# taz.de -- Feministische Strategie in der Politik: Akteur*innen vor Ort fördern!
       
       > Feministische Ansätze der Außen-und Entwicklungspolitik sind notwendig.
       > Schönen Worten müssen aber konkrete Hilfen für Feministinnen weltweit
       > folgen.
       
 (IMG) Bild: Wird sie einmal studieren können? Mädchen in einer Schule in Kabul
       
       Außenpolitik ist traditionell ein [1][männerdominiertes Feld],
       Entwicklungspolitik geprägt von ungleichen Machtstrukturen. Gerade Letztere
       ist lange geprägt von der Idee westlicher Überlegenheit, weiß dominierten
       Strukturen, die Entwicklung und Sicherheit für andere definieren. Umso
       eindrücklicher ist es, dass die Ministerinnen Annalena Baerbock und
       Svenja Schulze gemeinsam feministische Strategien vorlegen und damit den
       kolonialen historischen Kontext ihrer Ministerien anerkennen. Vor allem ist
       anzuerkennen, dass sie den Blick nach innen wenden wollen. Jetzt müssen den
       schönen Worten strukturelle Veränderungen folgen, auch im jeweils eigenen
       Haus.
       
       Eine feministische Außen- und Entwicklungspolitik muss vor allem von den
       Expert*innen vor Ort bestimmt werden – nicht den gut etablierten
       Programmdirektoren renommierter Organisationen, sondern den feministischen
       Vorreiter*innen und Aktivist*innen, die bereits für Veränderungen vor
       Ort sorgen.
       
       Doch das Problem: Feministische Organisationen erhalten etwa [2][1 Prozent
       der bilateralen Entwicklungshilfe] von OECD-Staaten (690 Millionen von 53
       Milliarden US Dollar in den Jahren 2018/19). Die Finanzierung ist derzeit
       meistens projektbezogen und kurzfristig, weil so die Zielvorgaben leichter
       zu überprüfen sind. [3][Internationale Frauenbewegungen] fordern schon
       lange vertrauensbasierte, flexible und mehrjährige Finanzierungen für
       Basisorganisationen sowie feministische Stiftungen aus dem Globalen Süden.
       
       Denn sie benötigen vor allem strukturelle Förderungen: Geld, das sie in
       Miete oder Gehälter investieren können, oder flexible Finanzierungsfonds,
       mit denen sie schnell auf veränderte Sicherheitslagen reagieren können. Das
       ist besonders in Konfliktregionen wichtig, die viele Geberorganisationen
       scheuen. Es sind häufig Frauen, die auf akute Krisen reagieren, zentral
       sind in der Ernährungssicherheit oder dem Wiederaufbau – doch noch viel zu
       selten gefördert oder gehört werden.
       
       Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Ministerinnen betonen, dass sie sich
       bemühen werden, marginalisierte Gruppen, Frauen, Indigene oder
       LGBTQI+-Organisationen im Globalen Süden besser in politische und
       wirtschaftliche Entscheidungsprozesse einzubinden. Das ist Voraussetzung
       für eine langfristige strukturelle Veränderung von globaler Politik. Wie
       schwierig sich diese Vorsätze in der Realität gestalten, zeigt etwa die
       Frustration von iranischen Feminist*innen, die zwar immerhin zur Münchner
       Sicherheitskonferenz eingeladen wurden, aber [4][konkrete Hilfestellung aus
       Deutschland vermissten], etwa Sanktionen oder Asyl.
       
       28 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://academic.oup.com/fpa/article/13/3/521/2625550?login=false
 (DIR) [2] https://www.oecd.org/development/gender-development/Development-finance-for-gender-equality-2021.pdf
 (DIR) [3] https://www.bridgespan.org/bridgespan/Images/articles/philanthropy-and-feminist-movements/full-report-philanthropy-and-feminist-movements.pdf
 (DIR) [4] /Iran-bei-der-Muenchner-Sicherheitskonferenz/!5914076
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Leila van Rinsum
       
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