# taz.de -- Soziale Kälte der CDU: Weil Merz Merz ist
       
       > Der CDU-Chef hätte gute Chancen, der nächste Kanzler zu werden. Was ihm
       > allerdings im Wege steht: strategische Dummheiten, wie beim Bürgergeld.
       
 (IMG) Bild: Merz beißt mal die Lippen zusammen
       
       Eigentlich ist die Lage für Friedrich Merz nicht schlecht. Der CDU-Chef
       will unbedingt, das ist allgemein bekannt, im kommenden Jahr zum
       Kanzlerkandidaten der Union ausgerufen werden – sollte die Ampel nicht
       vorher zu Bruch gehen und es beim regulären Wahltermin 2025 bleiben.
       [1][Als CDU-Chef hat er das erste Zugriffsrecht]; die Union liegt in
       Umfragen konstant bei um die 30 Prozent und damit klar vorn. Der
       Bundesregierung fehlt zudem die eigene Mehrheit, der Kanzler ist so
       unbeliebt wie nie zuvor. Wäre Merz nicht Merz, könnte man also fragen: Was
       soll da eigentlich noch schiefgehen?
       
       Doch weil Merz nun einmal Merz ist, gibt es da einiges. Da ist zum Beispiel
       die fehlende Impulskontrolle des CDU-Chefs, die wenig vertrauenserweckend
       wirkt, egal ob er arabische Jungs pauschal „kleine Paschas“ nennt oder
       eigene Führungsfiguren wie zuletzt Berlins Regierenden Bürgermeister Kai
       Wegner öffentlich runtermacht, wenn sie etwas sagen, was ihm nicht gefällt.
       
       Oder wenn er über eine gewonnene Klage in Karlsruhe jubelt, die die
       Zukunftsfähigkeit Deutschlands infrage stellen könnte. Dass er den Kanzler
       gerade „Klempner der Macht“ titulierte und dies durchaus abfällig meinte,
       offenbart zudem Merz’ Arroganz. Blöd nur, dass Handwerker*innen und
       Mittelstand doch eigentlich zur Kernklientel der Union gehören.
       
       Womit wir bei strategischer Dummheit wären. Nach der letzten Bundestagswahl
       hatte die Parteizentrale analysiert, dass eines der zentralen Probleme war,
       dass die CDU als Partei der sozialen Kälte wahrgenommen wurde. Und was
       macht Merz? Der Mann also, der sich als Millionär zur Mittelschicht zählt,
       mit seinem Privatflieger nach Sylt jettet und ohnehin in dem Ruf steht,
       dass es ihm an Empathie für sozial schlechter gestellte Menschen mangele?
       [2][Er fordert angesichts der dramatischen Haushaltslage, die Erhöhung des
       Bürgergelds zurückzunehmen] und die Kindergrundsicherung gleich ganz zu
       streichen. Die Message: Er will bei den Ärmsten sparen – soziale Kälte pur.
       Es kann also doch noch einiges schiefgehen. Eben weil Merz Merz ist.
       
       5 Dec 2023
       
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 (DIR) [1] /Rolle-der-Union-in-der-Haushaltskrise/!5977227
 (DIR) [2] https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/bericht-aus-berlin-esken-merz-100.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sabine am Orde
       
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