# taz.de -- Luftfahrt nach Corona: Fliegen steht in den Sternen
       
       > Die internationale Luftfahrt liegt am Boden. Doch bald wird wieder
       > abgehoben. Wie ändert sich Fliegen? Ein Blick auf die aktuelle Lage
       > weltweit.
       
 (IMG) Bild: Klimschützende hoffen, dass in Zukunft mehr Menschen auf Alternativen umsteigen
       
       Noch bleiben überall auf der Welt die meisten Passagierflugzeuge am Boden,
       aber bald wird die Luftfahrtbranche langsam wieder in Gang kommen. Der
       Internationale Luftfahrtverband IATA erwartet, dass ab Ende Mai der
       Inlandsflugverkehr wieder einsetzt. In den Monaten danach soll der
       innereuropäische und im letzten Quartal des Jahres der interkontinentale
       Flugverkehr wieder anlaufen.
       
       Global gesehen ist der Inlandsflugverkehr mit einem Anteil von 59 Prozent
       an den Flugkapazitäten der größte Geschäftsbereich der Branche. Anders als
       in Deutschland sind vor allem in sehr großen Staaten Inlandsflüge nicht
       problemlos durch andere Verkehrsmittel wie die Bahn zu ersetzen. Das
       Flugaufkommen innerhalb eines Kontinents hat einen Anteil von 27 Prozent
       aller Flüge weltweit. 14 Prozent des gesamten Flugverkehrs bewegt sich
       zwischen den Kontinenten.
       
       Überall häufen Airlines derzeit astronomische Verluste an. Allein für den
       europäischen Markt geht der Luftfahrtverband IATA von Umsatzeinbußen von 82
       Milliarden Euro für das Jahr 2020 aus. Was unter Klimaaspekten gut ist,
       könnte für Reisewillige künftig zum Problem werden. Denn offen ist, wie
       sich die Ticketpreise nach der Krise entwickeln.
       
       Der internationale Dachverband der Fluggesellschaften IATA geht davon aus,
       dass unmittelbar nach Aufheben der Corona-Maßnahmen die Tickets zunächst
       günstig sind. Die Airlines müssen erst einmal die Nachfrage ankurbeln, so
       IATA-Chefökonom Brian Pearce. Er rechnet damit, dass die Kapazität zunächst
       höher ist als die Nachfrage. Der Ökonom rechnet nicht damit, dass die
       Preise vor dem kommenden Jahr anziehen. Allerdings ist unklar, welche Flüge
       die Airlines überhaupt anbieten werden.
       
       ## Unklare Schutzmaßnahmen
       
       Das hängt auch davon ab, welche Schutzmaßnahmen an Bord vorgeschrieben
       werden. Müssen etwa die Mittelsitze frei bleiben, steigen die Ticketpreise
       nach Berechnungen der IATA um 43 bis 54 Prozent. Bei einer Auslastung von
       60 Prozent können bei Vorkrisenpreisen nur 4 von 120 Fluggesellschaften
       ihre Kosten decken. Die EU-Kommission hat sich gegen das Freilassen von
       Sitzen ausgesprochen, was dem Wunsch der Airlines entspricht.
       
       IATA empfiehlt Temperaturmessungen am Flughafen sowie das Tragen von
       Atemmasken. Bei der Lufthansa etwa besteht die Pflicht zum Tragen eines
       Atemschutzes. Eine langfristige Maskenpflicht würde das Fliegen alledings
       verändern. Denn eine Bewirtung an Bord wie in der Vergangenheit wäre kaum
       möglich – was vor allem bei Langstreckenflügen schwierig sein dürfte. Auch
       auf den Flughäfen wird sich einiges verändern, zum Beispiel beim Boarding.
       Bislang versuchen die Airlines bei den wenigen stattfindenden Flügen die
       Reisenden über Fluggastbrücken in die Maschine zu leiten. Wenn Busse
       eingesetzt werden, dann so viele, dass kein Gedränge entsteht.
       
       Der zusätzliche Aufwand wird sich ebenfalls auf die Ticketpeise auswirken.
       Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) will keine
       Prognose zu Flugpreisen abgeben. „Der Preis ist von vielen Faktoren
       abhängig“, sagt Sprecher Ivo Rzegotta. „Schon Schwankungen des Ölpreises
       können stark auf die Ticketpreise durchschlagen. Denn bis zu 30 Prozent der
       Betriebskosten einer Fluggesellschaft sind Treibstoffkosten.“
       
       Vor Corona gab es auf dem europäischen Markt ein Überangebot an Flügen und
       einen entsprechend harten Preiswettbewerb. Jetzt könnten Airlines
       pleitegehen, andere ihr Angebot drosseln. Die Lufthansa etwa kündigte
       bereits an, ihre Flotte zu reduzieren. „Ob Überkapazitäten im europäischen
       Markt bestehen bleiben, lässt sich noch nicht absehen“, sagt Rzegotta. „Das
       hängt maßgeblich davon ab, wie lange staatlich verfügte Reisebeschränkungen
       aufrechterhalten werden und mit welchen Maßnahmen die europäischen Staaten
       ihre Luftverkehrsgesellschaften unterstützen.“
       
       ## Staatliche Hilfe
       
       In Deutschland und anderen Ländern ist noch offen, wie die [1][Regierung
       der Branche hilft]. Wenn der Staat hilft, muss er die Gelegenheit zum
       Umsteuern nutzen, fordert Michael Müller-Görnert vom ökologischen
       Verkehrsclub Deutschland (VCD). Dazu gehört, die Unternehmen dazu zu
       bewegen, sparsame Flugzeuge anzuschaffen sowie die Einführung einer
       Kerosinsteuer, sagt er.
       
       Klimaaktivist*innen wollen keine Rückkehr auf das Vorkrisenniveau in der
       Luftfahrt. „So einen ruinösen Preiswettkampf wie vor der Krise darf es in
       der Luftfahrt nicht mehr geben“, fordert Müller-Görnert. Ausgetragen werde
       dieser Wettbewerb auf dem Rücken der Umwelt und der Beschäftigten,
       kritisiert er. Das Bewusstsein dafür nimmt immerhin langsam zu, wie der
       neue Begriff „Flugscham“ zeigt. Allerdings hat „Flugscham“ bislang vor
       allem in skandinavischen Ländern zu einem Verzicht aufs Fliegen geführt.
       
       Weniger geflogen werden könnte in Zukunft aber, weil Menschen Alternativen
       nutzen, hofft der Verkehrsexperte. Die Erfahrungen aus der Coronakrise
       könnten nachwirken. Inlandsflüge werden in Deutschland vor allem von
       Geschäftsleuten genutzt. Etliche von ihnen erleben zurzeit, dass
       Videokonferenzen eine Alternative zu Konferenzen mit persönlicher
       Anwesenheit sind. Viele Privatleute treten in diesem Jahr den gewohnten
       Urlaubsflug nicht an – und stellen fest, dass auch eine Reise mit einem
       anderen Verkehrsmittel oder in die nähere Umgebung attraktiv sein kann.
       
       ## Wie sieht es in den einzelnen Ländern konkret aus? Ein Überblick:
       
       DEUTSCHLAND 
       
       Flotte: Die größte deutsche Fluggesellschaft, [2][Lufthansa], hat
       einschließlich der Billigflugtochter Eurowings rund 800 Maschinen, etwa 100
       könnten dauerhaft am Boden bleiben. Der Reiseveranstalter Tui betreibt 150
       Flieger, Condor 56. Die deutschen Airlines beförderten im vergangenen Jahr
       162 Millionen Passagiere von insgesamt 248 Millionen Fluggästen in
       Deutschland.
       
       Inlandsflüge: 23 Millionen Passagiere flogen 2019 innerhalb Deutschlands.
       
       Krise: Die Lufthansa braucht zur Rettung 10 Milliarden Euro.
       
       Staatliche Hilfe: Nach Spiegel-Informationen haben sich die Spitzen der
       Bundesregierung auf einen Deal mit der kränkelnden Airline geeinigt. Condor
       hat nach der Pleite der Muttergesellschaft Thomas Cook bereits einen
       staatlichen Kredit erhalten und jetzt einen weiteren in Höhe von rund einer
       halben Milliarde Euro. Der Reiseveranstalter Tui, dem die
       Tui-Flugzeugflotte gehört, hat einen staatlichen Kredit von 1,8 Milliarden
       Euro bekommen.
       
       Klimaziele: Spielen in den Verhandlungen bislang keine Rolle. Anja Krüger
       
       ÄTHIOPIEN 
       
       Flotte: Die drei wichtigsten afrikanischen Fluggesellschaften sind
       Ethiopian Airlines, Egypt Air und Kenya Airways. Ethiopian Airlines ist die
       größte Fluggesellschaft in Afrika mit 111 Flugzeugen und hat die modernste
       Flotte auf dem Kontinent. Sie fliegt zu 106 Reisezielen weltweit, aber vor
       allem innerhalb Afrikas.
       
       Krise: Ethiopian Airlines gehört komplett dem Staat und erwartet dieses
       Jahr durch die Coronakrise einen Verlust von rund 1 Milliarde Euro. Egypt
       Air gehört ebenfalls komplett dem ägyptischen Staat und fliegt mit 74
       Fliegern zu 75 Reisezielen weltweit, darunter viele in Afrika südlich der
       Sahara. Um die ersten durch die Coronakrise verursachten finanziellen
       Verluste zu tragen, braucht die Gesellschaft 140 Millionen Euro.
       
       Staatliche Hilfe: Kenya Airways ist seit einiger Zeit in finanziellen
       Schwierigkeiten, verursacht durch riesige Schulden und Korruption. Der
       Staat, der zu fast 50 Prozent Anteilseigner ist, hat ein Darlehen von
       umgerechnet 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Kenya Airways hatte
       um 70 Millionen gebeten. Die Gesellschaft mit 40 Fliegern benutzt seit der
       Krise einige ihrer Dreamliner, um Fracht zu transportieren. Ilona Eveleens
       
       CHINA 
       
       Flotte: Die größten Linien sind China Eastern Airlines mit 607, China
       Southern Airlines mit 603 und Air China mit 439 Fliegern.
       
       Krise: Im ersten Quartal betrug der Verlust knapp 40 Milliarden RMB, rund 5
       Milliarden Euro. Dennoch gilt die chinesische Flugindustrie im
       internationalen Vergleich als moderater Hoffnungsschimmer. Über ein Drittel
       aller Flugzeuge, die seit März wieder in Betrieb genommen wurden, stammen
       aus China. Bei den meisten Flügen handelt es sich um Inlandsrouten im Süden
       des Landes, die vorwiegend Arbeiter nutzen.
       
       Staatliche Hilfe: Der HNA-Mischkonzern, dessen Kerngeschäft Fliegen ist,
       galt Ende Februar als erstes prominentes Opfer der Coronakrise: Das
       Unternehmen wurde de facto von der Lokalregierung Hainan übernommen. Die
       Kosten für Starts und Landungen wurden reduziert und die
       Infrastrukturinvestitionen für Flughäfen drastisch erhöht. Gleichzeitig
       zahlt der Staat bis Ende Juni Subventionen für jeden geflogenen Kilometer.
       
       Besonderheit: Im April sind knapp 7.000 internationale Flüge entweder in
       China gelandet oder haben von dort abgehoben. Bei den meisten handelt es
       sich um Frachtgüter. Fabian Kretschmer
       
       FRANKREICH 
       
       Flotte: Die 1933 gegründete Air France ist in Partnerschaft mit KLM und mit
       den Lowcost-Filialen Hop und Transavia. Daneben existieren nur
       Gesellschaften für Verbindungen mit Korsika, den Inseln in der Karibik und
       im Südpazifik sowie Ableger der Lowcost-Flieger. Der französische Staat ist
       als ehemaliger Hauptaktionär noch mit 14,3 Prozent am Kapital der Holding
       AF-KLM (Mitglied von Skyteam) beteiligt. Air France verfügt über insgesamt
       279 Maschinen.
       
       Krise: Für das erste Quartal 2020 hat AF-KLM einen Verlust von 1,8
       Milliarden Euro verzeichnet, der wegen der zu fast 90 Prozent ausfallenden
       internationalen Flüge beträchtlich (schätzungsweise 1 Milliarde pro Monat)
       anwachsen dürfte.
       
       Staatliche Hilfe: Die Regierung hat angesichts des Widerstands der übrigen
       AF-KLM-Aktionäre auf die ursprünglich erwogene Nationalisierung verzichtet,
       bietet aber eine Finanzhilfe in Höhe von bis zu 7 Milliarden Euro an, da
       AF-KLM neben Lufthansa und British Airways zu den „soliden Airlines“ zähle,
       welche die Krise überleben würden.
       
       Klimaziele: Die ökonomischen Kriterien der staatlichen Hilfe kommen klar
       vor klimapolitischen Überlegungen. Grundsätzlich gilt noch das Versprechen,
       bis 2024 den CO2-Ausstoß der Inlandsflüge ab Paris-Orly um 50 Prozent zu
       reduzieren. Rudolf Balmer
       
       GROSSBRITANNIEN 
       
       Flotte: Die Airline Easy Jet hat 318 Flugzeuge, British Airways 280 und Jet
       2 92.
       
       Inlandsflüge: Laut Passagierzahlen der letzten Jahre sind um die 9 Prozent
       der Flüge Inlandsflüge.
       
       Krise: Richard Branson von Virgin Atlantic wollte, dass die Regierung seine
       Verluste bezahlt, bekam aber nichts. Der Bankrott der Airline Flybe wurde
       vom Staat nicht verhindert. Die Industrie behauptet, sie benötige weitere
       Extrahilfe.
       
       Staatliche Hilfe: Alle Angestellten erhalten von der Regierung 80 Prozent
       ihrer Gehälter bis maximal umgerechnet 2.833 Euro pro Monat bis Ende
       Oktober. Für Airlines, genauso wie für alle großen britischen Unternehmen,
       sind Überbrückungsanleihen in Höhe von bis zu 57 Millionen Euro mit
       teilweise Garantien der Regierung möglich. Ausstehende Mehrwertsteuer muss
       zunächst nicht bezahlt werden.
       
       Klimaziele: Offiziell gibt es dazu keine Verlautbarungen. Es könnte
       allerdings sein, dass es deswegen keine Extrawurst für
       Luftfahrtgesellschaften gegeben hat.
       
       Besonderheit: Ein geplanter Ausbau des Flughafens Heathrow wird immer
       ungewisser, während Gatwicks neuer Besitzer, der Baukonzern Vinci, den Bau
       einer zweiten Start-und-Lande-Bahn in Auftrag geben will. Dainiel
       Zylbersztajn
       
       INDIEN 
       
       Flotte: Die staatliche Air India ist die älteste und am besten
       international vernetzte Fluggesellschaft Indiens mit etwa 170 Maschinen.
       Lokal ist der Billigflieger Indigo mit über 250 Maschinen besser
       aufgestellt.
       
       Inlandsflüge: Laut der Generaldirektion der Zivilluftfahrt Indiens sank der
       inländische Flugverkehr im März 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat um ein
       Drittel auf 7,7 Millionen Passagiere.
       
       Krise: Laut der Ratingagentur Icra bräuchten die indischen
       Fluggesellschaften bis 2023 eine Finanzspritze von 4,3 Milliarden Euro, um
       sich über Wasser, also in der Luft zu halten. Der Weltluftfahrtverband IATA
       schätzt den Einnahmeverlust der Airlines auf 10 Milliarden Euro.
       
       Staatliche Hilfe: Die Regierung hat sich dazu noch nicht geäußert.
       
       Klimaziele: Spielen bei den Rettungsplänen bislang keine Rolle.
       
       Besonderheit: 2019 ging bereits die Airline Jet Airways pleite, da sie
       keinen Käufer fand. Auch die verschuldete Air India stand schon vor der
       Coronakrise zum Verkauf. Die bisherigen guten Wachstumsprognosen sind der
       Prognose gewichen, dass Hunderttausende Arbeitsplätze in der Branche
       gefährdet sind. Natalie Mayroth
       
       IRLAND 
       
       Flotte: Aer Lingus hat 57 Maschinen. Sie ist eine Tochter der International
       Airlines Group, zu der auch British Airways und Iberia gehören. Ryanair ist
       mit 277 Flugzeugen die größte Billigfluggesellschaft Europas.
       
       Krise: Aer Lingus kämpft ums Überleben, da die Muttergesellschaft vom
       Bankrott bedroht ist, und will die Belegschaft um 20 Prozent verkleinern.
       Es geht um 900 Jobs. Ryanair ist wegen Rücklagen und Ausbeutung der
       Angestellten etwas besser aufgestellt und wird überleben. Aber das
       Unternehmen will 15 Prozent der Belegschaft entlassen – rund 3.000
       Angestellte. Beide haben die Gehälter vorübergehend um die Hälfte gekürzt.
       
       Staatliche Hilfe: Der irische Staat subventioniert das Gehalt von
       Angestellten, deren Unternehmen wegen der Coronakrise mindestens 25 Prozent
       des Umsatzes eingebüßt haben: mit 70 Prozent des Nettoeinkommens und bis zu
       410 Euro pro Woche. Das gilt auch für Aer Lingus und Ryanair. Mitte Juni
       läuft die Hilfe aus. Die Fluglinien verlangen eine Verlängerung, weil es
       länger dauen wird, bis man wieder auf die Beine, also in die Luft kommt.
       Linke Abgeordnete fordern, Aer Lingus zu renationalisieren, statt so lange
       Geld hineinzupumpen, bis die privaten Eigentümer wieder Profit machen.
       
       Klimaziele: Spielen bisher keine Rolle. Ralf Sotscheck
       
       KOLUMBIEN 
       
       Flotte: Die kolumbianische Airline Avianca umfasst 176 Flugzeuge.
       
       Inlandsflüge: 2019 hat Avianca 54 Prozent der gut 29 Millionen Passagiere
       im Inland transportiert. Billigflieger wie Viva Air, die teilweise der
       Mutterfirma der irischen Ryanair gehören, machen sich jedoch immer mehr im
       Inland breit.
       
       Krise: Viva Air hat einen staatlichen Überbrückungskredit beantragt. Am 10.
       Mai meldete Avianca Insolvenz an, die zweite seit 2003. Avianca war seit
       Monaten in der Krise. Die meisten Mitarbeiter*innen verzichten seit Beginn
       des Flugverbots auf Gehalt, um die Airline zu retten. Sie sollen ihre
       Arbeit behalten, betont Avianca. Avianca Perú wird hingegen abgewickelt.
       
       Staatliche Hilfe: Der Staat prüft die Gewährung von Krediten. Dass der
       Staat bei Avianca einsteigt, sei ausgeschlossen, sagte Finanzminister
       Alberto Carrasquilla. Der Sitz der Holding ist mittlerweile im
       Steuerparadies Panama, weshalb viele Kolumbianer*innen gegen eine
       staatliche Rettung sind.
       
       Klimaziele: Spielen zurzeit keine Rolle.
       
       Besonderheit: Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle. Ohne Flugverkehr
       geht es nicht. Manche Teile des riesigen Landes – wie Leticia, die
       Hauptstadt der Provinz Departamento de Amazonas – sind nur aus der Luft zu
       erreichen. Katharina Wojczenko
       
       SPANIEN 
       
       Flotte: Die Fluggesellschaft Iberia hat 108 Maschinen, Vueling 118 und Air
       Europa 66.
       
       Krise: Der spanische Verband der Fluggesellschaften (ALA) spricht von einem
       „Überlebenskampf“. ALA schätzt die Einbußen durch die Coronakrise auf 15
       Milliarden Euro. Werden alle Zulieferer und Dienstleister mit einbezogen,
       belaufen sich die Verluste in Spanien durch die fast komplette Einstellung
       des Flugverkehrs auf 55 Milliarden Euro. Das sind über 4 Prozent des BIP.
       Die Fluggesellschaften verlangen von der Regierung, dass ihnen die
       Flughafengebühren bis auf Weiteres erlassen werden. Außerdem fordern sie
       Direkthilfen von bis zu 13 Milliarden Euro.
       
       Staatliche Hilfe: Die Regierung hält sich bedeckt. Sie wartet auf ein
       gemeinsames Vorgehen aller EU-Länder.
       
       Besonderheit: Die sogenannten spanischen Fluggesellschaften sind mit
       Ausnahme einiger kleinerer Inlandsgesellschaften längst nicht mehr
       spanisch. So gehört etwa die einstige staatliche Iberia und die
       Billigfluggesellschaft Vueling zum Konsortium International Airlines Group
       (IAG) rund um British Airways. Auch Air Europa steht kurz vor der Übernahme
       durch IAG. Reiner Wandler
       
       TUNESIEN 
       
       Flotte: Die halbstaatliche Airline Tunisair dominiert mit ihren 28
       Flugzeugen und 40 Zielen die Luftfahrtbranche des Landes. Hinzu kommt das
       Tochterunternehmen TunisAir Express mit vier Embraer-Regionaljets. Die
       private Nouvelair betreibt 11 Maschinen und die regionale Syphax Airlines
       noch zwei Propellerflugzeuge.
       
       Krise: Tunisair braucht etwa 31,5 Millionen Euro. Chef Elyes Mnakbi warnt,
       dass die älteste nordafrikanische Fluggesellschaft schon im Juni bankrott
       sein könnte, wenn der Flugverkehr weiter lahmliege.
       
       Staatliche Hilfe: Ob die Regierung Tunisair in der Coronakrise finanziell
       unterstützen wird, ist unklar.
       
       Klimaziele: Trotz der Nähe zu Italien spielt die Anreise per Fähre bisher
       nur für tunesische Gastarbeiter eine Rolle.
       
       Besonderheit: Viele große Hotels verkaufen ihre Zimmer in Verbindung mit
       einem Charterflugkontingent an ausländische Reiseveranstalter. Die Lage der
       Airlines beeinflusst daher die Hotelbuchungen. Mirco Keilberth
       
       USA 
       
       Flotte: American Airlines verfügt über 1.569 Maschinen, Delta über 1.349
       Maschinen, Southwest Airlines über 754 Maschinen und United Airlines über
       1.380 Maschinen.
       
       Inlandsflüge: An normalen Tagen sind 2,7 Millionen Passagiere im Luftraum
       der USA unterwegs, davon mehr als die Hälfte auf Inlandsflügen. Im April
       gingen nur noch rund 200.000 Menschen pro Tag in die Luft.
       
       Staatliche Hilfe: Von den Rettungsgeldern in Höhe von 50 Milliarden Dollar
       an die Fluggesellschaften – davon 25 Milliarden für Lohnfortzahlungen bis
       Dezember und 25 Milliarden als günstige Darlehen – profitieren alle Großen
       des Geschäfts. Aber auch manche Kleine, die Taxidienste für Konzernchefs
       anbieten, kommen in den Genuss der Rettungsgelder.
       
       Klimaziele: Spielt bei den Hilfen keine Rolle.
       
       Besonderheit: Die Konzernberater von McKinsey gehen davon aus, dass eine
       Rückkehr zur Normalität frühestens 2022 möglich ist. Die Zahl der
       Flugzeuge, die auch während der Pandemie im Luftraum der USA unterwegs
       sind, ist um 58 Prozent geschrumpft. Von den knapp 90.000 Flugzeugen, die
       in normalen Zeiten täglich über den USA unterwegs sind, sind nur ein
       Drittel Passagierflieger. Die übrigen sind Privatmaschinen, Flugtaxis,
       Militärflugzeuge und Frachtflugzeuge. Dorothea Hahn
       
       20 May 2020
       
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       Nach der Zwangspause durch Corona nimmt nun auch der Verkehr wieder Fahrt
       auf. Auf Abstandsregeln wird dabei verzichtet.
       
 (DIR) Lufthansarettung durch den Staat: Stoppt das Billigflieger-Unwesen!
       
       Nach der Fleischbranche muss es auch bei der Luftfahrt drastische Reformen
       geben. Mehr Ökologie würde auf lange Sicht auch den Airlines nutzen.
       
 (DIR) Pro und contra Urlaub im Ausland: Endlich wieder auswärts urlauben?
       
       Außenminister Maas spricht vom kontrollierten Wiedereinstieg in den
       europäischen Tourismus. Sollte man Sommerurlaub in anderen Ländern machen?
       
 (DIR) Flughafengesellschaft stabil: Doch alles ganz schön fertig
       
       Der BER ist bereit, von Insolvenz kann keine Rede sein: Laut Flughafenchef
       Lütke Daldrup ist alles paletti – obwohl kaum ein Flieger abhebt.
       
 (DIR) Städtetourismus in Coronazeiten: Kein Koffer mehr in Berlin
       
       Der Lockdown hat die Reisebranche der Hauptstadt zum Erliegen gebracht,
       Besucher aus dem Ausland fehlen. Eignet sich Berlin auch für
       Inlandstourismus?
       
 (DIR) Corona für freie Himmel: Keine Flieger über Tegel
       
       Meine Utopie: Ich will, dass es so bleibt. Und Nachtzüge durch ganz Europa
       fahren. Und der Staat keine Fluglinien oder Großveranstalter
       subventioniert.
       
 (DIR) Rot-Rot-Grün will Dienstflüge kippen: Nur noch mit der Bahn unterwegs
       
       Innerdeutsche Dienstreisen mit dem Flieger? Das soll für Landesbeschäftigte
       nur noch in Ausnahmefällen erlaubt sein, fordert die Koalition.