# taz.de -- Scholz und Lindner im Haushaltsstreit: Der Kanzler macht Ansagen
       
       > Im Haushaltsstreit der Ampel stellt sich der Kanzler Olaf Scholz hinter
       > Finanzminister Lindner. Zugleich fordert er aber einen Mindestlohn von 15
       > Euro.
       
 (IMG) Bild: Stellt sich hinter Finanzminister Christian Lindner: Kanzler Olaf Scholz
       
       BERLIN dpa/afp/rtr | [1][Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD)] hat die Ressorts
       der Ampel-Regierung zum Sparen im Haushalt 2025 aufgefordert und sich an
       die Seite von Finanzminister Christian Lindner (FDP) gestellt. „Der
       Finanzminister hat den Ressorts Limits genannt? Das war mit mir
       abgesprochen“, sagte Scholz in einem Interview mit dem Magazin Stern. Bis
       Anfang Juli müssten nun Wünsche und Wirklichkeit in Einklang gebracht
       werden. „Ich setze darauf, dass sich alle ihrer Verantwortung bewusst sind
       und wir das gemeinsam hinkriegen“, fügte der SPD-Politiker hinzu.
       
       [2][Lindner hatte zuvor zu hohe Etatanmeldungen für den Haushalt 2025
       kritisiert]. Auf die Frage, ob Lindner ein guter Finanzminister sei,
       antwortete Scholz mit „natürlich“. „Der Finanzrahmen für den Bundeshaushalt
       ist klar, den geben die Steuereinnahmen und die Verfassung vor“, fügte
       Scholz in Anspielungen auf die Debatte über eine Ausnahme von der im
       Grundgesetz verankerten Schuldenbremse hinzu. „Wir sollten uns das Leben
       nicht zu leicht machen. Jetzt ist erst mal schwitzen angesagt“, fügte der
       Kanzler mit Blick auf die Ressorts hinzu. Scholz hatte bereits vor wenigen
       Tagen betont, dass er mit einem Kabinettsbeschluss für den Etat 2025 Anfang
       Juli rechne.
       
       Der Kanzler wollte nicht sagen, wo er sparen würde. „Ich habe da meine
       Vorstellungen“, sagte er lediglich. Sicherlich seien die finanziellen
       Folgen des Ukrainekriegs mit Kosten für Flüchtlinge, Waffenlieferungen und
       Aufbauhilfen deutlich spürbar. „Und: Wir dürfen uns weder am sozialen
       Zusammenhalt versündigen noch darauf verzichten, das Wachstum anzukurbeln“,
       fügte er hinzu.
       
       Zudem bekräftigte der Kanzler, dass er über die Bundestagswahl hinaus
       Regierungschef bleiben wolle – und gab [3][CDU-Chef Friedrich Merz] keine
       Chance auf einen Sieg. „Das ist sehr, sehr unwahrscheinlich“, sagte Scholz
       auf die Frage des Sterns, wie groß die Chance für einen Millionär mit
       Privatjet sei, Kanzler zu werden. Scholz hatte bereits am Samstag gesagt,
       er erwarte und begrüße, dass Merz Kanzlerkandidat der Union werde.
       
       ## Scholz will Mindestlohn von 15 Euro
       
       Zugleich sprach sich Scholz dafür aus, [4][den Mindestlohn in Deutschland]
       in zwei Schritten auf 15 Euro zu erhöhen. „Ich bin klar dafür, den
       Mindestlohn erst auf 14 Euro, dann im nächsten Schritt auf 15 Euro
       anzuheben“, sagte Scholz. Er wiederholte seine Kritik an der
       Mindestlohnkommission, die diesen auf derzeit 12,41 Euro angehoben und sich
       auf eine Steigerung auf 12,82 Euro Anfang 2025 verständigt hat. Die
       Arbeitnehmer haben eine höhere Anhebung gefordert, was die
       Arbeitsgebervertreter ablehnten.
       
       „Nach der Anhebung auf 12 Euro zu Beginn dieser Wahlperiode haben einige
       Mitglieder der Mindestlohnkommission, die die jährlichen Anhebungen
       vornehmen soll, leider mit der sozialpartnerschaftlichen Tradition
       gebrochen, einvernehmlich zu entscheiden“, sagte Scholz. Eigentlich hatte
       die Bundesregierung betont, dass sich die Politik nur ein einziges Mal in
       die Mindestlohn-Findung einmischen werde, die wegen der Tarifautonomie von
       Arbeitnehmern und Arbeitgebern ausgehandelt wird.
       
       ## Eine Frau als Bundespräsidentin gewünscht
       
       Schließlich ist es aus Sicht von Scholz auch an der Zeit, dass eine Frau
       als Bundespräsidentin an die Staatsspitze rückt. „Ich würde mich freuen,
       wenn wir 2027 eine Frau ins Schloss Bellevue wählten“, sagte er dem Stern.
       
       Seit 1949 gab es in der Bundesrepublik zwölf Bundespräsidenten – alles
       Männer. In den zurückliegenden Jahrzehnten gab es zwar immer wieder
       Kandidatinnen wie etwa die Sozialdemokratin Gesine Schwan, aber gewählt
       wurde stets ein Mann. Auch unter den Kanzlern gab es seit Bestehen der
       Bundesrepublik erst eine Frau: Angela Merkel (CDU) regierte von 2005 bis
       2021. Zurzeit amtiert Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Die zweite
       und damit letzte Amtszeit des 68-Jährigen endet 2027.
       
       14 May 2024
       
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