# taz.de -- Parlamentswahl in Ungarn: Frei, aber nicht fair > Viktor Orbáns Sieg ist ein Rückschlag für Ungarns Demokratie. Auch für > Europa ist er eine schlechte Nachricht – denn die Attacken aus Budapest > werden weitergehen. (IMG) Bild: Schlag ins Gesicht: Anhänger:innen der Opposition haben auf einen Neuanfang in Ungarn gehofft Unglaublich, aber wahr: Ungarns Regierungschef Viktor Orbán und seine nationalkonservative Fidesz haben, zum vierten Mal in Folge, [1][einen fulminanten Wahlsieg hingelegt], sich offensichtlich erneut eine Zweidrittelmehrheit im Parlament gesichert und damit auch noch die Befürchtungen der größten Pessimist*innen im Land übertroffen. Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Ungar*innen, die in der Abstimmung am vergangenen Sonntag zu Recht eine Schicksalswahl gesehen und auf einen, wie auch immer gearteten, Neuanfang gehofft hatten. Das Zynische dabei ist, dass auch der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine Orbán offensichtlich in die Karten gespielt hat. Gekonnt spielte er mit der Angst vieler Menschen, in diesen Krieg hineingezogen zu werden, und schreckte dabei auch vor infamen und völlig haltlosen Unterstellungen an die Adresse der Opposition nicht zurück. Vermeintliche Stabilität und Sicherheit wiegen eben doch schwerer als grassierende Korruption, ein fortschreitender Demokratieabbau sowie die Aussicht darauf, auch in den kommenden Jahren die Rolle eines Parias in Europa zu spielen. Die „Wahlkampfhilfe“ von Orbáns Freund Wladimir Putin erklärt einiges, aber nicht alles. Denn das Terrain für den Durchmarsch von Fidesz war längst bereitet. Eine [2][weitestgehend gleichgeschaltete Medienlandschaft], in der die Opposition nicht vorkam, die Verwendung staatlicher Gelder für einen völlig überdimensionierten Wahlkampf und Wahlgesetze, die den Fidesz eindeutig bevorteilen – die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Mag die Abstimmung auch frei gewesen sein, fair war sie, wie auch die Wahlen zuvor, sicher nicht. Aber auch für Europa ist der Wahlausgang eine niederschmetternde Nachricht. Denn Orbán wird [3][seine Attacken gegen Brüssel] unbeirrt fortsetzen. Darauf deutet sein Auftritt am Wahlabend hin, bei dem er die EU in gewohnter Manier scharf attackierte. Dass er sich damit komplett isoliert, nimmt Orbán billigend in Kauf, warum sollte er auch nicht? Somit steht fest: Auch wenn die Waffen in der Ukraine bald schweigen könnten, was sich jeder klar denkende Mensch nur wünschen kann: Es wird ungemütlicher werden in Europa. 4 Apr 2022 ## LINKS (DIR) [1] /Ausgang-der-Parlamentswahl-in-Ungarn/!5845904 (DIR) [2] /Feindesliste-der-Pressefreiheit/!5780775 (DIR) [3] /Der-Westen-und-Russland/!5843042 ## AUTOREN (DIR) Barbara Oertel ## TAGS (DIR) Ungarn (DIR) Viktor Orbán (DIR) Parlamentswahlen (DIR) Demokratie (DIR) Fidesz (DIR) GNS (DIR) Ungarn (DIR) Viktor Orbán (DIR) Ungarn (DIR) Ungarn (DIR) Ungarn (DIR) Ungarn ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Repressionen in Ungarn: Orbán dreht den Geldhahn zu Parteien riskieren künftig Strafen, wenn ihr Wahlkampf aus dem Ausland finanziert wird. Begründet wird das mit dem Schutz der nationalen Souveränität. (DIR) EU-Sanktionen gegen Ungarn: Orbán den Geldhahn abdrehen Die EU-Kommission geht nach der Wahl in Ungarn wegen Rechtsstaatsverstößen doch noch gegen Budapest vor. Das könnte massive Mittelkürzungen bedeuten. (DIR) EU und die Parlamentswahl in Ungarn: Eisiges Schweigen Statt Premier Orbán zum Sieg zu gratulieren, will Brüssel Ungarn jetzt doch die Mittel kappen. Dafür soll der Rechtsstaatsmechanismus genutzt werden. (DIR) Ausgang der Parlamentswahl in Ungarn: Wahlsieg für Orbán Ungarns rechtsnationaler Regierungschef erringt bei der Wahl erneut eine Zweidrittelmehrheit. Die Opposition fährt eine verheerende Niederlage ein. (DIR) Wahlen in Ungarn: Fußballmatch auf abschüssigem Feld Ungarns Premier Viktor Orbán beeinflusst Justiz und Presse. Zu den Wahlen am Sonntag schickt die OSZE erstmals in der EU eine große Beobachtermission. (DIR) Wahl in Ungarn: Putin ist Orbáns Spiegelbild Am 3. April wird in Ungarn gewählt. Wie sich der Ukrainekrieg auf die Chancen des Putinverstehers Victor Orbán auswirkt, ist ungewiss.