# taz.de -- Die EU rückt nach rechts: Schock und Erschütterung
       
       > Desaströses EU-Ergebnis: Scholz ist innenpolitisch angezählt, Macron ruft
       > Neuwahlen in Frankreich aus, die Italienerin Meloni ist auf dem
       > Vormarsch.
       
 (IMG) Bild: Europa nach der Wahl: Die Gemeinschaft rückt nach rechts, die Fahnen stört’s nicht
       
       Die [1][Europäische Union rückt weiter nach rechts], die beiden größten
       europäischen Länder Frankreich und Deutschland rutschen noch tiefer in die
       Krise – das sind die wichtigsten Ergebnisse der Europawahl. Es sind keine
       guten Ergebnisse. Und es besteht kein Grund, sie schönzureden, wie dies die
       alte und wohl auch neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen noch
       am Wahlabend in Brüssel versucht hat.
       
       Die pro-europäische Mitte hält, verkündete die CDU-Politikerin. Dabei ist
       sie geschrumpft, vor allem Grüne und Liberale haben Federn gelassen. Europa
       sei stärker geworden, meinte von der Leyen. Dabei ist es durch die Krise in
       Deutschland und Frankreich massiv geschwächt. [2][In Frankreich wird es nun
       Neuwahlen geben,] die mit einem Debakel für Präsident Emmanuel Macron enden
       könnten. In Deutschland wird sich die Ampel noch mehr zerstreiten, Kanzler
       Olaf Scholz ist innenpolitisch angezählt.
       
       Das wird sich auch in Brüssel bemerkbar machen. Schon beim nächsten
       EU-Gipfel, der über die künftige EU-Kommission entscheiden soll, könnte die
       Krise in Paris und Berlin durchschlagen. Macron ist unberechenbar geworden,
       Scholz könnte noch zögerlicher auftreten. Dass das zerstrittene
       deutsch-französische Duo von der Leyen einfach durchwinkt und den Weg für
       eine zweite Amtszeit frei macht, ist keineswegs ausgemacht. Nicht
       auszuschließen, dass der Schock der Europawahl auch beim EU-Gipfel für
       Erschütterungen sorgt.
       
       Auch im Europaparlament wird es nun ernst. Die Mehrheitsverhältnisse sind
       komplizierter geworden, [3][die Gewichte haben sich nach rechts
       verschoben]. Von der Leyen könnte versuchen, sich auf Absprachen mit den
       rechten Schmuddelkindern einzulassen. Sozialdemokraten und Grüne haben sie
       vor solchen Deals gewarnt und mit einem „Nein“ bei der entscheidenden
       Abstimmung im Parlament gedroht. Doch gelten diese Wahlkampfversprechen
       noch? Würden es SPD und Grüne wirklich wagen, die amtierende
       Kommissionschefin zu stürzen?
       
       Und was können die neu gewählten Abgeordneten tun, um den wachsenden
       Einfluss von Politikerin wie der [4][postfaschistischen italienischen
       Regierungschefin Giorgia Meloni] einzudämmen? Meloni ist gestärkt aus der
       Europawahl hervorgegangen; sie könnte nun zur „Königsmacherin“ werden.
       
       All das sind keine guten Aussichten. Schuld daran sind allerdings nicht nur
       die Rechten. Schuld ist auch eine Politik, die die historischen Versprechen
       der EU – [5][Frieden, Stabilität, Wohlstand für alle] – aus dem Auge
       verloren hat. Das treibt den Gegnern Europas Wähler zu. Vielleicht ziehen
       ja nun ein paar neue Abgeordnete ins Europaparlament ein, die von der Leyen
       und ihre Mitstreiter an diese guten alten Versprechen erinnern. Dann hätte
       diese Wahl wenigstens ein Gutes.
       
       10 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Nach-den-Wahlen-in-27-EU-Staaten/!6016545
 (DIR) [2] /Europawahl-in-Frankreich/!6016542
 (DIR) [3] /EU-Wahl-Chat-auf-Whatsapp/!6012500
 (DIR) [4] /-Live-Ticker-zur-Europawahl-2024-/!6015664
 (DIR) [5] /Botschaften-auf-Wahlplakaten/!6012507
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eric Bonse
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Europawahl
 (DIR) Ampel-Koalition
 (DIR) Olaf Scholz
 (DIR) Giorgia Meloni
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
 (DIR) Neuwahl
 (DIR) Rechte
 (DIR) GNS
 (DIR) IG
 (DIR) Schwerpunkt Europawahl
 (DIR) Europäische Union
 (DIR) Europäische Union
 (DIR) Schwerpunkt Europawahl
 (DIR) Italien
 (DIR) Schwerpunkt Europawahl
 (DIR) Schwerpunkt Europawahl
 (DIR) Schwerpunkt Europawahl
 (DIR) Griechenland
 (DIR) Schwerpunkt Europawahl
 (DIR) Schwerpunkt Europawahl
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Europa nach der Wahl: Raus aus der Schockstarre!
       
       Die EU-Wahl sollte ein Weckruf an alle Europäer:innen sein: Jetzt gilt
       es, progressive Kräfte zu einen. Denn das Projekt Europa ist nicht
       gescheitert.
       
 (DIR) Wahl der Kommissionschefin: Die Hinterzimmerpolitik beginnt
       
       Kommissionschefin von der Leyen muss mehr um ihre Wiederwahl bangen als
       erwartet. Dafür könnten Zugeständnisse an die extreme Rechte nötig sein.
       
 (DIR) Nach den EU-Wahlen: Bündnisse am rechten Rand
       
       Die extrem rechten Parteien gewinnen im EU-Parlament an Sitzen. Ihre
       Zusammenarbeit könnte aber an Differenzen scheitern.
       
 (DIR) Ukraine-Kurs nach SPD-Niederlage: Wahlpleite mit Friedensplakat
       
       Die Inszenierung von Kanzler Olaf Scholz als ruhiger Pol zwischen lauter
       Hitzköpfen ist gescheitert. Was heißt das für die künftige Ukraine-Politik?
       
 (DIR) Europawahlen in Italien: Melonis Triumph
       
       Die rechte Fratelli d’Italia gewinnt in Italien die EU-Wahl.
       Ministerpräsidentin Meloni wird bei der Auswahl der Kommissionspräsidentin
       mitreden wollen.
       
 (DIR) Österreich nach der Europawahl: Ösis, wacht auf!
       
       Die rechtspopulistische FPÖ räumte bei den EU-Wahlen in Österreich ab.
       Damit ist der Weg zu einer autokratischen Regierung im Stile Orbáns
       geebnet.
       
 (DIR) Wahlniederlage der Grünen: Die fetten Jahre sind vorbei
       
       Auf 20 Prozent werden die Grünen so schnell nicht mehr kommen. Sie müssen
       sich fragen: Wie können sie mehr aus dem Zuspruch machen, der ihnen bleibt?
       
 (DIR) Neuwahlen in Frankreich: Macrons Leichtsinn und Kühnheit
       
       Nach dem Wahlsieg der Rechtspopulisten ruft Präsident Macron Neuwahlen aus.
       Es steht nichts Geringeres als die Zukunft der Republik auf dem Spiel.
       
 (DIR) Europawahl in Griechenland: Auch in Griechenland erstarken Rechte
       
       Die konservative Nea Dimokratia hat laut Premierminister Mitsotakis ihr
       Ziel verfehlt. Die rechte Partei EL konnte ihr Ergebnis verdoppeln.
       
 (DIR) Nach den Wahlen in 27-EU-Staaten: Raues Klima in Europa
       
       Das rechte Lager erlebt den vermuteten Aufschwung. Ursula von der Leyen
       sieht den Sieg bei den Konservativen und setzt auf eine Bastion gegen
       Rechts.
       
 (DIR) Europawahl in Frankreich: Macron kündigt Neuwahlen an
       
       Nach dem Sieg der französischen Rechtspopulisten löst Präsident Macron die
       Nationalversammlung auf. Neuwahlen sollen am 30. Juni stattfinden.