# taz.de -- Bürgergeld für Ukrainer:innen: Sie kamen nicht des Geldes wegen
       
       > Ukrainer:innen haben sich Zufluchtsländer nicht nach Sozialleistungen
       > ausgesucht. Sie sollten jetzt nicht Opfer populistischer Manipulationen
       > werden.
       
 (IMG) Bild: Ein Hinweisschild am Kölner Hauptbahnhof zeigt Geflüchteten aus der Ukraine den Weg zur zentralen Anlaufstelle, 1.4.2022
       
       Der russische Einmarsch in die Ukraine zwang rund sechs Millionen
       Ukrainer:innen, in Europa Zuflucht zu suchen. Mehr als eine Million von
       ihnen landeten in Deutschland. Viele dachten, ihr Aufenthalt außerhalb der
       Ukraine sei vorübergehend. Doch je länger der Krieg dauert, desto mehr
       Geflüchtete integrieren sich und gewöhnen sich an ihren neuen Wohnort.
       Manche können auch gar nicht irgendwohin zurückkehren – ihre Städte sind
       zerstört oder von Russland besetzt.
       
       Am dritten Tag der russischen Großinvasion sah ich an der
       polnisch-ukrainischen Grenze lange Schlangen alter Leute und verängstigter
       Frauen mit Kindern. [1][Sie sahen nicht aus wie Menschen, die sich auf den
       Weg ins wohlhabende Europa machen, um Sozialleistungen zu erhalten.] Es ist
       absurd und zynisch, das heute zu behaupten. In dieser Panik haben die
       meisten ihre Zufluchtsländer nicht nach der [2][Höhe der Sozialleistungen]
       ausgesucht. Einige wurden von Hilfsbereiten direkt an der Grenze in der
       polnischen Stadt Przemyśl aufgenommen.
       
       Andere reisten dorthin, wo sie jemanden kannten, wieder andere landeten
       zufällig in einer Notunterkunft. Die ukrainischen Geflüchteten sind keine
       Migrant:innen auf der Suche nach wirtschaftlichen Vorteilen, sie sind
       Opfer der Aggression Russlands. Die ukrainischen Kriegsflüchtlinge haben es
       nicht verdient, zum Objekt populistischer Manipulationen zu werden, die auf
       die Wählerschaft in Deutschland abzielen.
       
       ## Großes Potential hinter viel Bürokratie
       
       Diese Energie sollte besser in die Entwicklung eines langfristigen und
       effektiven Plans investiert werden, um den Kriegsflüchtlingen Zugang zum
       Wohnungs- und Arbeitsmarkt und zu Bildung zu verschaffen. Denn unter den
       gegenwärtigen Bedingungen ist die Beschäftigung von 27 Prozent der
       ukrainischen Geflüchteten eher ein Erfolg als ein Misserfolg.
       
       Das Haupthindernis für eine Beschäftigung ist in den meisten Fällen nicht
       das [3][Bürgergeld, das für sie jetzt zur Disposition steht,] sondern es
       sind bürokratische Hindernisse auf dem Arbeitsmarkt. So dauert es Monate,
       bis Berufsabschlüsse anerkannt werden. Wer in der Ukraine Chirurgin war,
       will in Deutschland kaum als Krankenpflegerin arbeiten, eine
       Universitätsdozentin nicht als Kindergartenassistentin. Manchmal sind auch
       die geforderten [4][Sprachkenntnisse weitaus höher, als es für die Ausübung
       einer unqualifizierten Tätigkeit erforderlich] ist.
       
       Deutschland hat einen großen Bedarf an hoch qualifizierten Arbeitskräften –
       ukrainische Geflüchtete haben ein großes Potenzial, dieses Problem zu
       lösen. Voraussetzung dafür ist indes, dass die Regierung das akzeptiert und
       ihre Beschäftigung erleichtert. Das wird auch geschehen, wenn die Jobcenter
       aufhören, Architekt:innen Arbeitsplätze in Küchen und Lagerhallen
       anzubieten.
       
       21 Jun 2024
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anastasia Magasowa
       
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