# taz.de -- Absatz für E-Autos schwindet: Mercedes kämpft mit Transformation
       
       > Die deutschen Autobauer schwächeln und forcieren den Verkauf von
       > Werkstätten. Dagegen formieren sich Proteste.
       
 (IMG) Bild: Protest am 2. Juli: IG Metall wehrt sich gegen Stellenabbau bei Mercedes und Co
       
       BERLIN taz Deutschlands Autobauer kämpfen an mehreren Fronten mit der
       Bewältigung der Folgen der digitalen und ökologischen Transformation.
       25.000 Beschäftigte an Standorten in ganz Deutschland beteiligten sich am
       Dienstag an einem [1][Protesttag der IG Metall] gegen den Verkauf von 80
       Niederlassungen in Deutschland. 8.000 Mitarbeiter sind davon betroffen.
       
       Mercedes hatte bereits in den vergangenen Jahren seine eigenen
       Niederlassungen im Ausland verkauft und verfügt nun nur noch in Deutschland
       über Autohäuser und Werkstätten. „Der physische Handel ist und bleibt eine
       zentrale Säule für den Erfolg“, hieß es zwar in einer Konzernmitteilung.
       Aber klar ist, dass auch der Autoverkauf immer stärker online abgewickelt
       wird. [2][Mercedes schwächelt insgesamt spürbar], im ersten Quartal 2024
       brach der Gewinn um 30 Prozent ein.
       
       Die Anpassungsprobleme zeigen sich nicht nur bei der Digitalisierung,
       sondern auch bei der Antriebswende. Mercedes-Benz ist offenbar von dem Plan
       abgerückt, seine Luxuslimousine namens S-Klasse in Europa ab 2030 nur noch
       als Elektroauto anzubieten.
       
       Die Schwaben würden auch künftig zwei Versionen des Mercedes-Flaggschiffs
       entwickeln, schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf
       Vorstandschef Ola Källenius. Für Mercedes-Benz sei „das batterieelektrische
       Auto der Hauptweg“, aber „bis weit in die dreißiger Jahre“ werde der
       Konzern Verbrennungsmotoren bauen, so Källenius.
       
       ## Nachfrage nach E-Autos sinkt
       
       Das hat auch Folgen für die Investitionen im Konzern. Allein 2024 werde
       Mercedes in der Pkw-Sparte „14 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung
       und in unsere Werke mit den Schwerpunkten Digitalisierung, Elektromobilität
       und High-Tech-Verbrennertechnologie“ investieren, sagte Källenius. Mercedes
       wolle aber nach wie vor „bis zum Ende des nächsten Jahrzehnts bilanziell
       CO2-neutral werden“. Der Autobauer hatte zuvor lange erklärt, dass er sich
       darauf vorbereite, ab 2030 nur noch rein elektrische Modelle zu verkaufen.
       
       Wegen der schwächelnden Nachfrage nach Elektroautos stellt sich Mercedes
       nun aber auf einen späteren Abschied vom Verbrenner ein. Auch im Mai waren
       in Europa die Verkäufe von E-Autos um 12,5 Prozent zurückgegangen.
       Insgesamt sank die Zahl der Neuzulassungen gleichzeitig um 3 Prozent im
       Vergleich zum Vorjahresmonat.
       
       Eine Ursache dafür ist der Wegfall der deutschen E-Autoprämie Ende
       vergangenen Jahres. „Die aktuelle Debatte, auch auf EU-Ebene, über das
       Verbrenner-Aus im Jahr 2035 trägt zur Verunsicherung bei – obwohl die
       Branche angesichts des enormen Investitionsbedarfs heute mehr denn je
       Planungssicherheit bräuchte“, sagte Constantin Gall von der Beratungsfirma
       EY.
       
       ## Umdenken findet auch bei VW statt
       
       Auch [3][Volkswagen überdenkt offenbar seine Verbrenner-Strategie]. Im Werk
       in Zwickau, wo Elektroautos gebaut werden, fallen [4][laut der Chemnitzer
       Freien Presse] bis zu 1.000 befristete Jobs weg. Das Stocken der
       Antriebswende führt auch zur Umschichtung von Etatmitteln.
       
       Von den insgesamt 180 Milliarden Euro, die der Konzern bis 2028 für
       Forschung und Entwicklung vorsieht, sollen 60 Milliarden Euro aufgewendet
       werden, um „unsere Verbrennerautos wettbewerbsfähig zu halten“, sagte
       VW-Finanzchef Arno Antlitz laut dem [5][österreichischen Standard]. Die
       Doppelstrategie deute darauf hin, dass das VW-Management vom Ziel abgerückt
       sein dürfte, dass 2030 rund 80 Prozent der VW-Neuwagen Elektroautos sind.
       
       2 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Klimaaktivismus-gegen-Volkswagen/!6010628
 (DIR) [2] /DAX-Konzerne-schuetten-Gewinne-aus/!6001747
 (DIR) [3] /Autobauer-investiert-Milliarden/!6019900
 (DIR) [4] https://www.freiepresse.de/zwickau/zwickau/vw-sachsen-im-werk-in-zwickau-fallen-noch-einmal-gut-1000-jobs-weg-artikel13431194
 (DIR) [5] https://www.derstandard.de/story/3000000225600/daempfer-fuer-e-autos-volkswagen-investiert-60-milliarden-euro-in-verbrenner
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai Schöneberg
       
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