel ausrichten, und
       sie wird dort mit weit besserer Laune auftreten als viele der anderen am
       Tisch. „Ich bin stolz darauf, dass wir mit der stärksten Regierung in die
       G7 und nach Europa gehen“, erklärte Meloni noch in der Wahlnacht. In der
       Tat wird sie versuchen, gegenüber den schwächeren Regierungen aus Paris
       oder Berlin im Europäischen Rat entscheidenden Einfluss auf die Besetzung
       der Kommissionspräsidentschaft zu nehmen.
       
       Doch es gibt eine weitere Wahlsiegerin: Elly Schlein, die Chefin der
       größten Oppositionspartei. Sie, die erst seit gut einem Jahr Vorsitzende
       der gemäßigt linken Partito Democratico (PD) ist, kann sich über ein
       Resultat von 24 Prozent freuen, während vor knapp zwei Jahren bei den
       Parlamentswahlen nur 19 Prozent drin waren. Dagegen sind die Fünf Sterne
       unter dem früheren Ministerpräsidenten Giuseppe Conte auf nur noch 10
       Prozent abgestürzt – das schlechteste von der Bewegung je eingefahrene
       Resultat seit ihrer Gründung. Sehr gut lief die Wahl dagegen für die mit
       der PD verbündete „Allianz der Grünen und der Linken“, die 6,6 Prozent
       erreichte.
       
       10 Jun 2024
       
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