# taz.de -- Ampel legt Gesetzentwurf vor: Demokratiefördergesetz wird konkret
       
       > Es ist ein wichtiges Projekt der Ampel: Faeser und Paus legen einen
       > Gesetzentwurf fürs Demokratiefördergesetz vor. Verbände aber üben Kritik.
       
 (IMG) Bild: Innenministerin Nancy Faeser hatte das Demokratiefördergesetz schon lange versprochen
       
       BERLIN taz | Es ist ein [1][lange umkämpftes Projekt], nun steht es kurz
       vor der Realisierung: Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und
       Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) haben einen Entwurf für ein
       [2][Demokratiefördergesetz] vorgelegt. Damit sollen Projekte gegen
       Extremismus langfristig abgesichert werden. Bisher läuft die Finanzierung
       immer nur für wenige Jahre.
       
       Der Gesetzentwurf, der der taz vorliegt, enthält erstmals einen
       gesetzlichen Auftrag des Bundes zur Förderung von zivilgesellschaftlichem
       Engagement gegen Extremismus. Auf dieser Grundlage soll der Bund künftig
       Demokratieprojekte wie Aussteiger-, Aufklärungs- oder Empowerment-Programme
       langfristig finanzieren können.
       
       Bisher werden die Demokratieprojekte immer nur für eine Förderperiode
       finanziert, stehen dann vor dem Aus und müssen sich mit einem neuen Konzept
       bewerben. Der Gesetzentwurf betont nun aber, dass der Kampf gegen
       Extremismus „eine gesamtgesellschaftliche und dauerhafte Aufgabe von
       zentraler politischer Bedeutung“ sei. Insbesondere rechtsextremistische
       Straf- und Gewalttaten hätten „[3][immer weiter zugenommen]“. Das
       friedliche Zusammenleben im Land werde so „in besorgniserregender Art und
       Weise beschädigt“. Der Bund stehe hier in der Verantwortung, da die
       demokratiefeindlichen Phänomene „nicht lokal oder regional begrenzt“ seien,
       „so dass auch die Antwort darauf überregional sein muss“.
       
       ## 200 Millionen Euro für Demokratieförderung
       
       Mit dem neuen Gesetz sollen die Demokratieprojekte nun „verlässlich
       unterstützt“ werden und eine „nachhaltige Absicherung“ erhalten – mit einer
       „dringend notwendigen Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen“. Vom
       Bund gefördert würden künftig Projekte mit „überregionaler Bedeutung“. Auch
       werde der Bund eigene Maßnahmen durchführen. All dies soll eine
       „angemessene Finanzierung“ erhalten, die allerdings nicht genauer beziffert
       wird. Aktuell sind im Bundeshaushalt für das Jahr 2023 und die zuständigen
       Programme „[4][Demokratie leben]“ und „Menschen stärken Menschen“ insgesamt
       200 Millionen Euro eingeplant.
       
       Strittig war lange, ob es in dem Gesetz eine „Extremismusklausel“ geben
       soll. Hier heißt es nun, dass die Projektträger als Fördervoraussetzungen
       „die Ziele des Grundgesetzes achten und bei der Umsetzung der geförderten
       Maßnahmen eine entsprechende Arbeit gewährleisten“ müssten. Wie genau dies
       aber sichergestellt wird, bleibt vorerst offen.
       
       Das Ringen um ein Demokratiefördergesetz läuft schon seit Jahren. Der
       NSU-Untersuchungsausschuss im Bundestag forderte bereits 2013 ein solches
       Gesetz, zivilgesellschaftliche Initiativen schlossen sich dem an. Die Große
       Koalition wollte schließlich das Gesetz einführen – es [5][scheiterte
       letztlich an der Union]. Im Februar nun legten Faeser und die damalige
       Familienministerin Anne Spiegel (Grüne) [6][ein neues Konzept] dafür vor.
       
       Zuletzt sollten Initiativen und Forscher:innen ihre Ideen zu dem Gesetz
       einbringen. Nun liegt der Gesetzentwurf vor. Der muss allerdings in der
       Ampel noch final abgestimmt werden.
       
       Faeser hatte zuletzt bekräftigt, mit dem Gesetz die Demokratie „von innen
       heraus stärken“ und hierfür aktive Projekte „endlich auch als Bund
       verlässlich und umfassend fördern“ zu wollen. „Bürgerinnen und Bürger, die
       in Zeiten der Pandemie begonnen haben, an der Demokratie zu zweifeln,
       wollen wir wieder für sie gewinnen.“ Das Engagement der Projekte sei „der
       beste Schutz gegen Extremismus und gegen Angriffe auf politische
       Institutionen, die freie Wissenschaft und unabhängige Medien“, so Faeser.
       
       Auch Familienministerin [7][Paus] betonte: „Demokratie ist nichts
       Selbstverständliches“. Sie sei „überzeugt, dass uns gesellschaftlicher
       Zusammenhalt widerstandsfähig gegenüber Krisen macht“. Deshalb sei eine
       noch stärkere Unterstützung für Demokratieprojekte so wichtig.
       
       ## „Abstraktes Gesetz, das wenig ändern dürfte“
       
       In zivilgesellschaftlichen Initiativen war zuletzt aber Kritik an der
       konkreten Umsetzung des Demokratiefördergesetzes durch Faeser und Paus laut
       geworden. „Was aus der Politik nach außen dringt, ernüchtert“, erklärte
       zuletzt die [8][Amadeu-Antonio-Stiftung]. „Geplant ist ein abstraktes
       Gesetz, das für die Projekte wenig ändern dürfte.“
       
       Auch der Bundesverband Mobile Beratung forderte, das Gesetz müsse die
       Beteiligung der Zivilgesellschaft „verbindlich festschreiben“ – etwa mit
       einem unabhängigen Fachbeirat, der die Umsetzung des Gesetzes und
       Förderrichtlinien begleite. Auch brauche es konkrete Ziele, wie etwa eine
       Mindestsumme für die Förderung. Weil das bisher fehlt, wollen mehrere
       zivilgesellschaftliche Organisationen am Dienstag einen eigenen Entwurf für
       ein Demokratiefördergesetz vorstellen.
       
       25 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Union-blockiert-Gesetzesvorhaben/!5778171
 (DIR) [2] /Vorstoss-von-Faeser-und-Spiegel/!5837695
 (DIR) [3] /So-viel-politische-Kriminalitaet-wie-nie/!5850773
 (DIR) [4] /Bundesprogramm-Demokratie-leben/!5637044
 (DIR) [5] /Union-blockiert-Gesetzesvorhaben/!5778171
 (DIR) [6] /Vorstoss-von-Faeser-und-Spiegel/!5837695
 (DIR) [7] /Lisa-Paus-zur-Kindergrundsicherung/!5858315
 (DIR) [8] /Gruenderin-der-Amadeu-Antonio-Stiftung/!5841805
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Konrad Litschko
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Demokratie
 (DIR) Ampel-Koalition
 (DIR) Nancy Faeser
 (DIR) Lisa Paus
 (DIR) Amadeu-Antonio-Stiftung
 (DIR) Zivilgesellschaft
 (DIR) Rechtsextremismus
 (DIR) Schwerpunkt Rechter Terror
 (DIR) Rechtsradikale
 (DIR) GNS
 (DIR) Nancy Faeser
 (DIR) Antisemitismus
 (DIR) Demokratie
 (DIR) Bürgerrechte
 (DIR) Demokratie
 (DIR) Demokratie
 (DIR) Prävention
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Langfristige Förderung von Projekten: Demokratiefördergesetz beschlossen
       
       Jahrelang wurde gerungen, nun einigt sich die Ampel auf eine dauerhafte
       Förderung für Demokratieprojekte. Doch es gibt Kritik von verschiedener
       Seite.
       
 (DIR) Antisemitismus auf documenta 15: Das Sagbare verschoben
       
       Dass die documenta 15 ein Problem mit Antisemitismus hatte, ist klar. Die
       Langzeitwirkungen dieser verunglückten Ausstellung indes sind fatal.
       
 (DIR) Förderung von Demokratieprojekten: 500 Millionen Euro gegen rechts
       
       Die Ampel plant ein Demokratiefördergesetz. Initiativen finden das zu
       unkonkret und legen einen eigenen Entwurf vor. Inklusive klarer
       Finanzforderung.
       
 (DIR) Demokratie und Bürgerbeteiligung: Paternalismus in Reinkultur
       
       Erklärungen, die das Ziel haben, Widerspruch abzuschmettern, sind ein
       Problem. Gerade jetzt sind öffentliche Debatten an der Basis notwendig.
       
 (DIR) Fachkonferenz zur Demokratieförderung: Für eine wehrhafte Demokratie
       
       Mit einer Fachkonferenz nimmt die Ampel am Mittwoch die Arbeit an einem
       Demokratiefördergesetz auf. Verbände und Expert:innen stellen
       Forderungen vor.
       
 (DIR) Vorstoß von Faeser und Spiegel: Demokratiefördergesetz auf dem Weg
       
       Nach langem Ringen legen die Innen- und Familienministerin ein Konzept für
       ein Demokratiefördergesetz vor. Einiges aber bleibt noch offen.
       
 (DIR) Union blockiert Gesetzesvorhaben: Demokratiefördergesetz gescheitert
       
       Als Lehre aus rechten Anschlägen sollten Demokratieprojekte langfristig
       gefördert werden. Die SPD-Fraktion sieht das Gesetz als ergebnislos.