# taz.de -- Grenzregion zwischen Polen und Belarus: Zynischer Machtpoker
       
       > Der Streit zwischen Polen und Belarus fordert erste Tote. Die EU darf dem
       > grausamen Spiel nicht tatenlos zusehen, wenn sie neue Opfer verhindern
       > will.
       
 (IMG) Bild: Warschau, 20. September: Kerzen für die an der Grenze tot aufgefundenen Geflüchteten
       
       Wenn es noch eines Beweises für den zynischen Machtpoker auf dem Rücken
       Wehrloser bedurft hätte, so ist er jetzt auf schreckliche Weise erbracht:
       [1][Vier Menschen] haben den Versuch, über die belarussisch-polnische
       Grenze nach Europa zu gelangen, mit ihrem Leben bezahlt. Dieses menschliche
       Drama spielt sich quasi in einer Blackbox und jenseits öffentlicher
       Aufmerksamkeit ab.
       
       Nicht zufällig hat Polens nationalpopulistische PiS-Regierung über die
       Grenzregion den [2][Ausnahmezustand] auch deshalb verhängt, um
       Journalist*innen ihre Arbeit unmöglich zu machen. Dass sich Warschaus
       „christliche Nächstenliebe“ in der Flüchtlingsfrage „in Grenzen“ halten
       würde, war nicht anders zu erwarten. Schon in der Vergangenheit hat Polen
       im Gleichschritt mit Ungarn alles erfolgreich dafür getan, sich lästige
       Geflüchtete vom Leib zu halten.
       
       Auch jetzt ist die Antwort eindeutig: Abschottung in Form von noch mehr
       Stacheldraht und Soldaten, um das Bollwerk Europa gegen unerwünschte
       „Eindringlinge“ abzuriegeln. Ja, nicht einmal Hilfsorganisationen werden
       vorgelassen, um die im Niemandsland Gestrandeten mit dem Nötigsten zu
       versorgen. Dabei spielt es offensichtlich keine Rolle, dass internationale
       Abkommen, wie die [3][Genfer Flüchtlingskonvention], auf der Strecke
       bleiben und billigend in Kauf genommen wird, Hilfesuchende elend verrecken
       zu lassen.
       
       Die EU macht sich derweil als teilnehmende Beobachterin eher einen
       schlanken Fuß. Sie arbeitet sich – zu Recht – vor allem an dem
       belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko ab, der bei seinem
       Rachefeldzug gegen Brüssel Geflüchtete als politische Waffe einsetzt und
       von seinem schändlichen Treiben nicht ablassen wird.
       
       Die Anzahl Geflüchteter, die schon schon jetzt zu Dutzenden unter
       unmenschlichen Bedingungen an der Grenze ausharren müssen, wird weiter
       ansteigen. Genau aus diesem Grund werden kritische Worte und
       Lippenbekenntnisse nicht reichen. Vielmehr muss Brüssels Maxime lauten:
       Aufnahme jetzt! Sonst werden die vier Toten nicht die letzten Opfer gewesen
       sein.
       
       21 Sep 2021
       
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 (DIR) Barbara Oertel
       
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