# taz.de -- Prozess gegen Lina E.: Hieß Antifa für sie Angriff?
       
       > Der Leipziger Autonomen Lina E. und drei Mitangeklagten werden Angriffe
       > auf Neonazis vorgeworfen, nun soll das Urteil fallen. Es drohen harte
       > Strafen.
       
 (IMG) Bild: Lina E. vor Prozessbeginn am Oberlandesgericht Dresden am 08. September 2021
       
       Am vergangenen Mittwoch ergreift Lina E. doch noch einmal das Wort. Fast
       den gesamten Prozess hatte die 28-jährige Studentin geschwiegen. Nun fragt
       Richter Hans Schlüter-Staats reihum, ob sie oder ihre drei Mitangeklagten
       zum Prozessende noch letzte Worte sprechen wollen. Alle verneinen – außer
       Lina E.
       
       „Ich werde nichts zu den Vorwürfen sagen“, beginnt die Frau mit dem Dutt
       und dem grauen Pullover. Aber sie wolle sich bedanken. Bei ihren Eltern,
       ihren „starken Omis“, ihren Anwälten und ihren Freunden, die ihr in der
       Haft schrieben, sie besuchten, „unermüdlich“ den Prozess begleiteten.
       
       Sie liest die Worte aus einem blauen Hefter ab, ihre Stimme stockt. „Mein
       letztes Wort in diesem Prozess soll ‚Danke‘ sein.“ Dann schweigt Lina E.
       wieder. Und unter den Zuhörenden im Saal bricht Applaus aus. Der Richter
       kann ihn nur mühsam beenden.
       
       Einmal noch wird Lina E. nun das Hochsicherheitsgebäude des
       Oberlandesgerichts Dresden betreten, hinter Sicherheitsglas, begleitet von
       Justizwachleuten – am kommenden Mittwoch. So wie 98 Prozesstage zuvor. Und
       wieder werden im Publikum ihre Mutter und Unterstützer:innen sitzen.
       Und diesmal dürfte es noch lauter werden. Dann, wenn das Gericht sein
       Urteil gegen sie und die anderen drei sprechen wird. Es wird wohl keine
       Freisprüche geben.
       
       Seit September 2021 wird in Dresden gegen Lina E. und die drei
       Mitangeklagten verhandelt – drei junge Autonome aus Berlin und Leipzig,
       Jannis R., Lennart A. und Philipp M., alle drei bisher auf freiem Fuß. Die
       Bundesanwaltschaft wirft ihnen die Bildung einer kriminellen Vereinigung
       und sechs schwere Angriffe auf Rechtsextreme auf, verübt zwischen 2018 und
       2020 in Leipzig, Wurzen und Eisenach.
       
       Lina E. sei die „Rädelsführerin“ gewesen. Schon vor zweieinhalb Jahren
       wurde sie in ihrer Wohnung in Leipzig-Connewitz verhaftet, sitzt seitdem in
       der JVA Chemnitz in U-Haft – wo auch die NSU-Terroristin Beate Zschäpe
       einsitzt.
       
       Es gibt derzeit keinen anderen Prozess in Deutschland, der politisch so
       aufgeladen ist. Es sind die schwersten Vorwürfe gegen die linksradikale
       Szene seit Jahren. Lina E. und die drei Mitangeklagten schweigen dazu bis
       heute. [1][Die Bundesanwaltschaft wirft dem Quartett „potenziell
       lebensgefährliche Gewalt“ vor, fordert bis zu acht Jahre Haft.] Die
       Verteidiger sehen dagegen eine „politische Justiz“ und einen „unbedingten
       Verfolgungseifer“, sie wollen weitgehend Freisprüche.
       
       Und die linksradikale Szene ruft für den Samstag nach der Urteilsverkündung
       zu einem „Tag X“ und einer Großdemonstration nach Leipzig und in andere
       Städte, um ihre Wut über die erwarteten Haftstrafen auf die Straßen zu
       tragen. Für sie ist Lina E. längst eine Symbolfigur, der Slogan „Free Lina“
       omnipräsent.
       
       Die Staatsmacht lässt keinen Zweifel daran, wie ernst sie dieses Verfahren
       nimmt. Bereits Ende 2019 gründete das sächsische LKA eine „Soko LinX“, um
       nach Angriffen und Brandanschlägen der autonomen Szene endlich Täter zu
       ermitteln. Die Verhaftung von Lina E. ein Jahr später war ihr größter
       Erfolg, den Fall übernahm die Bundesanwaltschaft. [2][Mit einem Helikopter
       wurde die Studentin zum Haftrichter nach Karlsruhe geflogen.] Es folgten
       weitere Durchsuchungen, inzwischen rechnet die Bundesanwaltschaft rund 15
       Beschuldigte der Gruppe um Lina E. zu.
       
       In Dresden wird wie in einem Terrorprozess verhandelt: mit Polizeischutz,
       peniblen Besucherkontrollen, Hubschrauber über dem Gebäude, maskierten
       Polizeizeugen. Die Richter und die Oberstaatsanwältin sollen unter
       Polizeischutz stehen. Von einem „polizeilichen Popanz“ spricht die
       Verteidigung.
       
       Im Saal wurde nun seit anderthalb Jahren über Indizien gerungen – die
       attackierten Rechtsextremen und Zeugen konnten bis zum Schluss die
       vermummten Angreifer nicht identifizieren. Aber Lina E. war im Dezember
       2019 nach einem Angriff auf den rechtsextremen Kampfsportler und
       Kneipenwirt Leon R. in Eisenach in einem Fluchtauto gefasst worden,
       zusammen mit Lennart A. Es war der VW Golf ihrer Mutter, die Kennzeichen
       lagen noch auf der Rückbank. Ein zweites Fluchtauto wurde später in Hessen
       gestoppt.
       
       Zuvor schon war in Leipzig der frühere NPD-Mann Enrico B. niedergeschlagen
       worden, ebenso wie der Kanalarbeiter Tobias N., der eine rechtsextreme
       Mütze trug. In Wurzen traf es den Rechtsextremen Cedric S. und später eine
       sechsköpfige Neonazigruppe, die von einem Aufmarsch in Dresden
       zurückkehrte. In Eisenach wurde gleich zweimal der Szenekader Leon R.
       attackiert. Nur einen Tag vor dem zweiten Angriff war Lina E. in einem
       Baumarkt erwischt worden, wie sie zwei Hämmer klaute. Die Rechtsextremen
       wurden teils mit Hämmern und Schlagstöcken angegriffen, erlitten
       Platzwunden und Knochenbrüche. Tobias N. musste eine Metallplatte ins
       Gesicht eingesetzt werden.
       
       Oberstaatsanwältin Alexandra Geilhorn sprach im Prozess von „massiver
       Gewalt“ und einem „außergewöhnlichen Maß an krimineller Energie“. Lina E.
       sei mit ihrem seit drei Jahren untergetauchten Verlobten Johann G. die
       „treibende Kraft“ der Gruppe gewesen, bei jeder Tat dabei. Sie habe Opfer
       mit ausgewählt, Fluchtautos gestellt, Kommandos gegeben. Auch die drei
       Mitangeklagten hätten sich an einzelnen Übergriffen und der kriminellen
       Vereinigung beteiligt.
       
       Es sind Vorwürfe, die Lina E. und den Mitangeklagten die härtesten Strafen
       seit Jahren gegen Linksradikale einbringen könnten. 2009 war die
       [3][„militante gruppe“ (mg) für Brandanschläge zu dreieinhalb Jahren Haft
       verurteilt worden]. Nun sollen es nach Willen der Bundesanwaltschaft weit
       mehr werden.
       
       Lina E. verfolgte den Prozess gelassen, zumindest äußerlich. Auch am
       vergangenen Mittwoch kommt sie morgens lächelnd in den Saal, winkt ihrer
       Mutter zu, verteilt Luftküsse. Die Unterstützer:innen im Saal
       begrüßten sie schon zu Prozessbeginn mit stehendem Applaus, bis heute
       erheben sie sich, wenn sie den Raum betritt, klopfen anerkennend auf
       Stühle, wenn die Verteidiger:innen die Anklage oder das Gericht
       kritisieren – bis Richter Schlüter-Staats sie zur Ruhe ruft. Während der
       Verhandlung hört Lina E. aufmerksam zu, ab und an macht sie sich mit
       Bleistift Notizen.
       
       Nur einmal hatte sich Lina E. zuvor zu Wort gemeldet. Im Oktober 2022,
       Prozesstag 72, schilderte sie ihren Lebenslauf. Ihre Jugend in Kassel, die
       Mutter Erzieherin, der Vater Oberstudienrat. Ihr Wunsch, Sozialpädagogin zu
       werden, ihre Arbeit mit beeinträchtigten Kindern, das Studium der
       Erziehungswissenschaften in Halle. Ihre Bachelorarbeit schrieb sie zum
       Umgang mit Rechtsextremen in der Jugendarbeit, am Beispiel des NSU in
       Jena-Winzerla. Über ein Buch zum NSU sei sie auf das Thema „akzeptierende
       Jugendarbeit“ gestoßen, erklärte Lina E. den Richtern.
       
       Was sie nicht sagte: Dass der NSU 2006 auch in ihrer Heimatstadt Kassel
       mordete, ein Verfassungsschützer war mit am Tatort. Fünf Jahre später flog
       die Terrorserie auf. Sie soll Lina E. laut Bekannten politisiert haben.
       
       Bisher hat sie keine Vorstrafen. In der Haft arbeite sie nun als
       Tischlerin, erzählte Lina E. den Richtern. Ihr Anwalt ergänzte später, wie
       sie dort mit einer Rheumaerkrankung kämpfe. Vom Bild der militanten
       Autonomen war in diesem Moment nichts zu erkennen.
       
       Oberstaatsanwältin Alexandra Geilhorn aber verwies im Prozess auf die
       Festnahme von Lina E. nach dem Eisenacher Überfall – und auf ihr
       konspiratives Verhalten. In ihrer Wohnung fanden Ermittler einen
       gefälschten Ausweis, Perücken und elf Handys, die meisten davon in einem
       Stoffbeutel an der Wohnzimmertür. In einer Box auf einem Leipziger
       Dachboden, den Ermittler für das Depot der Gruppe halten, entdeckten sie
       Hämmer, Schlagstöcke und weitere Handys – und DNA-Spuren von Lina E. und
       anderen Beschuldigten.
       
       Immer wieder verwies die Oberstaatsanwältin auf Lina E.s Partner Johann G.,
       von dem sich am Eisenacher Tatort Blutspritzer fanden und der auch bei
       anderen Taten dabei gewesen sein soll. Die Verteidiger wiesen brüsk zurück,
       dass dann immer auch Lina E. dabei gewesen sei. Das sei eine haltlose
       „Bonnie-&-Clyde-Logik“.
       
       Zwar wollen einige Zeugen unter den vermummten Angreifern eine Frau
       ausgemacht haben. Lina E. identifizieren konnte aber niemand. Der
       Eisenacher Leon R. meinte, sie nachträglich an der Stimme erkannt zu haben.
       Aber auch das blieb fraglich. So blieben die zentralen Fragen: Sitzen hier
       die Richtigen auf der Anklagebank? Waren sie an allen Taten beteiligt? Gab
       es tatsächlich eine feste Gruppe?
       
       Gerade die Aussagen Leon R.s sind mit Vorsicht zu genießen: Im April 2022
       wurde er selbst mit drei Gesinnungskameraden festgenommen, ebenfalls im
       Auftrag der Bundesanwaltschaft. Der Vorwurf auch hier: Bildung einer
       kriminellen Vereinigung. [4][Leon R.s Eisenacher Kampfsporttruppe
       „Knockout51“ verübte in der Region schon seit Jahren Gewalttaten, wollte
       einen „Nazikiez“ errichten.] Vermeintlich Linke und Polizisten wurden
       attackiert, nach den Angriffen auf sich soll Leon R. auch die Tötung von
       Linksextremen als Ziel ausgegeben haben. Als ein Eisenacher Zeuge über
       Knockout51 im Lina-E.-Prozess aussagte, wurde ihm später von Leon R.s
       Bekanntem die Nase gebrochen.
       
       Auch ein zweiter angegriffener Rechtsextremer – der Leipziger Enrico B. –
       wurde zwischenzeitlich von der Bundesanwaltschaft festgenommen, auch hier
       unter dem Verdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Der Leipziger
       Cedric S. wiederum hatte sich 2016 an einem Überfall von 250 Rechtsextremen
       auf den Leipziger Alternativstadtteil Connewitz beteiligt.
       
       Wiederholt beklagten die Verteidiger im Prozess, dass die
       Bundesanwaltschaft diese rechtsextreme Gewalt ausblende. „Der
       gesellschaftliche Kontext wird von der Bundesanwaltschaft vollständig
       negiert“, schimpfte Lina E.s Verteidiger Ulrich von Klinggräff. Das
       antifaschistische Motiv könne man daher ja auch strafmildernd sehen.
       
       Stattdessen habe die Bundesanwaltschaft mit „unfassbarer Einseitigkeit“
       ermittelt und nur Belastendes zusammengetragen, so von Klinggräff. „Im
       Zweifel gegen die Anklagten.“ Die geforderten Haftstrafen seien „maßlos“.
       Das harte Vorgehen gegen Lina E. stehe in Kontrast mit milden Urteilen
       gegen Rechtsextreme. Das stimmt in vielen Fällen – allerdings wurde im
       gleichen Gerichtssaal auch die rechtsextreme Gruppe „Freital“ als
       Terrorgruppe zu Haftstrafen bis zu zehn Jahren verurteilt.
       
       Monatelang rang der Prozess mit Indizien. Über eine DNA-Spur auf einer
       Plastiktüte, die in Teilen zu Lina E. passt und sich am Tatort beim
       einstigen NPD-Mann Enrico B. fand. Sachverständige waren sich über die
       Aussagekraft uneins, die Bundesanwaltschaft hält sie für verwertbar, die
       Verteidigung nicht.
       
       Oder über Fotos vom Fußballplatz von Cedric S., die auf einer Kamera von
       Lina E. gefunden wurden. Unklar, so die Verteidigung, ob diese wirklich
       die 28-Jährige gemacht hatte. Über Videoaufnahmen aus einer Regionalbahn
       vor dem Angriff auf die Neonazis in Wurzen, die Lina E. zeigen sollen. Aber
       beweisen sie auch eine Ausspähung? Über ein abgehörtes Gespräch, in dem
       Johann G. über den Angriff auf den Kanalarbeiter Tobias N. sagt, „das waren
       wir“. Auch das halten die Verteidiger für mehrdeutig: Das „Wir“ könne etwa
       auch „die Connewitzer“ bedeuten.
       
       Zudem konnten zwei Mitangeklagte Alibis präsentieren. Mittels Handydaten
       konnte Jannis R. nachweisen, dass er beim ersten Eisenacher Angriff in
       Leipzig war. Philipp M. konnte auf gleichem Weg nachweisen, dass er sich
       damals in einer Berliner Kneipe befand. Seine Verteidiger warfen der
       Bundesanwaltschaft vor, das gewusst und in der Anklage bewusst vorenthalten
       zu haben. Diese Alibis gestand die Bundesanwaltschaft ein – sonst aber
       blieb sie bei ihrer Anklage, forderte auch für die Mitangeklagten bis zu
       knapp vier Jahre Haft.
       
       Oberstaatsanwältin Geilhorn räumte ein, dass es „keine Smoking Gun“ gebe,
       keinen eindeutigen Beweis. Zusammengenommen würden alle Indizien aber das
       Bild der kriminellen Vereinigung bestätigen und Lina E. und die anderen
       überführen. Sie berief sich auch auf einen Kronzeugen: Johannes D.
       
       [5][Der 30-Jährige gehörte zur weiteren Gruppe um Lina E, bis ihn die Szene
       im Herbst 2021 als „Vergewaltiger“ öffentlich verstieß und er sein
       Schweigen brach.] Im Juli 2022 saß Johannes D. dann im Gerichtssaal,
       großgewachsen, im blauen Hemd, streng abgeschirmt von sechs
       Personenschützern. Zuvor hatte er elf Tage lang beim sächsischen LKA
       ausgesagt – ein Jackpot für die Behörden. Nun belastete er auch vor Gericht
       Lina E. und ihren Partner Johann G. Diese hätten die Gruppe
       zusammengehalten, Trainings und Leute für Angriffe organisiert. Aus einem
       „flexiblen Geflecht“ von Autonomen aus mehreren Städten sei dafür
       rekrutiert worden, immer wieder nannte D. Namen. Ziel sei es gewesen, die
       Neonazis „psychisch zu brechen“. Er selbst räumte ein, beim zweiten
       Angriff in Eisenach dabei gewesen zu sein, als Späher. Nur: Den
       eigentlichen Angriff bekam er nicht mit – und auch keine andere der
       angeklagten Taten.
       
       Die Verteidiger warfen dem Kronzeugen deshalb reine Spekulationen vor. Eine
       Frau im Publikum rief ihm zu: „Du hast uns alle verraten! Du wirst einsam
       sterben, Johannes!“ Lina E. und die Mitangeklagten verfolgten D.s Aussagen
       kommentarlos, zunächst. Dann wollte ein Mitangeklagter zu einer gemeinsamen
       Erklärung ansetzen, wurde aber von Richter Schlüter-Staats unterbrochen –
       er dulde keine politischen Erklärungen. Der Text wurde daraufhin im
       Internet veröffentlicht. Zu Johannes D. gebe es „viel zu sagen“, heißt es
       darin. Man wolle aber lieber „über die gesellschaftliche Realität rechter
       Gewalt sprechen, die antifaschistisches Engagement notwendig macht“.
       Rechter Terror, AfD-Wahlerfolge, rechtsoffene Coronaproteste,
       Neonazi-Übergriffe, „nicht zuletzt in Eisenach“. Dagegen hätten „alle
       Formen antifaschistischer Arbeit ihre Berechtigung“.
       
       Zu möglichen Mittätern schweigen die Angeklagten bis heute. Die Angriffe
       aber gingen auch nach der Festnahme von Lina E. weiter. Im März 2021
       überfielen im sächsischen Eilenburg Vermummte mit Polizeiwesten den Chef
       der NPD-Jugend. Zwei Monate später verprügelten ebenfalls als Polizisten
       Verkleidete in Erfurt einen Rechtsextremen in seiner Wohnung. Im Januar
       diesen Jahres folgte in der Stadt ein weiterer Überfall auf zwei
       Rechtsextreme, einer erlitt einen Schädelbruch. Zuletzt wurden im Februar
       Rechtsextreme in Budapest mutmaßlich von deutschen Autonomen verprügelt.
       Die ungarische Polizei machte unter den Verdächtigen mindestens drei aus
       der Gruppe um Lina E. aus: Den Berliner Tobias E., der festgenommen wurde,
       und zwei flüchtige Leipziger: Paul M. und Johann G., der Verlobte von Lina
       E.
       
       Zuletzt leitete die Bundesanwaltschaft Verfahren gegen fünf weitere
       Beschuldigte der Gruppe um Lina E. ein. Bereits im Herbst 2022 hatte die
       Staatsanwaltschaft Gera vier Männer wegen des zweiten Angriffs in Eisenach
       angeklagt, darunter den Kronzeugen Johannes D. Er ist inzwischen
       verurteilt, zu einer milden Bewährungsstrafe.
       
       Die autonome Szene wird nun mit Durchsuchungen, Observationen und
       Abhörmaßnahmen überzogen. Man müsse eingestehen, dass „die staatlichen
       Angriffe uns krass zu schaffen machen“, erklärte zuletzt die Leipziger
       Gruppe „kappa“. Diskutiert werden müsse die „Sinnhaftigkeit mancher
       militanter Praxis“.
       
       Vor dem Urteil gegen Lina E. will die Szene aber Stärke demonstrieren. Am
       kommenden Mittwoch will sie vor dem Gericht demonstrieren, abends auch in
       Dresden. Für Samstag ist eine Großdemonstration in Leipzig geplant. Man
       wolle zeigen, „wie wütend wir sein können, wenn unsere Genoss*innen in
       den Knast gesteckt werden“, heißt es in einem Aufruf. In einem anderen ist
       die Rede von einer Million Euro Sachschaden „für jedes Jahr Knast“. Die
       Polizei bereitet sich auf einen Großeinsatz vor.
       
       Dass es am Mittwoch zu Freisprüchen kommt, ist kaum zu erwarten. Dagegen
       spricht schon, dass das Gericht auch nach zweieinhalb Jahren den Haftbefehl
       gegen Lina E. aufrecht erhält. Selbst die Verteidigung räumte für den
       Angriff auf Leon R. in Eisenach, nach dem Lina E. gefasst wurde, eine
       Körperverletzung ein – wenn auch nur eine versuchte, da die Leipzigerin den
       Angriff abgebrochen habe.
       
       Die Bundesanwaltschaft hält Lina E. weiter für gefährlich. Sie habe ein
       „beachtliches Maß an Abgebrühtheit“ bewiesen, sich nicht von ihrer
       Ideologie distanziert, werde in der Szene gefeiert und könnte ihrem
       abgetauchten Partner Johann G. in den Untergrund folgen, warnte
       Oberstaatsanwältin Geilhorn. Die Verteidigung wies das als „absurd“ zurück.
       Lina E. selbst hatte bei ihrer Aussage im Oktober erklärt, sie wolle nach
       der Haft einfach nur ihr Studium abschließen und dann im sozialen Bereich
       arbeiten – oder ihre in der JVA begonnene Tischlerinausbildung fortsetzen.
       
       28 May 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Prozess-gegen-Linksextreme/!5923100
 (DIR) [2] https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/festnahme-25-jahre-alte-studentin-soll-linksextremistische-gruppe-anfuehren-17040080.html
 (DIR) [3] /Die-Geschichte-der-mg/!5154191
 (DIR) [4] /Anklage-gegen-Neonazis/!5931893
 (DIR) [5] /Autonome-Gruppe-um-Lina-E/!5918374
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Konrad Litschko
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Leipzig-Connewitz
 (DIR) Lesestück Recherche und Reportage
 (DIR) IG
 (DIR) Rechtsextremismus
 (DIR) GNS
 (DIR) Lina E.
 (DIR) Linksextremismus
 (DIR) Radikale Linke
 (DIR) Schwerpunkt Antifa
 (DIR) Linksextremismus
 (DIR) Lina E.
 (DIR) Linksextremismus
 (DIR) Linksextremismus
 (DIR) Polizei
 (DIR) Lina E.
 (DIR) Lina E.
 (DIR) GNS
 (DIR) Linksextremismus
 (DIR) Leipzig-Connewitz
 (DIR) Lina E.
 (DIR) Lina E.
 (DIR) Lina E.
 (DIR) Lina E.
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) BKA fahndet nach abgetauchtem Autonomen: Suche nach tätowierten Händen
       
       Der Autonome Johann G. soll mit der Leipzigerin Lina E. Neonazis überfallen
       haben. Nun sucht ihn das BKA mit einer Öffentlichkeitsfahndung.
       
 (DIR) Leipzig nach dem „Tag-X“: Nächste Lina-E.-Demo verboten
       
       Leipzig verbietet eine für Sonntagabend geplante Demonstration, die sich
       gegen Polizeigewalt richten sollte. Grund seien die Erfahrungen vom Vortag.
       
 (DIR) Leipzig nach dem „Tag-X“: Noch am frühen Morgen im Kessel
       
       Die Proteste gegen das Lina-E.-Urteil haben die Nacht über angedauert. Die
       Polizei kesselte 500 Menschen ein, fünf sind wegen Landfriedensbruch in
       Haft.
       
 (DIR) „Tag-X“-Demonstration in Leipzig: Am Ende bleibt nur ein Kessel
       
       In Leipzig protestieren Autonome trotz Verbots gegen das Lina-E.-Urteil.
       Die Polizei verhindert eine Demo. Grüne, Linke und Jusos kritisieren dieses
       Vorgehen.
       
 (DIR) „Tag-X“-Demonstration in Leipzig: Eilantrag gegen Demoverbot gescheitert
       
       Am Vorabend zur „Tag-X“-Demo kam es im Leipziger Süden zu Ausschreitungen.
       Nun ist ein Eilantrag beim Bundesverfassungsgericht gegen das Verbot
       gescheitert.
       
 (DIR) Antifaschistische Aktionen: Keine Gewalt!
       
       Die Lust, Nazis zu verprügeln, ist das eine. Doch die Taten der Gruppe um
       Lina E. sind indiskutabel. Menschenrechte gelten nun einmal für alle.
       
 (DIR) Proteste gegen Verurteilung von Lina E.: Zusammenstöße in Leipzig
       
       Nach dem Urteil gegen Lina E. und drei Mitangeklagte gehen Linke in vielen
       Städten auf die Straße. Vor allem in Leipzig sind die Proteste eskaliert.
       
 (DIR) Urteile im Linksextremismus-Prozess: Lina E. wieder frei – vorerst
       
       Der Prozess gegen Antifa-Mitglieder endet mit harten Urteilen gegen
       Linksradikale. Die Hauptangeklagte kommt dennoch erstmal frei.
       
 (DIR) Urteil im Fall Lina E.: Weit ausgeholt
       
       Selbstjustiz ist nicht zu rechtfertigen. Und doch ist das Strafmaß von fünf
       Jahren und drei Monaten Gefängnis für die Linksextremistin Lina E. heftig.
       
 (DIR) Urteil gegen mutmaßliche Linksextreme: Mehr als 5 Jahre Haft für Lina E.
       
       Die Autonome Lina E. und weitere Mitangeklagte werden wegen Angriffen auf
       Neonazis zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Faeser warnt vor
       Radikalisierung.
       
 (DIR) Berliner Antifa-Szene im Fall Lina E.: Eingeschränkte Solidarität
       
       Im Lina-E.-Prozess fällt auch das Urteil gegen einen Berliner
       Antifa-Aktivisten. Die Szene aber ist weitgehend passiv, auch wegen des
       hohen Ermittlungsdrucks.
       
 (DIR) Prozess gegen Lina E.: Urteil verzögert sich
       
       Im Prozess gegen vier Linksradikale entbrennt erneut Streit über die
       Glaubwürdigkeit des Kronzeugen. Das Gericht unterbricht deshalb die
       Plädoyers.
       
 (DIR) Plädoyer im Prozess gegen Lina E.: Anklage gegen die Anklage
       
       Im Prozess gegen die Linke Lina E. wegen Angriffen auf Neonazis plädiert
       die Verteidigung – und übt scharfe Kritik an Bundesanwaltschaft und
       Richtern.
       
 (DIR) Prozess gegen Linksextreme: Anklage will Härte für Lina E.
       
       Im Prozess gegen Lina E. fordert die Bundesanwaltschaft acht Jahre Haft.
       Auch für die Mitangeklagten wollen die Ankläger Gefängnisstrafen.