# taz.de -- Rechte Bedrohungen gegen Schulklasse: Rassismus vor Seenlandschaft
       
       > Rassistische Attacke: Im brandenburgischen Heidesee bedrohten Rechte eine
       > Berliner Schulklasse. Die reist daraufhin noch nachts unter Polizeischutz
       > ab.
       
 (IMG) Bild: Wäre ohne Rassismus ganz schön eigentlich: Brandenburg
       
       BERLIN taz | Alkoholisierte und teils vermummte Jugendliche und junge
       Erwachsene haben im brandenburgischen Heidesee offenbar eine Berliner
       Schulklasse rassistisch beleidigt, bedroht und belagert. Die 20
       Schüler*innen einer Kreuzberger Gemeinschaftsschule waren über das
       Wochenende für ein Mathe-Camp in eine Jugendfreizeiteinrichtung am
       Frauensee in der Nähe von Königs Wusterhausen gereist, um sich dort auf
       Abschlussprüfungen vorzubereiten. Die Schulklasse verließ schließlich unter
       Polizeischutz in der Nacht und den frühen Morgenstunden die Einrichtung –
       nachdem es offenbar zu rassistischen Anfeindungen und Drohungen vieler
       migrantisch gelesener Schüler*innen gekommen war.
       
       Die rechten Übergriffe gingen von einer Gruppe Jugendlicher und junger
       Erwachsener zwischen 17 und 19 Jahren [1][aus der Region] aus, die sich
       ebenfalls dort eingemietet hatten – für eine Geburtstagsfeier. Der
       Polizeiliche Staatsschutz ermittelt wegen [2][Volksverhetzung und
       Bedrohung]. Mehrere Streifenwagen sollen die Abreise der Berliner
       Schüler*innen zwischen 15 und 16 Jahren bewacht haben. Der Klassenlehrer
       hatte die Eltern über die Vorfälle alarmiert und soll angesichts der
       Bedrohungslage entschieden haben, sofort abzureisen.
       
       Die BZ, die mit dem [3][Vater eines der angegriffenen Kinder] sprach,
       zitiert diesen mit den Sätzen: „Die rechtsradikalen Jugendlichen hatten am
       Tag am See gefeiert und die Berliner Jugendlichen fremdenfeindlich
       bepöbelt.“ Dabei seien Sätze wie „Wir klatschen euch weg, ihr K*******!“
       gefallen sein. Nachts hätten die Rechten dann versucht, in die Unterkunft
       der Schüler einzudringen. Die Eltern hätten ihre Kinder noch in der Nacht
       abholen sollen. „Viele Kinder stehen unter Schock. Sie kannten diese
       Ausländerfeindlichkeit aus Berlin nicht“, so der Vater. Es werde nun
       überlegt, die Matheprüfung zu verschieben.
       
       Die [4][Polizei bestätigte zunächst per Meldung], dass Einsatzkräfte gegen
       0.30 Uhr in das Ferienlager am Frauensee gerufen worden seien, zuvor habe
       es eine „verbale Auseinandersetzung“ zwischen „Schülern einer Schulklasse
       und Gästen einer Geburtsfeier“ gegeben. Die Schüler seien „rassistisch
       beleidigt und bedroht worden“. Zu einer körperlichen Auseinandersetzung sei
       es nach ersten Erkenntnissen nicht gekommen. Zuständig ist die [5][Polizei
       Königs Wusterhausen].
       
       ## Vier oder fünf Personen „aktiv geworden“
       
       Ines Filohn, Sprecherin der Polizeidirektion Süd in Cottbus, sagte auf
       taz-Anfrage am Montag, dass die mutmaßlichen Übergriffe aus einer
       Personengruppe von 28 Personen einer Geburtstagsfeier erfolgt seien, deren
       Identitäten festgestellt worden seien. Nach ersten Erkenntnissen seien vier
       oder fünf Personen aus der Gruppe „aktiv geworden“, so Filohn.
       
       Ein [6][weiterer Polizeisprecher sagte], dass die Geburtstagsgäste
       alkoholisiert und teilweise vermummt gewesen seien. Sie hätten versucht, in
       das Objekt der Schulklasse zu gelangen, an Türen und Fenstern geklopft und
       Gewalt angedroht. Die Polizei sei von einem Schüler gerufen worden. Filohn
       sprach von einem „Drohszenario durch rassistische Beschimpfungen“ und
       „Sichaufbauen“ vor der Unterkunft der Schulklasse. Sie sprach auch von aufs
       Kopftuch bezogenen Beleidigungen gegen Schülerinnen sowie weiteren
       rassistischen Beschimpfungen wie „K*******“.
       
       Die Polizei habe nach ihrem Eintreffen mit drei Streifenwagen gegenüber den
       Geburtstagsgästen eine Gefährderansprache durchgeführt und anschließend die
       Abreise der Schüler*innen beschützt. Filohn sagte, die Polizei habe zwar
       nicht zur Abreise geraten, aber Verständnis für die Entscheidung – „weil
       man sich nach derartigen Anfeindungen vor Ort nicht wohlfühlt“, so die
       Polizeisprecherin.
       
       Die neue Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) sagte,
       man dürfe sich „mit solchen Übergriffen nicht abfinden“. Ein Krisen- und
       Interventionsteam sei umgehend zur psychologischen Aufarbeitung für Schüler
       und Eltern verständigt worden. Die [7][Geschäftsführerin der
       Jugendeinrichtung, Nora Runneck], verurteilte „jegliche Form von
       Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“. Man unterstütze die Ermittlungen und
       habe der Bucherin der Geburtstagsfeier Hausverbot erteilt. Auch der
       parteilose Bürgermeister von Heidesee, Björn Langner, zeigte sich bestürzt.
       
       Kürzlich sorgten rechtsextreme Zustände an einer Schule in Südbrandenburg
       für bundesweite Aufmerksamkeit, nachdem [8][Lehrer*innen per offenem
       Brief Alarm geschlagen hatten]: In Burg (Spreewald) dominiere eine rechte
       Gruppe von über zehn Schüler*innen und vielen Mitläufer*innen den
       Schulalltag: Es komme zu rechten Bedrohungen, Diskriminierungen,
       Hitlergrüßen, rechtsextremen Sprüchen und Hakenkreuz-Schmierereien. Ein
       Teil des Kollegiums schaue lieber weg, die Situation gleiche einem
       „Spießrutenlauf“ für sich zur Wehr setzende Lehrer*innen und nicht weiße
       oder linke Schüler*innen.
       
       Auch Schüler*innen bezeugten die [9][Zustände an der Schule]. Ebenso
       berichteten [10][weitere Schulen von ähnlichen Problemen]. Joschka
       Fröschner von der Beratungsstelle Opferperspektive für Betroffene rechter
       Gewalt in Brandenburg sagte der taz dazu: „Der rechte Mainstream an
       mehreren Schulen ist besorgniserregend und nicht zu akzeptieren.
       Geschehnisse wie in Burg lesen sich wie Strategien rechter Raumnahme und
       die Normalisierung von extrem rechter Ideologie.“ Fröschner fordert die
       Herstellung von Sicherheit für die Betroffenen im Alltag der Schulen und
       ein unmittelbares und kompromissloses Vorgehen gegen die Täter sowie die
       Stärkung der Sozialarbeit.
       
       8 May 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/05/brandenburg-heidesee-dahme-spreewald-schueler-rassistisch-beleidigt-ferienlager-staatsschutz-ermittelt.html
 (DIR) [2] https://www.rbb24.de/studiocottbus/index.htm/doc=!content!rbb!r24!panorama!beitrag!2023!05!brandenburg-heidesee-dahme-spreewald-schueler-rassistisch-beleidigt-ferienlager-staatsschutz-ermittelt.html
 (DIR) [3] https://www.bz-berlin.de/brandenburg/schueler-rassistisch-bedroht-ausflug-abgebrochen
 (DIR) [4] https://polizei.brandenburg.de/pressemeldung/ermittlungen-nach-auseinandersetzung-in-/3907036
 (DIR) [5] /Nach-Polizeieinsatz-in-Koenigs-Wusterhausen/!5926538
 (DIR) [6] https://www.rbb24.de/studiocottbus/index.htm/doc=!content!rbb!r24!panorama!beitrag!2023!05!brandenburg-heidesee-dahme-spreewald-schueler-rassistisch-beleidigt-ferienlager-staatsschutz-ermittelt.html
 (DIR) [7] https://frauensee.de/unser-kiez/news/artikel/news-offzielle-stellungnahme
 (DIR) [8] https://www.rbb24.de/studiocottbus/politik/2023/04/spree-neisse-schule-offener-brief-lehrer-rechte-schueler.html
 (DIR) [9] https://www.rbb24.de/studiocottbus/panorama/2023/04/spree-neisse-schule-rechtsextreme-brief-schueler-lehrer-verfassungsschutz.html
 (DIR) [10] https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/04/rechtsextremismus-schule-spree-neisse-polizei-ermittelt.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gareth Joswig
       
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